Kreis Olpe. Fünf Jahre, vielleicht etwas weniger, soll die A 45 gesperrt bleiben. Was das für Pendler bedeutet und warum Frühaufsteher bessere Karten haben.

Seit Donnerstag haben Beschäftigte, die über die A 45 zum Arbeitsplatz jenseits von Lüdenscheid fahren müssen, traurige Gewissheit: Die Vollsperrung der Autobahn bei Lüdenscheid bleibt, bis eine neue Brücke fertiggestellt ist. Der Weg zum Arbeitsplatz wird erheblich länger dauern – und das über Jahre.

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Einer der Betroffenen ist Thomas Hengstebeck aus Olpe, Wachabteilungsleiter bei der Berufsfeuerwehr der Stadt Hagen. Insgesamt 20 Berufsfeuerwehrleute aus dem Kreis Olpe sind dort beschäftigt und auf eine schnelle Verkehrsverbindung angewiesen, die es nun nicht mehr gibt. „Wir machen uns morgens jetzt eine halbe Stunde früher auf den Weg, müssen dann durch Lüdenscheid durch, durchs Volmetal oder sogar durch Meinerzhagen, Halver, Breckerfeld nach Hagen fahren. Das ist schon ziemlich nervig“, erklärt Hengstebeck. Die Feuerwehrprofis aus dem Kreis bilden so oft es geht Fahrgemeinschaften und hoffen, dass ihr Dienstherr den Dienstplan dementsprechend abstimmt.

Auf dem Hinweg morgens um 5.30 Uhr hält sich der Zeitverlust mit rund 30 Minuten noch in Grenzen. „Da huschen wir noch so durch.“ Auf dem Rückweg nach dem 24 Stunden-Dienst am anderen Morgen sieht es anders aus: „Um 7.30 Uhr hat sich der Verkehr vor Lüdenscheid schon aufgestaut, dann brauchen wir eine bis eineinhalb Stunden länger.“

Bäckerei-Fahrer ebenfalls betroffen

Diese Erfahrung haben auch die Transportfahrer der Bäckerei Hesse in Welschen Ennest gemacht, die im Raum Lüdenscheid sieben Filialen betreibt und einige große Unternehmen direkt beliefert. Die erste Tour ab Bäckerei startet um 4.30 Uhr, die zweite um 7 Uhr. „Wir sind mit unserer ersten Tour nicht ganz so betroffen, meistens gelingt es uns, vor dem Stau durchzukommen. Die zweite Tour ist dann oft von Überraschungen geprägt“, erklärt Seniorchef Reinhard Hesse.

Dass nach dem Neubau der Rahmedetalbrücke alles wieder rund laufen wird, glaubt Thomas Hengstebeck, der auch stellvertretender Kreisbrandmeister im Kreis Olpe ist, nicht. „Die ganze A 45 ist ein Problem. Die Brücken sind fast alle gleich alt.“ Kurz vor Hagen-Süd sei vor zweieinhalb Jahren die Hälfte einer Brücke abgerissen worden. Dann habe man festgestellt, dass diese erst neu berechnet werden muss, da ist seit zweieinhalb Jahren nichts passiert.“

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Walter Viegener aus Attendorn, Vorsitzender des IHK-Industrie- und Verkehrsausschusses, kennt das Problem: „Viel könnte man sagen über die Vernachlässigung unserer Verkehrsinfrastruktur in den letzten Jahrzehnten. Heute ist wichtig, den Blick nach vorne zu richten und alle Kräfte zu bündeln.“

Kräfte bündeln

„Ich finde es gut, dass der Bundesverkehrsminister Druck machen will. Bei einem Notfall dieser Tragweite müssen die Planungsverfahren verkürzt und beschleunigt werden. Es müssen auch die Kapazitäten geschaffen werden, damit Transporte über die Schiene transportiert werden können. Die Ruhr-Sieg-Strecke hätte längst ausgebaut sein können. Hier brauchen wir viel mehr Dampf. Es hängt viel an Köpfen: Jetzt ist die Stunde der Macher, nicht die der Bürokraten!“ Insgesamt sei die Brückensperrung eine Katastrophe. „Wir werden die Folgen noch massiv spüren“, ist Viegener überzeugt.