Attendorn. Nach dem Zusammenstoß mit einem Zug in Attendorn wird das Tier von seinen Schmerzen erlöst. Für die Feuerwehr keine alltägliche Rettung.

Der Jungbulle, der am vorletzten Wochenende von einem Zug im Attendorner Ortsteil Wamge angefahren wurde, ist am Samstag eingeschläfert worden. „Er kam nicht mehr auf die Beine, die inneren Verletzungen müssen zu schlimm gewesen sein“, erklärt der Tierbesitzer, ein Landwirt im Nebenerwerb (52), auf Nachfrage dieser Redaktion. Um den halbjährigen Bullen, der nicht mehr an den Euter seiner Mutter fand und nur noch im Stall lag, von seinen Schmerzen zu erlösen, setzte der Tierarzt am Samstag die finale Spritze.

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„Es ist wirklich traurig. Er war vor dem Unfall kerngesund und entwickelte sich prächtig. Ich hatte allerdings schon während der vergangenen Woche das Gefühl, dass seine Mutter, die einen sehr ausgeprägten Instinkt besitzt, mit ihrem Kalb abgeschlossen hatte.“ Sie hatte offenbar geahnt, dass ihr Kalb nicht mehr zu Kräften finden würde.

Spezielle Rettungsplattform

Während der Landwirt an jenem Unglückstag seine Herde vom Stall auf die Weide führte, brach der Jungbulle aus und rannte bis zum Bausenberg-Tunnel, wo er schließlich vom Zug getroffen wurde. Der hinzugerufene Tierarzt schloss auf den ersten Blick Knochenbrüche aus und äußerte noch die Hoffnung, dass das Tier Glück im Unglück gehabt haben könnte. Mitnichten, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Ein besonderer Einsatz war diese Tierrettung auch für die Feuerwehr. Mehr als 20 Einsatzkräfte aus dem Ihnetal halfen dabei, den schweren Jungbullen aus dem Gleisbett auf eine spezielle Rettungsplattform zu heben, um ihn dann aus dem Tunnel herauszuschieben. Dieses Gerät wird von der Bahn speziell für Bahnunfälle an verschiedenen Punkten bereit gestellt, wie beispielsweise am Tunnel. „Zur Routine gehört ein solcher Einsatz ganz sicher nicht“, betont Tobias Bock, Feuerwehrchef in der Hansestadt. Er war bei dem Einsatz selbst vor Ort. „Wir führen zwar immer mal wieder Tierrettungen durch, so richtig ausgebildet sind wir dafür aber nicht. Man kann solche Einsätze auch wirklich schlecht trainieren.“

Tierhebegeschirr gekauft

Was bei dem Einsatz in Wamge allemal geholfen habe, sei, dass der Besitzer des Tieres, der erfahrene Landwirt, sowie ein Tierarzt vor Ort waren. „Wir haben auf dem Lande den Vorteil, dass wir bei solchen Tierrettungen auf die Expertise der Landwirte vertrauen können. Denn wie sollen wir beurteilen, wie es dem Tier geht“, erklärt Bock. Deswegen sei es für die Feuerwehren wichtig, den Kontakt zu solchen Experten zu haben – das gelte beispielsweise auch für solche Momente, in denen die Feuerwehren gerufen werden, um ausgebüxte Schlangen wieder einzufangen. Bock: „Schlangenfunde kommen immer häufiger vor. In der Einsatzvorplanung sprechen wir schon darüber, wen man in solchen Fällen ansprechen kann.“

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Und er nennt noch ein anderes Beispiel: Gerade auf dem Lande komme es immer mal wieder vor, dass Kühe in Güllebehälter landen und aus ihrer misslichen Situation vor der Feuerwehr befreit werden müssen. Für genau dieses Szenario hat die Attendorner Wehr unlängst ein Tierhebegeschirr gekauft. Dieses Hilfsmittel kann an einem in Ennest stehenden LKW-Kran befestigt werden. Und wenn dann tatsächlich eine Kuh im Güllebehälter landet, kann die Feuerwehr unverzüglich Hilfe leisten. Wie auch bei dem Jungbullen, den sie mit der Rettungsplattform aus dem Tunnel herausholte. Am Ende leider vergeblich. Das Tier wurde am Wochenende eingeschläfert.