Kreis Olpe. Im Rahmen einer Aktionswoche unterstützt die Verbraucherzentrale Lennestadt Verbraucher, die finanziell durch steigende Energiepreise leiden.

Seit Oktober 2021 haben sich die Anfragen zu Energieberatungen bei der Verbraucherzentrale Lennestadt nahezu verdoppelt. Die Gründe: stark gestiegene Energiepreise, erhöhte Abschlagszahlungen, Belieferungsstopps durch einige Energieversorger und teure Ersatz- und Grundversorgungstarife für Neukunden. Im Rahmen der Aktionswochen „Energiekosten steigen – das ist jetzt zu tun!“ möchte die Verbraucherzentrale all jene Verbraucher im Kreis Olpe unterstützen, die durch hohe Energiekosten unter finanziellen Druck geraten sind.

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Die Probleme

Aktuell sehen sich Verbraucher mit einer deutlichen Abschlagserhöhung konfrontiert. „Das können zwischen 50 und 150 Prozent des üblichen Abschlags sein“, so Anne Hausmann, Leiterin der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Lennestadt. Das liegt in erster Linie daran, dass die Beschaffungspreise von Strom und Erdgas stark gestiegen sind. Beim Strom hat er sich nahezu verdoppelt, beim Gas sogar fast verdreifacht. Trotz einer vorher vereinbarten Preisgarantie haben manche Versorger aufgrund dieser Entwicklung die Preise erhöht oder den Verbrauchern gekündigt. „Diese Verbraucher sind dann in die Grundversorgung gerutscht und mussten zum Teil das Doppelte zahlen für dieselbe Energiemenge“, betont Anne Hausmann. In einigen Fällen habe es auch sogenannte Netzabmeldungen gegeben, weil die Lizenzen der Versorger gekündigt wurden. „Die Verbraucher wurden dabei im Regen stehengelassen. Einige haben erst nachträglich erfahren, dass sie aus dem Vertrag genommen wurden.“

Ein Überblick über die Preisentwicklung von 2018 bis Januar 2022: Vor allem der Gaspreis ist stark gestiegen.
Ein Überblick über die Preisentwicklung von 2018 bis Januar 2022: Vor allem der Gaspreis ist stark gestiegen. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Reaktion der Grundversorger

Grundversorger kalkulieren mit einem gewissen Kundenstamm. Sie sichern sich Preise sowie Strom und Gasmengen für einen längeren Zeitraum. Wenn sie plötzlich mehr Verbraucher beliefern müssen, müssen sie dementsprechend mehr Energiemenge abgegeben. „Viele Versorger haben dann sogenannte Neukundentarife eingeführt. Und die liegen bei Weitem über dem Preis der Bestandskunden. Auch die Bigge Energie hat so reagiert“, erklärt Anne Hausmann. So hätten Kunden vorher 5 Cent pro Kilowattstunde für Erdgas und 29 Cent pro Kilowattstunde für Strom gezahlt und müssten jetzt 22 Cent bzw. 44 Cent zahlen.

Die Handlungsmöglichkeiten

Bei einer Abschlagserhöhung rät die Verbraucherzentrale dazu, Widerspruch einzulegen. Auch bei Preiserhöhungen von garantierten Preisbestandteilen sollten sich Verbraucher wehren und eine Weiterbelieferung zum ursprünglichen Preis fordern.

Online-Vorträge im Rahmen der Aktionswochen

Im Rahmen der Aktionswochen „Energiekosten steigen – das ist jetzt zu tun“ bietet die Verbraucherzentrale Lennestadt mehrere Online-Vorträge an.

1. März, 12.30 Uhr: Vorzeitige Kündigung, Neukundentarife und Anbieterwechsel

2. März, 18 Uhr: Heizungstausch und energetische Dämmmaßnahmen

3. März, 18 Uhr: Strom- und Heizkosten sparen

Mehr Infos auf www.verbraucherzentrale.nrw/energiepreise

Der Anbieterwechsel

Oft sind Bestandskundentarife günstiger als Neukundentarife. Zumal mehrere Anbieter derzeit keine Neukundentarife anbieten. Dementsprechend könnte die Grundversorgung eine Option sein. Wer eine günstigere Variante sucht, informiert sich häufig in Vergleichsportalen. Diese sind laut Anne Hausmann allerdings mit Vorsicht zu genießen: „Man kann sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass die angegebenen Preise auf der Seite aktuell sind. Zumal sie auch am Tag schwanken können.“ Preisgarantien werden zwar noch gegeben, allerdings auf einem hohen Niveau. „Wir sind momentan bei einer durchschnittlichen Gaspreisentwicklung zwischen 12 und 14 Cent die Kilowattstunde. Wenn man sich längerfristig bindet, gleicht es fast einem Blick in die Glaskugel. Wird der Gaspreis sinken? Oder noch weiter steigen? Dann könnte es sinnvoll sein, eine Preisgarantie zu nehmen“, meint Anne Hausmann. Allerdings könne das auch die Verbraucherzentrale aktuell nicht zuverlässig beantworten. Oftmals sind Verträge mit einer Laufzeit von einem Jahr teurer als Verträge mit zwei Jahren Laufzeit. Hier muss individuell zwischen Laufzeit und Preis abgewogen werden.

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Die Zahlungsrückstände

Sowohl der Gas- als auch der Stromanschluss kann gesperrt werden, wenn in der Summe mehr als 100 Euro und zwei Abschläge ausstehen. „Die Hürde ist nicht sehr hoch“, meint Anne Hausmann. „Es ist wichtig, frühzeitig tätig zu werden, denn sonst sind die Lösungsmöglichkeiten und Hilfestellungen sehr begrenzt.“ Zumal die Kosten für das Ab- und wieder Anklemmen des Anschlusses noch mal mindestens 150 Euro betragen. Dementsprechend sollte rechtzeitig mit dem Anbieter Kontakt aufgenommen werden, um beispielsweise Ratenzahlungen zu vereinbaren. Auch der frühe Kontakt zum Jobcenter bzw. Sozialamt oder zur Beratungsstelle ist hilfreich.