Kreis Olpe/Attendorn. Der Kreis Olpe als Betreiber des Impfzentrums kommt juristisch mit einem blauen Auge davon. Die Staatsanwaltschaft plant zumindest keine Anklage.

Die Verwechslung der Corona-Spritzen im Impfzentrum sorgte wenige Tage vor Heilig Abend über die Kreisgrenzen hinweg für ein großes mediales Aufsehen. Eine Mitarbeiterin, die am Heggener Weg in Attendorn Dienst hatte, verabreichte damals drei Kindern, die zu diesem Zeitpunkt sieben, zehn und elf Jahre jung waren, versehentlich das für Unter-Zwölfjährige nicht zugelassene Vakzin von Moderna – statt den vorgesehenen Impfstoff von Biontech. Die Impfpanne, für die sich Landrat Theo Melcher ausdrücklich entschuldigte, wird für den Kreis Olpe als Betreiber der Einrichtung in Attendorn juristisch ohne großes Nachspiel enden.

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Nach gut drei Monaten sind die polizeilichen Ermittlungen nämlich abgeschlossen und der zuständige Staatsanwalt Rainer Hoppmann ist sich nahezu sicher: Er wird das Verfahren, in dem seine Behörde in Siegen zunächst wegen des Anfangsverdachtes der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt hat, gegen Bezahlung einer Geldbuße einstellen und keine Anklage erheben. Der Vater eines betroffenen Geschwisterpaares hatte seinerzeit Anzeige erstattet.

Impfaktion mit 365 Kindern

„Ein Organisationsverschulden hat es nicht gegeben und vermutlich ist der Mitarbeiterin der Fehler aus dem Impfstress heraus unterlaufen. Ihr tut das auch sehr leid“, erklärt Hoppmann auf Nachfrage dieser Redaktion, warum er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Strafverfahren verzichten werde. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag vor Weihnachten während einer Kinderimpfaktion, die damals das gesamte Wochenende andauerte und bei der 365 Jungs und Mädchen gegen das Corona-Virus geimpft wurden. Mit Ausnahme der drei Kinder, die die falschen Spritzen erhielten und die laut Angaben der Kreisverwaltung keine gesundheitlichen Auffälligkeiten zeigten, liefen alle anderen Impfungen aber planmäßig und fehlerfrei.

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Der entscheidende Fehler sei laut Torsten Hundt, pharmazeutischer Leiter des Impfzentrums, durch eine farbliche Verwechslung der Impf-Schalen zustande gekommen. Statt einer orangen Impfschale mit dem Impfstoff von Biontech habe die Mitarbeiterin, so erklärte es Hundt unmittelbar nach Bekanntwerden des Fehlers bei einer Pressekonferenz, eine magentafarbene aus dem Kühlschrank herausgenommen, in der die Spritze mit Moderna lagerte. Der Fehler sei sozusagen „auf den letzten Metern“ vor der Impfkabine passiert.

Andere Tätigkeit für die Fachkraft

Die Fachkraft wurde nach dem Vorfall sofort aus dem Impfgeschehen genommen. „Sie ist im Rahmen des bestehenden Vertragsverhältnisses für andere Tätigkeiten ohne direkten Patientenkontakt weiter eingesetzt worden“, erklärt Stefanie Gerlach, Pressesprecherin des Kreises Olpe, auf die Frage, was aus ihr geworden sei.

Kinderimpfungen

Laut Angaben des Robert-Koch-Institutes sind im Kreis Olpe mehr als 2.800 Corona-Erst- und mehr als 2.500 Zweitimpfungen an Kinder von fünf bis elf Jahren verabreicht worden. Davon entfallen auf das Impfzentrum rund 2.100 Impfungen (Erst- und Zweitimpfungen).

Der Kreis Olpe wandte sich nach dem Vorfall an die Ständige Impfkommission (Stiko) mit der Bitte um eine fachmedizinische Einschätzung – ohne Rückmeldung, denn: „Bis heute liegt dem Kreis Olpe eine fachärztliche Einschätzung der Stiko nicht vor“, so Gerlach. Den damals von dem Fehler im Impfzentrum betroffenen Familien bot der Kreis zeitnah nach dem Vorfall Unterstützung und Begleitung durch das Gesundheitsamt an.