Kreis Olpe. Auch die Bäcker im Kreis Olpe leiden unter den Energie- und Rohstoffpreisen. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Waren teurer werden.

Ob Benzin und Diesel, Strom und Gas oder Logistik und Rohstoffe: Vieles ist zuletzt deutlich teurer geworden. Unter diesem Kostendruck leidet auch das Bäckerhandwerk. Viele Handwerksbäckereien im Kreis Olpe haben die Preissteigerungen – allein Mehl und Butter sind bis zu 40 Prozent teurer als im Vorjahreszeitraum – bereits an ihre Kunden weitergegeben. Doch mit der Anhebung des Mindestlohns im Rahmen der Tarifverträge im Bäckerhandwerk könnte es für den Verbraucher im kommenden Jahr noch teurer werden.

Georg Sangermann, Obermeister der Bäckerinnung Westfalen-Süd, empfindet die Lage als besorgniserregend. „So eine Situation haben wir noch nie erlebt. Dass gleich mehrere Bereiche – Rohstoffe, Energie, Personal – teurer werden, setzt uns sehr zu.“

Allein die Lohnzahlungen würden in seinem Betrieb rund 45 Prozent der Kosten ausmachen. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass er nicht gegen eine Anhebung des Mindestlohns ist, aber: „Wenn eine 18-jährige Schülerin bei uns eine Aushilfstätigkeit anfängt, dann müssen wir ihr 12 Euro pro Stunde zahlen. Ab der Volljährigkeit gibt es nämlich keine Ausnahmen mehr. Das heißt aber auch, dass eine Bäckereifachverkäuferin, die kassieren und den ganzen Laden schmeißen kann, in Abgrenzung dazu mehr Lohn verlangen könnte. Meine Befürchtung ist, dass dadurch das ganze Lohngefüge gesprengt werden könnte. Und dadurch mehr Unruhe in der Firma entsteht.“ Deswegen wünscht sich Sangermann eine Sonderregelung für volljährige Mini-Jobber.

Preise ziehen bis zu 10 Prozent an

Zum 1. November hat Sangermann in seinen Filialen die Preise angepasst. Seitdem sind alle Produkte, von Brot bis Feinbackwaren, um etwa 10 Prozent teurer geworden. Die Kunden zeigten für die Preissteigerung bislang sehr viel Verständnis. Ob mit der Erhöhung des Mindestlohns im Februar 2022 die Preise eventuell noch mal angehoben werden könnten, sei aktuell nicht ganz auszuschließen.

Wer in der Bäckerei von Ralf König (König’s Brot) an der Kölner Straße in Attendorn ein normales Brötchen kauft, zahlt heute 35 Cent. Ab nächstem Jahr werden es zwischen 37 und 40 Cent sein. „Wir werden zwischen fünf und zehn Prozent teurer, damit wir unsere steigenden Betriebskosten auch decken können“, argumentiert König in dieselbe Richtung wie Sangermann. Er glaubt aber, dass die Kunden Verständnis für das teurere Brötchen haben werden, denn: „Meine Mitarbeiterinnen haben in die Pandemie immer ihre Frau gestanden, waren immer für den Kunden da. Dass wir die steigenden Preise von Gas, Wasser Strom etc. weitergeben müssen, um auch in Zukunft zu gestalten, versteht unser Kunde in Attendorn.“

Preissteigerung bei Rohstoffen nicht „normal erklärbar“

In der Bäckerei Hesse kostet ein Brötchen derweil 37 Cent, berichtet Geschäftsführer Thomas Hesse. „Wir haben jetzt im Moment eine Situation, die so noch nie da gewesen ist“, sagt er weiter. Denn die Preissteigerung bei Rohstoffen sei nicht normal erklärbar und vor allem enorm hoch. „Bei Mehl und Butter ist es ganz extrem.“ Aber auch Kuvertüre und Energie steigen stetig im Preis. „Wir müssen einen Kompromiss zwischen den Kunden und der Kostensteigerungen finden“, sagt Hesse. Demnach sei derzeit keine planmäßige Preissteigerung für Brötchen und Gebäck geplant. „Wir haben jetzt nicht den Plan, dass ein Brötchen ab dem 1. Januar 40 Cent kostet“, betont der Geschäftsführer.

Indes wolle er eine Preissteigerung aber nicht komplett ausschließen. „Wir müssen überlegen, wie wir unser Sortiment steuern. Und da, wo es unbedingt nötig ist, passen wir dann Preise an – aufgrund der Rohstoffe.“ Denn man wolle weiterhin mit den gleichen Rezepturen arbeiten und sei daher regelrecht gezwungen die Preise anzupassen. Bislang gebe es allerdings nur Preisanpassungen bei Gebäck oder allgemein Produkten, die neu ins Sortiment kommen.

Bei der Bäckerei Hesse wolle man nun erst einmal abwarten, wie sich die Situation entwickelt. „Die Preise ändern sich ja nahezu täglich, alles geht steil nach oben“, erklärt Thomas Hesse. Er möchte gemeinsam mit dem Team gute Mittelwege finden, die langfristig funktionieren und für das Bäckerei-Unternehmen an sich sowie auch für die Kunden eine gute und gesunde Mischung aus Produkt und Preis darstellen. „Wir werden jetzt genauer hingucken und uns Gedanken machen, wie wir reagieren. Die Kunden haben nämlich an allen Stellen Preissteigerungen“, weist der Geschäftsführer auf die allgemein wachsende Inflation hin. Daher könne man nicht alles auf den Kunden übertragen. Doch nichts zu machen, das sei eben auch keine Option.