Kreis Olpe. Die Gastronomie bangt nach der Stornierungsflut um das wichtige Weihnachtsgeschäft. Grund dafür sind nicht nur die steigenden Infektionszahlen.

Noch vor wenigen Tagen hatten wir uns auf halbwegs normale Weihnachtsfeiern, After-Work-Partys, etc. gefreut. Daraus wird wohl nichts werden. Der Kreis Olpe ist wieder im „Absagen-Modus“. Nach dem Start der vierten Coronawelle schwappt nun die nächste Stornierungswelle durch das Kreisgebiet. „Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt der Oedinger Gastwirt Oliver Mester.

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Am Dienstag hat er ein großes Kegelevent mit 30 Clubs, die sogenannte „Oenetal-Open“, absagen müssen, weil nach und nach immer mehr Clubs ihre Anmeldung zurückzogen. Seit gestern wird eine Weihnachtsfeier nach der anderen storniert und ob die Silvester-Mottoparty „80er Jahre“ stattfinden wird, ist ebenfalls fraglich. Auch kurzfristige Zimmerstornierungen brechen weg. „Um Weihnachten herum machen wir ein Drittel des Umsatzes im Jahr. Es ist dramatisch“, so der Oedinger.

Panikmache verunsichert Bürger

Nicht nur für Gastronomen. Mester: „Der normale Bürger sagt, dann geh ich halt nicht dahin, aber da hängt ja viel mehr dran. Unser Getränkelieferant sagt: Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen. Wir haben jede Menge Feste und Feiern beliefert und müssen jetzt wieder alles abholen.“ Arbeit umsonst bei bleibenden Kosten. Ebenso leidet die gesamte Veranstaltungstechnik und auch das Cateringgeschäft bricht weg. Und warum? „Weil von außen und durch die Medien eine regelrechte Panik aufgebaut wird“, meint der 49-Jährige. Schulkinder würden jeden Morgen in volle Busse gedrückt und am Wochenende sage man die Nikolausfeier ab. Das könne er nicht mehr nachvollziehen.

Der Super-Gau wäre, sollte es noch einmal zu einem Lockdown kommen. „Das darf nicht passieren, die Gastronomie muss offen bleiben“, appelliert Mester. Zwar kosteten die 2G-Kontrollen durch den größeren Personalbedarf wieder mehr Geld, aber alle Gastronomen wollen, dass sich die Gäste in Kneipen und Restaurants sicher fühlen. „Bei uns wird genau kontrolliert, in der privaten Gartenhütte interessiert das keinen.“

Klare Aussagen der Politik gefordert

Für das Geschäft des Hotels und Restaurants Koch in Olpe spielen Weihnachts- und Firmenfeiern oder Hochzeiten ebenfalls eine gewichtige Rolle. Seniorchef Hermann Koch, der auch für seinen Sohn und Geschäftsführer Thomas spreche, sagt: „Für die Gastronomie hat sich die Lage seit August weitgehend normalisiert. Und ich habe wenig Verständnis dafür, wenn aus der Politik Sprüche geklopft werden wie ‘Jede abgesagte Veranstaltung ist eine gute Veranstaltung’ und in einem Atemzug heißt es: ‘Die Gastronomie soll aber offen bleiben.’ Wir können gut mit klaren Ansagen leben und würden es begrüßen, wenn sich die Politik festlegen könnte, beispielsweise auf ,2G plus Test’ bei Feiern ab zehn Personen. Damit könnten wir arbeiten und Veranstalter wie Gäste hätten Klarheit.“ Stornierungen beträfen derzeit vor allem kurzfristig gebuchte Feierlichkeiten: „Früher wurde eine Weihnachtsfeier ein halbes Jahr vorher reserviert, jetzt wird es teilweise zwei Wochen vorher gemacht und dann auch ganz kurzfristig storniert, wegen Ungewissheit und mangels klarer Regeln. Das bedauern wir sehr.“ Bei allen Veranstaltungen achte man sehr genau auf die Einhaltung der Hygienevorschriften, sämtliche Zertifikate würden gewissenhaft kontrolliert.

Cateringgeschäft betroffen

Auch das Cateringgeschäft sei betroffen, da vor allem Firmen die Befürchtung hätten, bei großen Veranstaltungen Infektionsherd zu sein: „Da findet noch weniger statt als in der eigentlichen Gastronomie.“ Koch ist es wichtig, mit Blick auf einen erneuten drohenden Gastro-Lockdown auf die Situation seiner Beschäftigten hinzuweisen: „Allein bei uns geht es um rund 30 Mitarbeitende und um deren Familien.“

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„Momentan erhalte ich nur noch Absagen“, berichtet auch Ekrem Özkan, Inhaber des Restaurants und Hotels „Landmann“ in Gerlingen. Zuletzt habe die Caritas ihre Weihnachtsfeier mit 120 Leuten storniert. Fünf Firmen hätten ihre Weihnachtsfeier noch im „Landmann“ gemacht, doch danach seien etwa zehn Feiern abgesagt worden. Nachdem man im vergangenen Jahr die Weihnachtsfeiern verpasst habe, habe er gehofft, das in diesem Jahr nachholen zu können: „Das ist schlecht für uns als Gastronomen.“ Meistens seien es ältere Menschen, wenn Feiern abgesagt werden: „Sie wollen das Risiko nicht eingehen und sich mit zehn oder zwölf Leuten zusammensetzen.“