Attendorn. Ab Juni wird das Zentrallager für 25 neue Strommasten in Attendorn eingerichtet. Täglich sollen acht Lkw-Transporte mit Baumaterial erfolgen.

Der Neubau der Höchstspannungsleitung auf dem Gebiet der Stadt Attendorn rückt näher. Auf einer jetzt noch landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Nordumgehung – zwischen der Wiesbadener Straße, der Märkischen Straße und der Straße im Schwalbenohl – wird ab Juni der zentrale Lagerplatz für die 25 neuen Masten, drei davon in Plettenberg, der künftigen 380-KV-Freileitung eingerichtet. Von dort werden die Baustellen von der Oestertalsperre bis zum Baubetriebshof mit Material versorgt. Für den Netzbetreiber Amprion übernimmt die Firma SPIE SAG die aufwändigen und umfangreichen Arbeiten, die bis Ende 2026 abgeschlossen sein sollen.

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Die SPIE-Niederlassung Montabaur ist für den sogenannten Teilabschnitt B 4 „Oestertalsperre bis Baubetriebshof“ mit 25 Leitungsmasten zuständig. Die Weiterführung der Trasse vom Baubetriebshof durch das Repetal bis Kreuztal – der sogenannte Teilabschnitt C – ist noch nicht vergeben. Für den Teilbereich B 4 liegt der Planfeststellungsbeschluss bereits vor, es darf also gebaut werden. Als zentrale Lagerstelle hat die Stadt Attendorn eine Fläche von vier Hektar neben dem Lärmschutzwall an der Nordumgehung zur Verfügung gestellt. Bis Ende Oktober soll das Material mit Lkw angeliefert, gelagert und dann nach und nach verbaut werden.

Projektleiter Olaf Bernhardt (links) und Dean Marcoux (rechts) von der Firma SPIE SAG GmbH stellen die Pläne für das zentrale Lager an der Nordumgehung vor. 
Projektleiter Olaf Bernhardt (links) und Dean Marcoux (rechts) von der Firma SPIE SAG GmbH stellen die Pläne für das zentrale Lager an der Nordumgehung vor.  © Martin Droste

Die Zufahrt erfolgt ausschließlich über die Nordumgehung von der Wiesbadener Straße, nicht durch das angrenzende Wohngebiet. Täglich sind acht Transporte mit Baumaterial vorgesehen, bis Ende Oktober rund 600 Touren. „Etwas Lärmbelästigung wird es geben“, wollte Projektleiter Olaf Bernhardt auf einer Informationsveranstaltung der Stadt nichts schönreden. „Wir hoffen, dass alles im Rahmen bleibt“, antwortete einer der wenigen erschienenen Anlieger.

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Auf die Anwohner vor allem der Meisen- und Lerchenstraße soll Rücksicht genommen werden. „Die Arbeiten auf der Lagerfläche laufen nur von montags bis freitags von 7.30 bis 17 Uhr“, betonte Ludger Gabriel von der Stadtverwaltung. Der Abstand zu den Grundstücksgrenzen und zur neuen Asylunterkunft beträgt 20 Meter. Dass an den Wochenenden auch an den Leitungsmasten gebaut wird, wollte Projektleiter Bernhardt von der SPIE SAG GmbH nicht ausschließen.

„Die Materialien müssen ja irgendwo gelagert werden“, begründete Bürgermeister Christian Pospischil auf der Infoveranstaltung in der Mensa der Sekundarschule die Entscheidung der Stadt. Weil in diesem Bereich an der Nordumgehung ohnehin zwei neue Leitungsmasten errichtet werden und die alte Leitung abgebaut wird, hat die Kommune diese Fläche ausgewählt, „um den Bau der dringend benötigten Leitungstrasse durch die Hansestadt Attendorn adäquat zu unterstützen“.

Firmenvertreter wollen Rücksicht auf Betroffene nehmen

Die zentrale Lagerstelle wird mit einem Bauzaun und Sichtschutz versehen und überwacht. Auf dem Gelände werden provisorische Schotterwege errichtet. Gelagert werden hier in den nächsten Jahren unter anderem Seiltrommeln, Mastbauteile aus Stahl, Betongewichte und Stromkreismaterial. Baustart soll an der Oestertalsperre sein. Nach dem Abbau der alten Masten werden provisorische Leitungen verlegt. „Die sehen aus wie Legoteile“, informierte Dean Marcoux von der Firma SPIE.

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„Wir wollen Rücksicht nehmen“, versprechen die beiden Firmenvertreter und bieten den Betroffenen an „direkt anzurufen“, sollte es offene Fragen geben. Kontakt: olaf.bernhardt@spie.com und dean.marcoux@spie.com.

Die Stadt Attendorn hat bereits die Zeit nach dem Bau der neuen Höchstspannungsleitung und dem Rückbau der zentralen Lagerstätte an der Nordumgehung im Blick. Nach Auskunft von Bürgermeister Pospischil soll im neuen Regionalplan die bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche als „Siedlungsbereich“ ausgewiesen werden. Ein entsprechender Antrag bei der Bezirksregierung ist eingereicht worden. Geplant ist aber keine Wohnbebauung zwischen Attendorn und Ennest, sondern ein grüner Freizeitbereich.

>>> BÜRGER, POLITIK UND AMPRION EINIGEN SICH AUF KOMPROMISS

  • Die neue Höchstspannungsleitung – eine 380-KV-Freileitung mit weniger Masten, die aber stellenweise doppelt so hoch wie die alten sind – zwischen Attendorn und Ennest in diesem laut Bürgermeister Christian Pospischil „engsten Bereich zwischen zwei Siedlungsbereichen“ war lange Zeit umstritten.
  • Am Ende einigten sich Bürger, Politik, Behörden und Netzbetreiber Amprion in einem Moderationsprozess auf einen Kompromiss mit einer leicht veränderten Trassenführung und schlankeren Masten. Die Höchstspannungsleitung auf Attendorner Stadtgebiet ist Teil der 380-KV-Freileitung von Dortmund Kruckel nach Dauersberg in Rheinland-Pfalz.