Attendorn. Die Gewerkschaft Ver.di erlaubt den verkaufsoffenen Sonntag beim Frühlingsmarkt in Attendorn. Wofür eine Projektgruppe die Köpfe zusammensteckt.

Die Gespräche mit der Gewerkschaft Ver.di haben den Verantwortlichen im Attendorner Rathaus in den vergangenen Jahren regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet. Und zwar immer dann, wenn die Stadt um eine Freigabe für ihre geplanten verkaufsoffenen Sonntage bat und die Gretchenfrage lautete: In welchem Umkreis um das eigentliche Event, etwa den Martini- oder Weihnachtsmarkt, dürfen die Händler ihre Türen öffnen? Gerade die Geschäftsinhaber rund um das Allee-Center mussten regelmäßig zittern, weil sie außerhalb der Wellen liegen und daher vom eigentlichen Veranstaltungsort häufig zu weit entfernt waren.

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Doch genau das soll sich in Zukunft ändern. Eine Projektgruppe, bestehend aus Vertretern von Stadt, Einzelhandel und Gastronomie, steckt nun die Köpfe zusammen und überlegt, welche Möglichkeiten es in Zukunft gibt, Veranstaltungen wie etwa den Weihnachtsmarkt, der normalerweise auf dem Alten Markt stattfindet, so auszudehnen, dass auch die Händler im Allee-Center sonntags für ein paar Stunden öffnen dürfen. Für Jürgen Weiskirch, Geschäftsführer von Ver.di für Südwestfalen, ist eines dabei grundsätzlich wichtig: „Es geht immer um die Frage von Besucherströmen und es darf niemals das Kaufinteresse im Fokus stehen.“ Oder anders ausgedrückt: der verkaufsoffene Sonntag darf immer nur ein „Anhängsel“ der eigentlichen Veranstaltung sein und und er muss sich auch räumlich gesehen an dem Event orientieren.

Tausende Besucher

Apotheker Christian Springob, Vorsitzender der Attendorner Werbegemeinschaft, wirbt im Sinne seiner Händlerkollegen eindringlich: „Es ist wichtig, dass das Allee-Center mit seiner Verkaufsfläche bei verkaufsoffenen Sonntagen einbezogen wird.“ Dafür sei eine Zusammenarbeit mit der Stadt grundsätzlich begrüßenswert, auch wenn Springob eben vor allem die Stadt – und nicht den Handel – in der Pflicht sieht.

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Wie das klappen kann und Ver.di auch vor dem Hintergrund der gesetzlichen Vorgaben im Ladenöffnungsgesetz NRW keinen Grund zum Einschreiten sieht, zeigt der bevorstehende Frühlingsmarkt am 23. und 24. April. Hier habe die Stadt Attendorn der Gewerkschaft glaubhaft vermitteln können, dass die Besucher nicht wegen der geöffneten Geschäfte am Sonntag (von 13 bis 18 Uhr), sondern wegen der Strahlkraft des Frühlingsmarktes in die Hansestadt kommen werden, so Weiskirch. Laut Stadt haben die Erfahrungen der Vor-Corona-Jahre gezeigt, dass je nach Witterung zwischen 15.000 und 20.000 Besucher zum Frühlingsmarkt in die Innenstadt kommen. Und das soll sich in diesem Jahr, wenn das Event anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Stadt mit einem besonders umfangreichen Programm lockt, nicht ändern – trotz der Pandemie.

Verschiedene Angebote

Die Wirtschaftsshow auf dem Parkdeck Feuerteich, eine Modenschau und weitere Bühnen für Kleinkünstler auf dem neu gestalteten Alten Markt, ein Kinderrummelplatz am Dom-Carré, ein Spielmobil vor dem Rathaus und ein Street-Food-Festival vor dem Kino werden die gesamte Stadt – inklusive Allee-Center und Kinovorplatz – mit Leben füllen (wir haben bereits berichtet). Die Stadt macht hierbei eine Vielzahl von Synergien aus und nennt ein Beispiel: „Das Street-Food-Festival (auf dem Kinovorplatz, Ergänzung der Red.) bietet eine Vielzahl von Leckereien und soll den Frühlingsmarkt um ein weiteres kulinarisches Angebot ergänzen. Daher werden Synergien, insbesondere mit Blick auf die Besucherströme, zwischen den verschiedenen Veranstaltungen prognostiziert.“ Ähnliches gelte auch für die Wirtschaftsshow auf dem Parkdeck Feuerteich.

Stadtrat tagt ab 17 Uhr

Der Stadtrat wird heute Abend in seiner Sitzung (ab 17 Uhr in der Stadthalle) eine entsprechende Verordnung für den verkaufsoffenen Sonntag am 24. April durchwinken. Im Haupt- und Finanzausschuss wurde dies bereits einstimmig beschlossen. Die Sitzung ist öffentlich.

Unterm Strich ist die Stadt also davon überzeugt, dass die gesamte Konzeption des Frühlingsmarktes mit all seinen Angeboten und Attraktionen innerstädtisch ein hohes Versorgungsbedürfnis auslöse – wiederum eine ganz wesentliche Voraussetzung für Ver.di, den Daumen zu heben. Insofern können all die Besucher Ende April nicht nur Frühlingsmarkt, sondern auch den Einzelhändlern am Sonntag einen kurzen Besuch abstatten.