Schönau. Floristin Anna Tews aus Schönau konserviert Brautsträuße und erstellt daraus ein Kunstwerk. Bei der Übergabe wird es immer sehr emotional.

Es soll der schönste Tag im Leben sein. Romantisch, stimmungsvoll, fröhlich und voller Liebe. Ein Tag für die Ewigkeit. An dem man alle Erinnerungen festhalten möchte. Anna Tews (36) aus Schönau hat als Floristmeisterin schon unzählige Hochzeiten begleitet. Und trotzdem ist sie immer wieder aufs Neue berührt. Von den Geschichten, den Schicksalen, den Emotionen. „Mir bedeutet das sehr viel. Weil ich mit meiner Arbeit ein Teil von diesem Ganzen bin“, sagt sie. Ihre Sträuße sind das schönste Accessoire der Braut. Aber leider vergänglich. Doch Anna hat einen Weg gefunden, wie sie die Schönheit der Sträuße bewahren kann. Als gerahmtes Kunstwerk.

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Fast zwei Jahre, bis die passende Methode gefunden wurde

Vor etwa fünf Jahren hat Anna damit angefangen, Sträuße zu konservieren. Erst einmal solche, die sie für Shootings verwendet hatte. Neu ist die Technik nicht. „Man hat als Kind in der Schule zum Beispiel schon mal ein Herbarium angefertigt. Dafür musste man die einzelnen Blätter ja auch pressen und trocknen“, erklärt Anna. Doch dabei können auch unschöne Fehler passieren: Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit lässt die Blüten schimmeln, eine zu trockene und heiße Umgebung lässt die Blätter schnell einreißen. „Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, um eine passende Methode zu finden“, erinnert sich Anna und lacht.

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Vor allem Bräute, für die sie die Sträuße zur Hochzeit gesteckt hatte, fragten sie, wie sie die Blumen möglichst schonend trocknen könnten. „Eine vielversprechende Antwort konnte ich ihnen leider nicht geben.“ Dafür überlegte sich Anna etwas anderes: ein Konzept, wie der dreidimensionale Brautstrauß in ein zweidimensionales Bild verwandelt wird. Ein Bild, das die schönen Erinnerungen und die großen Gefühle konserviert.

Brautstrauß feucht halten und so schnell wie möglich übergeben

„Am besten ist es, wenn der Strauß so schnell wie möglich bei mir ankommt“, rät Anna. Das kann persönlich oder auch per Post passieren. Wenn der Strauß verschickt wird, sollte er in einem möglichst großen Karton verpackt werden, sodass nichts eingeknickt wird. Die Blumenstiele sollten in mit Wasser getränktes Papier eingewickelt und mit einer Plastiktüte befestigt werden. Wenn der komplette Strauß zusätzlich noch mit Wasser eingesprüht wird, bleiben die Blüten außerdem elastischer. Wenn der so präparierte Strauß bei Anna eintrifft, beginnt ihre Arbeit.

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Der Strauß wird vorsichtig in all seine Einzelteile zerlegt. Jede einzelne Blüte wird mit einer Pinzette abgezupft und mithilfe einer Blütenpresse behutsam getrocknet. „Ich habe bei mir extra einen Raum eingerichtet, damit die Blüten dort unter den bestmöglichen Bedingungen und in Ruhe trocknen können“, erklärt Anna. Wärme und Luftzirkulation spielen dabei eine entscheidende Rolle. Dabei braucht jede Blume unterschiedlich viel Zeit; die Blüten einer Rose trocknen beispielsweise schneller als die einer Chrysantheme. Zwischen zwei und vier Wochen brauchen die Blüten in der Regel, bis sie vollständig getrocknet sind. Mit Warten allein ist es allerdings nicht getan. „Ich muss jeden Tag das Papier wechseln, zwischen denen ich die Blüten trockne. Sonst können sie sich bräunlich verfärben.“

Die Übergabe ist ein emotionaler Höhepunkt

Anna versucht, möglichst alle Materialien aus dem Strauß zu verwenden. Stiele, Blätter, Blüten, Gräser oder auch Federn. Die getrockneten Einzelteile werden schließlich auf einem Bildträger angeordnet, um ein natürliches Muster zu erschaffen. Weil jeder Strauß anders ist, ist auch jedes Muster einzigartig. „Es gibt welche, die aus der Bildmitte heraus entstehen, andere sind eher grafisch oder verschlungen.“ Dementsprechend ist das Ergebnis immer eine Überraschung. Wenn jedes Element per Pinzette seinen Platz auf dem Bildträger gefunden hat, werden die Bestandteile fixiert. Dafür ist ein spezieller Kleber notwendig, der die Farbe und Oberflächenstruktur des Materials nicht verfälscht. Etwa drei Monate dauert es, bis aus dem geliebten Brautstrauß ein unvergessliches Bild entstanden ist. Die Übergabe ist dann ein emotionaler Höhepunkt: „Mir sind bisher jedes Mal die Tränen gekommen“, erzählt Anna.

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Etwa 60 Brautstrauß-Kunstwerke hat Anna bereits erschaffen. Neben den Workshops in ihrer Werkstatt und dem Deko-Verkauf in dem Geschäft „Das Haus“ in Olpe, möchte sie in Zukunft darauf ihren beruflichen Fokus legen. Weniger statt mehr. „Ich habe mich lange übernommen und nicht auf meinen Körper gehört. Gesundheitlich geht’s mir gerade nicht so gut, deswegen muss und werde ich etwas kürzertreten.“ Leicht fällt ihr das nicht. Ihr fehlt die Arbeit mit frischen Blumen, das Gestalten, die Anerkennung von überglücklichen Brautpaaren an ihrem Hochzeitstag. Doch aktuell muss sich Anna in erster Linie mehr um sich selbst kümmern.

Die Arbeit an den Brautstrauß-Kunstwerken hilft ihr, sich ein Stück weit neu zu erfinden. Mit weniger Zeit- und Termindruck. Aber mit genauso viel Leidenschaft. „Ich liebe es, etwas Schönes zu gestalten, das mich glücklich macht“, sagt Anna. Etwas Schönes für die Ewigkeit.

>>> DER LIEBE WEGEN NACH OLPE GEZOGEN

• Anna Tews kommt ursprünglich aus Bad Hönningen bei Koblenz, ist aber der Liebe wegen erst nach Olpe und schließlich nach Schönau gezogen.
• Nach ihrer dreijährigen Ausbildung zur Floristin in Linz am Rhein besuchte Anna Tews noch die Meisterschule in Grünberg in der Nähe von Gießen. Sie arbeitete zunächst in mehreren Blumenläden im Angestelltenverhältnis, bevor sie sich vor neun Jahren schließlich selbstständig machte.
• Ihr Konzept beschränkt sich nicht nur auf Brautsträuße. Anna Tews hat auch schon ein Kunstwerk aus Rosen gefertigt, das an eine geliebte, verstorbene Person erinnern sollte. Diese hatte zu Lebzeiten einen wunderschönen Rosengarten gepflegt. Das Bild konservierte die Blüten und Blätter und somit auch einen Teil der Persönlichkeit.
• Mehr Infos und Eindrücke gibt es unter www.annatews.de. Kontakt: mail@annatews.de oder Tel. 0157/57845842