Kreis Olpe. Das Café Heimes in Altenhundem öffnet nur noch am Wochenende, das Café con leche in Olpe schließt ganz. Wie sieht es in anderen Betrieben aus?

Nachdem die Nachrichten über die Cafés Heimes (Altenhundem) und Con leche (Olpe) für großes Aufsehen gesorgt haben, gingen wir auf Spurensuche. Wird Corona eine Schließungswelle auch im Kreis Olpe hinter sich her ziehen? Ergebnis unserer Spontan-Umfrage: Corona hat viele zwar bis ins Mark getroffen, die meisten wollen aber trotz der Pandemie weiter machen.

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Unmittelbarer Nachbar des Café con leche in Olpe ist „Schröder’s Café“. Gesellschafter Rüdiger Völkel (Wenden) zeigte im Gespräch mit unserer Redaktion vollstes Verständnis für die Familie Lüning: „Ich kann das absolut nachvollziehen. Wenn wir während Corona finanziell keine ausreichende Kapitaldecke gehabt hätten, wäre das dramatisch. Gerade in der Gastronomie kommt schnell das eine zum anderen.“ Personalprobleme, so Völkel, habe Schröder’s Café glücklicherweise nicht. Auf die derzeit fünf Festangestellten und die Teilzeit- und Minijobber sei Verlass. Und das sei unheimlich wichtig.

Nur noch drei Tage geöffnet

Während Corona habe Schröder’s dennoch die Öffnungszeit drastisch eingeschränkt: Vor Corona hatten wir von dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr offen, jetzt nur noch freitags, samstags und sonntags zu den selben Zeiten. Auch die neue Regelung wirke sich spürbar aus: „Wegen eines großen Abendessens im Restaurant holen sich die Leute noch Tests, aber nicht, um mal eben einen Cappuccino oder einen Kaffee zu trinken.“ Sollten die Corona-Schranken wieder fallen und auch die Infektionszahlen sinken, wolle er mit dem Café aber wieder durchstarten: „Dann werden wir zurückkehren zu den alten Öffnungszeiten und auch etwas Neues anbieten. Was, wird aber noch nicht verraten.“

Reinhard Hesse: „Einkaufsverhalten verändert“

Reinhard Hesse aus Welschen Ennest, dessen Unternehmen über 50 Bäckerei/Bistro-Filialen in den Kreisen Olpe, Siegen und darüber hinaus betreibt, sieht keine grundsätzliche Krise der Branche: „Es ist enger geworden während Corona, das ist keine Frage. Das Einkaufsverhalten der Menschen verändert sich erkennbar.“ Wer nicht weniger Kontakt haben wolle, kaufe eher in einem Geschäft, da falle der Einkauf im Bäckerladen im Dorf schon mal weg. Zum Thema Fachkräftemangel sagt Hesse: „Im Verkauf haben wir weniger Probleme, im Bäcker- und Konditorhandwerk ist es schon etwas enger.“ Während Corona habe man eine stärkere Fluktuation festgestellt. Die Maskenpflicht spiele eine nicht unwesentliche Rolle. Wer mal einen ganzen Tag, sieben, acht Stunden, durchgängig mit Maske arbeiten müsse, wisse, wovon er rede. „In einer Filiale haben wir den Fall einer sehr guten Verkäuferin, die schon lange bei uns war, hat gekündigt und gesagt, sie könne nicht mehr von morgens bis abends die Maske tragen. Ich kann das verstehen.“ Grundsätzlich schließt Hesse nicht aus, dass in der Branche, vor allem in der Gastronomie „noch einiges hinterherkommt.“

Schwer, nur mit Cafébetrieb Geld zu verdienen

Der Obermeister der Bäckerinnung Westfalen-Süd, Georg Sangermann (Oberveischede), betreibt selbst fünf kombinierte Bäckerei-Cafés: „Über die gesamte Coronakrise hinweg haben wir bemerkt, dass es sehr schwer ist, mit den Cafés Geld zu verdienen. Ich könnte mir ein Café ohne Bäckereiverkauf nicht vorstellen. Die Cafés laufen eher nebenher. Die Coronakrise hat das verschärft.“ Er plane derzeit aber nicht, einen seiner vier Cafébetriebe einzustellen. Sangermann betreibt in vier Bäckergeschäften Cafés, in Oberveischede, in Bilstein, Olpe und Rhode. Am stärksten laufe der Stammsitz in Oberveischede, nicht zuletzt deswegen, „weil dort täglich über 12.000 Autos Richtung Autobahn entlang fahren.“ Ganz wichtig sei auch, Parkplätze direkt vorm Café anbieten zu können: „Wer erst dreimal um den Block fahren muss, gibt auf“, sagt Sangermann.

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Eine Rolle spiele auch, ob im Umland noch Bäckereien vorhanden seien. In Sachen „Mitarbeitermangel“ kann Sangermann die Probleme in der gesamten Branche nachvollziehen: „Viele wollen einfach nicht mehr an den Wochenenden arbeiten. Wir haben Cafés nachmittags schon geschlossen, weil wir keine Verkäuferinnen mehr hatten.“ Beim Thema Mindestlohn schlagen zwei Herzen in Sangermanns Brust: „Ich bin grundsätzlich ein Freund des Mindestlohns. Es entstehen dadurch aber Probleme im Lohngefüge. Wir haben Schüler und Studenten ohne jegliche Aus- oder Vorbildung, die wir jetzt, wenn sie 18 sind, mit 12 Euro bezahlen müssen. Und das setzt sich nach oben fort. Die Aushilfe, die vier oder fünf Jahre bei uns ist und alles kann, müsste dann 15 oder 16 Euro bekommen und die gelernte Fachverkäuferin noch einmal deutlich mehr.“

Tröster: „Alle haben Probleme“

Gisela Tröster (Bäckerei Tröster Oedingen) bestätigt: „Alle haben Probleme“, dennoch schaut man in Oedingen plositiv in die Zukunft. Die Bäckerei Tröster betreibt insgesamt 15 Filialen, teilweise mit Cafébetrieb, im Kreis Olpe und im Hochsauerlandkreis. In einigen, wenigen Filialen habe die Geschäftsleitung die Öffnungszeiten etwas reduziert, aber sonst „fahren wir das volle Programm.“ In Sachen Personal gebe es manchmal einen Engpass, aber weil Tröster auf ein gutes Team aus vielen langjährigen Angestellten zurückgreifen könne, sei man bisher gut durch die Pandemie gekommen.