Olpe. Auch ihr Mann muss sich wegen Urkundenfälschung verantworten. Beide werden verurteilt.

Corona und die Folgen: Das damit verbundene Impfgeschehen führte ein junges Pärchen aus Lennestadt am Mittwoch auf die Anklagebank des Olper Amtsgerichtes. Es ging um einen gefälschten Impfpass, den die 23-Jährige am 7. Dezember 2021 bei ihrem Arbeitgeber in Attendorn per WhatsApp-Foto vorgelegt hatte. Ihr Ehemann (25) hatte das falsche Dokument besorgt.

„Seit 24. November 2021 gab es die Testpflicht am Arbeitsplatz. Um die 3-G-Regel zu umgehen, hat die Angeklagte den Impfpass versandt. Beiden war bewusst, dass der Impfausweis eine Fälschung war“, sagte Amtsanwältin Müller-Lück in der Anklage. Der Ausweis gaukelte dem Arbeitgeber vor, dass die junge Frau bei einem Arzt in Dortmund zweimal mit Biontech geimpft worden sei. Diese Arztpraxis kennt sie aber gar nicht. Ihr Mann hatte sich den gefälschten Impfpass am 24. November 2021 in Elspe bei einem Bekannten für 250 Euro gekauft. Richter Peter Krumm nahm das sichergestellte gefälschte, gelbe Dokument, das täuschend echt aussah, im Gerichtssaal von der Amtsanwältin in Empfang. Der Impfausweis wird jetzt vernichtet.

Angst wegen Vorerkrankung

Verteidiger Carsten Marx gab im Namen der Frau eine Erklärung ab und räumte alle Vorwürfe ein: „Wir haben das eingehend vorbesprochen. Die Anklage ist vollkommen richtig. Der Impfpass ist eine Totalfälschung. Die Angeklagte bedauert das außerordentlich. In der Familie sind alle geimpft und stehen auch zur Impfung. Nur sie hat eine Sonderrolle. Sie hat einfach Angst wegen einer Vorerkrankung. Die Ärzte konnten ihr nicht sagen, dass es ohne Nebenwirkung für sie ist. Sie geriet in eine Drucksituation, etwas vorlegen zu müssen.“

Die Frau habe das unbedingt durchsetzen wollen mit dem gefälschten Impfpass, so Verteidiger Marx: „Ihr Mann wollte das nicht, es gab richtig Streit.“ Dies bestätigte die 23-Jährige: „Das war meine Idee. Wir haben zwei, drei Wochen jeden Tag gestritten. Wenn es mein Mann nicht für mich gemacht hätte, hätte ich den beschafft.“ Sie habe im Attendorner Geschäft wie ein Hund in der Kellertreppe stehen müssen, weil sie keinen Test hatte: „Das hat mich so belastet. Da habe ich gedacht, ich muss etwas dagegen tun, ohne mich impfen zu lassen.“

Zum Einwurf von Richter Krumm, dass doch mit einer täglichen Testung alles in Ordnung gewesen sei, meinte die Frau: „Dieser ganze Stress, der dahintersteht. Diese Testung jeden Tag wäre eine Qual gewesen.“

Keine Einstellung

Eine Einstellung des Verfahrens gegen den Mann kam für den Richter nicht in Frage: „Ich möchte gerade diese Art von Delikten hier nicht ohne ein Urteil stehen lassen.“ Amtsanwältin Müller-Lück ging von einer Mittäterschaft des Mannes aus. Er habe ein Interesse gehabt, den Pass selbst zu besorgen, damit seine Frau dies nicht machen müsse. Für beide nicht vorbestraften Angeklagten seien Geldstrafen ausreichend, so die Amtsanwältin: 1500 Euro für die Frau, 2000 Euro für den Mann. Verteidiger Marx meinte, dass der 25-Jährige nur Gehilfe gewesen sei: „Sie allein hat das geplant und ihn emotional dazu gezwungen.“

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Richter Peter Krumm verurteilte beide zu jeweils 1500 Euro Geldstrafe. „Nicht die Beschaffung des gefälschten Impfpasses, sondern die Vorlage beim Arbeitgeber ist der Tatvorwurf. Das ist eine gefälschte Urkunde.“ Da reiche es auch aus, wenn der Pass per Foto über WhatsApp verschickt worden sei. Die 23-Jährige sei die treibende Kraft gewesen, so Richter Krumm: „Die Frau hat ihm, salopp gesagt, die Pistole auf die Brust gesetzt.“