Kreis Olpe. Trotz Impfpflicht sind viele Menschen aus dem Gesundheitswesen im Kreis Olpe nicht geimpft. Ein Arzt wünscht sich mehr Druck von der Politik.

Seit Mitte März gilt für Mitarbeiter im Gesundheitswesen die gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht. In Arztpraxen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen müssen die Beschäftigten ihren Arbeitgebern also zwingend nachweisen, dass sie einen vollständigen Impfschutz besitzen. Können sie diesen Nachweis nicht erbringen, sind die Arbeitgeber dazu verpflichtet, das Gesundheitsamt zu informieren. Im Kreis Olpe gibt es aktuell 119 Beschäftigte, die nicht (vollständig) geimpft sind. 38 von ihnen arbeiten im Krankenhaus, 21 in verschiedenen Arztpraxen und 42 in Pflegeeinrichtungen. Diese Zahlen nennt der Kreis Olpe auf Nachfrage dieser Redaktion.

+++ Lesen Sie auch: Kreis Olpe: Bis zu 18 Monate warten auf einen Therapieplatz +++

Abwarten bis Gesundheitsamt ein Betretungs- oder Tätigkeitsverbot ausspricht

Die große Frage lautet: Was geschieht nun mit den betroffen, ungeimpften Mitarbeitern? Für Markus Feldmann, Sprecher der GFO, gilt derzeit die Devise: abwarten. „Wir warten ab, wie das Gesundheitsamt entscheidet und ob es ein Betretungs- oder gar Tätigkeitsverbot ausspricht. In diesem Fall dürfen wir unsere Mitarbeiter auch nicht mehr beschäftigen, die Vergütung fällt weg und wir können gegebenenfalls arbeitsrechtlich tätig werden“, erklärt Feldmann. In den beiden Krankenhäusern der Katholischen Hospitalgesellschaft in Olpe und Lennestadt, die zur GFO gehören, sowie in den GFO-Seniorenhäusern sind von den rund 1800 Beschäftigten 24 nicht geimpft – das mache einen Prozentanteil von 1,3 Prozent aus, so Feldmann. 350 Personen beschäftigt die GFO in der Altenhilfe, auch hier weniger als fünf Mitarbeiter (1,1 Prozent) betroffen.

Ein ähnlich großer Arbeitgeber ist auch der Caritasverband Olpe. Von dem mehr als 1800 Mitarbeitenden seien laut Vorstandsvorsitzender Christoph Becker nicht mehr als 30 Personen nicht geimpft, also rund 1,5 Prozent der Beschäftigten. „Das ist ein verschwindend geringer Anteil“, weiß Becker. Auch er wolle genauso wie Markus Feldmann zunächst abwarten. „Das Heft des Handelns liegt nicht bei uns. Laut Gesundheitsamt soll eine Anhörung der Personen erfolgen, ebenfalls werden wir angehört zu den Folgen eines möglichen Betretungsverbotes. Das kann nach unserer Info noch dauern. Wir entscheiden dann nach einem finalen Betretungsverbot, wie wir mit diesen Mitarbeitenden umgehen.“

+++ Lesen Sie auch: Finnentrop: Ohne Schild geblitzt – und das Geld ist weg +++

Einen konkreten Zeitrahmen kann auch Frank Japes, Fachdienstleiter Gesundheit beim Kreis Olpe, nicht nennen. „Wir werden in jedem Fall die Leute jetzt anschreiben, damit sie die erforderlichen Nachweise beibringen. Bekommen wir die nicht, sprechen wir ein Betretungs- oder Tätigkeitsverbot aus.“ Tatsächlich werde die einrichtungsbezogene Impfpflicht in einer Zeit, in der täglich neue Flüchtlinge aus der Ukraine in den Kreis Olpe kommen, nicht mit höchster Priorität behandelt.

Arzt ist enttäuscht von der Politik

Auch in der kommunalen Gesundheitskonferenz in dieser Woche war die einrichtungsbezogene Impfpflicht noch ein Mal Thema. Für Dr. Martin Junker, Hausarzt in Olpe und Leiter der KVWL-Bezirksstelle Lüdenscheid, sei sie eine „moralisch und ethisch unverzichtbare Forderung“. „Ich bin enttäuscht, dass die Politik bislang so wenig Druck in diesem Bereich ausgeübt hat.“ Die Zahl 119 klinge seiner Ansicht nach zunächst nicht sonderlich dramatisch. „Wenn diese 119 Menschen allerdings als Multiplikatoren auftreten, dann erschreckt mich das schon“, so Junker. Er sprach sich dafür aus, dass der Kreis bei der nun anstehenden Kontaktaufnahme Druck ausübe: „Diese Personen sollten sich Gedanken darüber machen, ob sie wirklich richtig in ihrem Beruf sind. Wenn sie in so einem sensiblen Bereich arbeiten, müssen sie ihre Patienten schützen. Dass sie sich impfen lassen, muss man ihnen abverlangen können.“