Rönkhausen. Der Lenscheid ist in Richtung Sundern für Motorradfahrer an Sonn- und Feiertagen wieder gesperrt. Trotzdem halten sich viele nicht daran.
Seit dem 1. April ist der Lenscheid (L 687) an Sonn- und Feiertagen für Motorradfahrer in Richtung Sundern wieder gesperrt. Während das Durchfahrtsverbot bei vielen Motorradfahrern für Kopfschütteln sorgt und vor zwei Jahren auch beklagt wurde, ist die Maßnahme mit Blick auf die Statistik ein Erfolgsmodell. Denn eines lässt sich nach den Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre sagen: Seitdem die beliebte Raserstrecke von April bis Oktober zwischen Rönkhausen und Sundern zeitweise bergauf gesperrt wird, geht die Zahl der Unfälle drastisch zurück.
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Im ersten Jahr dieser Sperrung ereigneten sich auf dem Streckenabschnitt nur noch drei Unfälle mit Motorradfahrern – sie alle waren bergab in Richtung Rönkhausen unterwegs. Also in die Richtung, die von der Sperrung nicht betroffen ist. Im vergangenen Jahr kam es dann zu keinem einzigen Motorrad-Unfall mehr. Zufall – oder doch eine Konsequenz der Sperrung? Michael Klein von der Direktion Verkehr bei der Polizei hält sich bei der Frage, ob es einen offensichtlichen Zusammenhang gibt, zwar zurück, er sagt aber auch: „Wir können mit der Statistik aus dem vergangenen Jahr schon punkten.“ Ähnlich äußert sich Heinz Kirchhoff, Leiter des Straßenverkehrsamtes beim Kreis Olpe: „Die Unfallbilanz spricht eine klare Sprache.“ Auch wenn das motorradunfreundliche Wetter im Sommer 2021 und der Zufallsfaktor eine Rolle bei dieser „weißen Weste“ gespielt hätten, so Kirchhoff.
Fünf Motorradfahrer starben
Vom Himmel fiel diese Entscheidung der Unfallkommission, die aus Vertretern von Polizei, Straßenverkehrsamt, Straßenbaulastträger (in diesem Fall Straßen NRW) und der Kommune (hier die Gemeinde Finnentrop) besteht, allerdings nicht. Viel mehr war sie eine Reaktion auf die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahrzehnt. Zwischen 2009 und 2019 kam es auf dieser Strecke zu etwa 60 Unfällen mit Motorradfahrern – die mit Abstand häufigste Unfallursache war Raserei. Fünf Mottoradfahrer verloren in diesem Zeitraum ihr Leben, hinzu kamen fast 40 Schwerverletzte.
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Das wollte und konnte die Unfallkommission nicht mehr mit ansehen. Die „Ultima Ratio“ lautet daher: Wir sperren die Strecke, zumindest zeitweise. Für Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde, eine mehr als richtige Entscheidung: „Diese Maßnahme trägt absolut Früchte. Wir haben auch nicht mit dem Hammer draufgehauen und gegenüber den Motorradfahrern verhältnismäßig agiert, in dem wir die Strecke nur in eine Richtung und nur zeitweise gesperrt haben“.
Eilantrag abgeschmettert
Das sehen viele Betroffene nicht so. Gemeinsam mit dem Bundesverband der Motorradfahrer klagte ein verärgerter Motorradfahrer im Frühjahr 2020 gegen die temporäre Sperrung, allerdings ohne Erfolg: Das Verwaltungsgericht Arnsberg schmetterte im Juli 2020 zunächst den Eilantrag ab, im November wurde dann das Hauptverfahren eingestellt. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass die Unfallkommission die Verhältnismäßigkeit gewahrt habe. „Zudem haben wir dem Gericht verdeutlichen können, dass alle anderen Maßnahmen, die wir in den Jahren zuvor versucht haben, nicht gefruchtet haben“, sagt Heinz Kirchhoff. Für Michael Wilczynski, 2. Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer, ist diese Sperrung trotzdem nicht akzeptabel – vor allem aus dem Grunde, dass der Verkehr nur verlagert werde. Sein Verband hatte seinerzeit auch gegen eine Vollsperrung an der Nordhelle geklagt – und Recht bekommen. Anders als bei der halbseitigen Lenscheid-Sperrung.
Unabhängig von diesen Zahlen weiß die Polizei darum, dass sich nicht alle Motorradfahrer an den sonnigen Wochenenden an das Streckenverbot halten. Jüngstes Beispiel: das Osterwochenende. Hier zählte die Polizei mehr als 30 Motorradfahrer, die das Verbot missachteten und ein Verwarngeld in Höhe von 50 Euro bezahlen mussten. Fuhren Sie hier aus Unwissenheit hoch? „Ich unterstelle den wenigsten Fahrern eine böse Absicht und glaube, dass viele Motorradfahrer gar nicht über die Sperrung Bescheid wissen“, sagt Klein. Wie viele Motorradfahrer das Streckenverbot in diesem und in den vergangenen beiden Jahren missachtet haben, darüber führe die Polizei keine Statistik. Anders als über die Zahl der Unfälle, die seit der Lenscheid-Sperrung drastisch zurückgegangen sind.