Attendorn. Zum Jubiläum ihrer Stadt legten sich heimische Künstler ins Zeug. Was bei der Vernissage gesagt wurde.

Die Projektidee kommt von Marlies Backhaus, der Titel „Heimat, süße Heimat“ von der Malerin Uta Hoffmann: Zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt Attendorn stellen acht Kunstschaffende – für jedes Jahrhundert einer – im Südsauerlandmuseum ihre Kunstwerke aus.

Sie alle sind in Attendorn geboren und/oder aufgewachsen oder haben die Stadt als neue Heimat gewählt. Und sie zeigen die ganz persönliche Auseinandersetzung mit der hiesigen Natur und Landschaft, der Geschichte und der Gesellschaft, der eigenen Kindheit und dem aktuellen Umfeld.

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Bestens besucht war am Samstag die Vernissage: Marlies Backhaus gab ihrer Hoffnung Ausdruck, die Ausstellung möge auch in Anbetracht der Tatsache, dass das Verständnis für bildende Kunst „in der Provinz“ ein wenig im Schatten von gelebtem Brauchtum stehe, „eine bereichernde Randerscheinung im Jubiläumsjahr“ sein. Angesichts der großartigen Malereien, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Bewegtbildarbeiten, die mit ihrer Formsprache den Betrachter in ihren Bann ziehen, manchmal ganz offensichtlich, manchmal hintergründig mit dem Thema faszinieren, ist anzunehmen, dass diese Hoffnung wohl in Erfüllung geht.

Die stellvertretende Landrätin Sandra Ohm betonte, dass die Ausstellung einen spannenden Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion um Heimat darstelle, und hielt es mit dem Leitbild des Westfälischen Heimatbundes: „Heimat bedeutet Verantwortung. Sie ist nichts Selbstverständliches, sondern Aufgabe und Herausforderung. Heimat bedeutet sich kümmern, Sorge tragen füreinander. Hier handeln Bürger aktiv. Sie machen sich freiwillig stark für Kultur, Natur, Menschen.“

Persönliche Erlebnisse

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari erzählte ihre ganz persönliche Geschichte. Wie ihre Familie als Gastarbeiterfamilie nach Deutschland kam, schließlich in die Heimat Ankara zurückkehrte, um dann aufgrund des politischen Engagements des Vaters und des Militärputsches in der Türkei in den 1980ern wieder nach Deutschland zu kommen und hier neue Heimat zu finden. „Heimat ist Wertschätzung und Willkommensein und doch so viel mehr“, so Baradari, die einen Bogen zum Krieg in der Ukraine schlug: „So wie mir gesagt wurde: Du bist eine von uns“, hoffe ich, dass wir vielen neuen Menschen eine Heimat geben.“

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„Heimat besitzt viele Facetten. Die Ausstellung zeigt, dass die Idee der Heimat nicht nur einen einzigen Aspekt hat, sondern ohne Vielfalt und das Bunte nicht denkbar ist und erst dann ein sinnstiftender Teil unserer Gesellschaft ist“, sagte Bürgermeister Christian Pospischil. Heimat müsse immer wieder neu definiert und gestaltet werden. Die Ausstellung könne als Anregung und Auftrag an alle verstanden werden, nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft zu blicken.

Museumsleiterin und Kuratorin Monika Löcken unternahm in ihren Grußworten eine Exkursion zur Begrifflichkeit von Heimat. Angefangen bei der Etymologie über das Begriffsverständnis im Laufe der Jahrhunderte bis zum Heute mit neuen möglichen Inhalten eines alten, oft überbeanspruchten Wortes und der damit einhergehenden Frage: „Wie wollen wir Heimat verstehen? Und kann Kunst die Vielschichtigkeit von Heimat ansprechen oder vielleicht Aspekte hinzufügen?“ Die Ausstellung jedenfalls bietet dazu Perspektiven. Und natürlich lebt „Heimat, süße Heimat“ von der Neugier der Menschen, sich bewegen zulassen. Von den Malereien, Fotocollagen, Skulpturen, Installationen und Bewegtbildarbeiten, die Möglichkeiten und Raum geben für Vielstimmigkeit, längst Bekanntes neu zu finden und ganz frische Blicke. Und, wie Marlies Backhaus sagte: „Was man prosaisch Potpourri nennen könnte, fordert heraus, in der heterogenen Vielfalt nicht nur einen roten Faden, sondern vielleicht auch verbindende Sichtachsen und Narrative zu entdecken.“

Künstler und Öffnungszeiten

Die Künstler der Ausstellung sind: Marlies Backhaus, Jan Backhaus, Uta Hoffmann, Helmut Kraus, Susanne Siewer-Wolter, Volker Schnüttgen, Maeve von Ungern-Tannenberg, Arthur Baron von Aktion.

Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 14. Mai 2022. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 11 Uhr bis 18 Uhr. Samstags von 11 Uhr bis 15 Uhr. Sonntags von 13 Uhr bis 18 Uhr.