Kreis Olpe. Im Impfzentrum des Kreises Olpe in Attendorn hat eine Mitarbeiterin Moderna- mit Biontech-Spritzen verwechselt. Wie konnte es dazu kommen?

Landrat Theo Melcher nutzte die Pressekonferenz des Kreises, sich ausdrücklich bei den betroffenen Eltern und Kindern der Impfpanne zu entschuldigen. Im Namen des Kreises Olpe und im Namen der impfenden Fachkraft, der der Fehler sehr leid tue.

Gleichzeitig rekonstruierte er für die anwesenden Medien, was sich offenbar zugetragen habe: „Zu dem Fehler ist es am Sonntag gegen 11.30 Uhr im Impfzentrum des Kreises Olpe gekommen.“ Drei Kindern im Alter von 7, 10 und 11 Jahren sei statt Biontech der für Kinder nicht zugelassene Impfstoff von Moderna verimpft worden. Das sei den Eltern zweier betroffener Kinder aufgefallen, „aber auch der impfenden Fachkraft, die danach unmittelbar die Schichtleitung informiert hat“, so Melcher.

50 Mikrogramm Moderna verimpft

Sowohl der medizinische als auch der pharmazeutische Leiter des Impfzentrums hätten den Sachverhalt mit den betroffenen Eltern erörtert. Bei der weiteren Überprüfung sei bestätigt worden, dass ein drittes Kind betroffen sei. Die Kinder hätten eine Dosis von 50 Mikrogramm von Moderna erhalten. Sowohl der ärztliche Leiter, Stefan Spieren, als auch der Pharmazeutische, Dr. Torsten Hundt, erklärten auf Anfrage, die Dosis entspreche dem, wofür Moderna seine Kinderimpfung beantragt, aber noch keine Zulassung erhalten habe.

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Was der Kreis demnächst ausschließen wolle, sei, dass an einem Tag Kinder- und Erwachsenenimpfungen vorgenommen werden dürften. Dann sei eine Verwechslung ausgeschlossen.

Insgesamt seien bei der Kinderaktion von Freitag bis Sonntag 365 Kinder von 5 bis 11 Jahren geimpft worden. Melcher weiter: „Wir gehen von einem individuellen Fehler aus.“ Die Fachkraft sei nach dem Vorfall sofort aus dem Impfgeschehen genommen worden. Die weiteren Recherchen und Überprüfungen aller Listen ließen den Schluss zu, dass keine weiteren Kinder mit Moderna geimpft worden seien.

Kreis Olpe sucht Kontakt zur Stiko

Melcher: „Der Kreis wird sich an die Ständige Impfkommission (Stiko) wenden und um eine fachmedizinische Einschätzung des Vorfalles bitten.“ Zudem stehe Amtsärztin Dr. Claudia Lamprecht den betroffenen Eltern als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Alle Eltern, deren Kinder am Wochenende im Impfzentrum geimpft worden seien, sollten ihre Dokumente noch einmal überprüfen und sich gegebenenfalls an den Kreis wenden. Eltern, die sich Sorgen machen, können sich per E-Mail an impfdokumente@kreis-olpe.de oder telefonisch unter 02722-6575660 melden. Die Eltern der betroffenen Kinder, so der Landrat auf Anfrage, hätten bis jetzt keine Auffälligkeiten von ihren Kindern gemeldet.

Pressekonferenz des Kreises Olpe am Montag, 20. Dezember, nach der Impfpanne im Impfzentrum am Sonntag, 19. Dezember. Anwesend: Dr. Claudia Lamprecht (Amtsärztin des Kreises Olpe), Andreas Sprenger (Leiter Corona-Krisenstab), Landrat Theo Melcher, Andreas Sprenger, (medizinischer Leiter des Impfzentrums) und Dr. Torsten Hundt, pharmazeutischer Leiter des Impfzentrums). (von rechts) 
Pressekonferenz des Kreises Olpe am Montag, 20. Dezember, nach der Impfpanne im Impfzentrum am Sonntag, 19. Dezember. Anwesend: Dr. Claudia Lamprecht (Amtsärztin des Kreises Olpe), Andreas Sprenger (Leiter Corona-Krisenstab), Landrat Theo Melcher, Andreas Sprenger, (medizinischer Leiter des Impfzentrums) und Dr. Torsten Hundt, pharmazeutischer Leiter des Impfzentrums). (von rechts)  © WP | Josef Schmidt

Stefan Spieren, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, informierte darüber, dass der Moderna-Impfstoff auch in der am Sonntag eingesetzten Menge von 50 Mikrogramm schon in anderen Ländern bei Kindern eingesetzt worden sei. Der Genehmigungsprozess für Moderna laufe auch für Deutschland. Wann es soweit sei, wisse man nicht. Die 50 Mikrogramm Moderna würden derzeit als Boosterimpfung bei Älteren verwendet. Die Biontech-Kinderdosis liege aktuell bei 10 Mikrogramm.

Falsche Impfschale herausgenommen

Torsten Hundt, pharmazeutischer Leiter des Impfzentrums, erklärte den Ablauf und die farblichen Unterschiede der Impfschalen während der Impfaktion. Der entscheidende Fehler sei durch eine farbliche Verwechslung der Impfschalen entstanden. Statt einer orangen Impfschale mit dem Impfstoff von Biontech sei eine magentafarbene aus dem Kühlschrank herausgenommen worden, in der die Spritze mit Moderna lagere. Der Fehler sei sozusagen „auf den letzten Metern“ vor der Impfkabine passiert.

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Die Frage, ob die Mitarbeiterin, der der Fehler unterlaufen sei, möglicherweise farbenblind sei, verneinte Stefan Spieren ausdrücklich. Aber auch wer farbenblind sei, könne diese beiden Farben unterscheiden. Auch der frühe Zeitpunkt des Versehens weise nicht daraufhin, dass eine stressbedingte Ermüdung im Spiel gewesen sei. Die fragliche Mitarbeiterin sei erfahren und habe das gleiche Einarbeitungsprozedere durchlaufen wie alle anderen.

Landrat Melcher wies zum Schluss der Pressekonferenz daraufhin, der Kreis gehe davon aus, dass nicht noch weitere Kinder betroffen seien.