Attendorn. Dennoch blick Geschäftsführer Jörg Dornseifer nach einer lebhaften Diskussion im Attendorner Rat positiv in die Zukunft. Darum geht’s:
Der Attendorner Stadtrat hat am Donnerstagabend den Bauantrag der Roloff Immobilien GmbH, in deren Gebäude am Südwall seit Mitte dieses Jahres der Dornseifer-Markt beheimatet ist, einstimmig – bei einer Enthaltung – zurückgestellt. Gleichzeitig betonten alle Fraktionen unisono, dass sie hinter den umfangreichen Umbau- und Modernisierungsplänen des Hünsborner Familienunternehmens stehen würden.
„Dieser Markt wird seit vielen, vielen Jahren sehr gut frequentiert und ist ein fester Bestandteil der westlichen und südlichen Innenstadt“, betonte die neue CDU-Fraktionschefin Birgit Haberhauer-Kuschel und ergänzte: „Dass die neuen Betreiber diesen Markt zukunftssicher aufstellen wollen, ist absolut zu begrüßen.“ Bekanntlich führt Dornseifer den früheren Rewe-Markt „Auf der Tränke“ fort und plant laut Geschäftsführer Jörg Dornseifer, am Südwall einen der modernsten Supermärkte in Südwestfalen zu errichten.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedarf es jedoch einiger Umbauten. Die sehen zunächst vor, dass die Sozialräume vom Obergeschoss ins Erdgeschoss umziehen und hier den Leerstand bereinigen. Anschließend soll der Verbrauchermarkt modernisiert werden, unter anderem durch den Abbruch von Trennwänden. Ein Plan, dem sich einige Fallstricke entgegenstellen. „Wir stehen vor einem rechtlichen Geflecht an Vorgaben und der Rahmen gibt uns nur wenig Spielraum“, erklärte Haberhauer-Kuschel, die sich als Juristin mit der Materie natürlich besser auskennt als viele ihrer Ratskollegen. Denn für den Laien wird es an dieser Stelle kompliziert, prallen doch verschiedene Rechtsauffassungen aufeinander.
Der erste Knackpunkt:
Dornseifer will seine Verkaufsfläche innerhalb des Verbrauchermarktes vergrößern – auf rund 3800 Quadratmeter. Der Bebauungsplan, Anfang der 90er Jahre aufgestellt, sieht an dieser Stelle jedoch nur 3600 Quadratmeter vor.
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Schon aus diesem Grunde sei der Bauantrag nicht genehmigungsfähig, hatte Uwe Waschke, Amtsleiter für Planung und Bauordnung, im Gespräch mit dieser Redaktion kürzlich erklärt. Dornseifer und die Immobilien-Eigentümer berufen sich allerdings nicht auf den Bebauungsplan, sondern auf „die wesentlich älteren Baugenehmigungen von 1983 und 1987, in denen sogar eine Verkaufsfläche von 3940 Quadratmeter genehmigt ist“, erklärt Jörg Dornseifer. Aus diesem Blickwinkel betrachtet würde die Verkaufsfläche gar reduziert.
Der zweite Knackpunkt:
Im gültigen Bebauungsplan ist die Fläche „Auf der Tränke“ als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung SB-Warenhaus gekennzeichnet. So ein Warenhaus, das machte Verwaltungsrechtler Dr. Olaf Bischopink im Rat deutlich, sei gekennzeichnet durch den Verkauf von Lebensmitteln, zu einem gewissen Anteil aber auch durch den Verkauf von Non-Food-Artikeln. Bischopink: „Dornseifer will jedoch ein Lebensmittelvollsortimenter werden“.
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Heißt: Das Sortiment passe nicht mehr zum eigentlich Kern eines SB-Warenhauses. Das wiederum stellte Winfried Richard, Fraktionschef der UWG, in Frage: „Wer sagt eigentlich, wie ausgewogen der Verkauf von Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln sein muss?“
Der dritte Knackpunkt:
Der Dornseifer-Markt liegt nicht im zentralen Versorgungsbereich, der im Einzelhandelskonzept festgeschrieben ist – auch wenn es sich nur um ein paar Meter handelt. Großflächige Einzelhandelsbetriebe, das verdeutlichte Bernd Strotkemper (SPD), gehörten aber in den zentralen Bereich. Andernfalls würde die Versorgungsstruktur mit Lebensmitteln im gesamten Stadtgebiet in Frage gestellt, so der SPD-Mann aus Ennest. Die Menschen aus der Süd- und Weststadt, entgegnete Sascha Koch (CDU), würden indes nicht verstehen, warum ausgerechnet die Tränke nicht im zentralen Versorgungsbereich liegt.
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Und auch der Eigentümer sieht hier keine Probleme: „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Modernisierung schädlich für die Innenstadt oder andere Standorte sein könnte. Der Rewe ist ja bereits seit Jahren vor Ort.“
„Wir müssen aus diesem Dilemma heraus. Wie sollen wir den Bürgern das noch erklären“, betonte FDP-Fraktionschef Ralf Warias und bekam Unterstützung von Bernd Strotkemper: „Es gibt viele Fragen, die wir dringend lösen müssen. Wir brauchen ein neues Planverfahren und müssen am Ende einen Konsens schaffen.“ Und Wendelin Heinemann (Grüne) erklärte, dass man die Kuh so schnell wie möglich vom Eis holen müsse.
Jörg Dornseifer, der die rege Diskussion in der Attendorner Stadthalle verfolgte, blickt trotz des zunächst zurückgestellten Bauantrags optimistisch in die Zukunft: „Ich sehe nun dank der Politik Gestaltungsspielräume, die ich bislang noch nicht gesehen habe.“ Deshalb kam auch aus Reihen der Politik der Hinweis, dass sich alle Beteiligten möglichst schnell an einen Tisch setzen und einen neuen Bebauungsplan, mit dem alle Seiten am Ende leben können, aufstellen sollten.