Olpe. Hussein Khalaf ist 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen. In seiner neuen Heimat Olpe arbeitet er bei der Deutschen Post und ist glücklich.

Wenn Hussein Khalaf von seiner Arbeit spricht, ist es vor allem Freude und Zielstrebigkeit, die in seiner Stimme zu vernehmen ist. Und ein wenig Stolz. Stolz auf das, was der 23-Jährige in seinem Leben durchgemacht und erreicht hat. Ende 2015 musste Hussein Khalaf aus seiner Heimat in Syrien vor dem Krieg flüchten. Heute arbeitet er bei der Deutschen Post DHL als Postbote, spricht fließend deutsch und fühlt sich wohl in Olpe.

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Hussein Khalaf hat in seinem jungen Leben viel durchgemacht, vor allem hat er aber eines nicht verloren – sein Durchhaltevermögen. Gemeinsam mit seinem jüngerem Bruder flüchtete er 2015 aus seiner Heimat, der Stadt Qamischli in Syrien. Etwa eineinhalb Wochen dauerte die Flucht über die Türkei, Griechenland, Serbien, Kroatien und Österreich bis nach Deutschland. In München angekommen hatten die beiden Brüder das Ziel Siegen im Blick. Dort wohnten Verwandte. Eine Nacht blieben Hussein Khalaf und sein Bruder dort, dann wollten sie selbst Fuß fassen und kamen nach Olpe. Etwa sieben Monate lebten sie dann in der Sporthalle, die als Flüchtlingsunterkunft eingesetzt war.

Bereits zu dieser Zeit, hatte Hussein Khalaf stets das Ziel, eine Arbeit zu finden. „In meiner Heimat habe ich als Kfz-Mechatroniker gearbeitet. Hier in Deutschland habe ich ein Jahr lang noch eine Ausbildung auch als Mechatroniker gemacht. Das hat aber nicht gut geklappt. Ich konnte noch nicht gut deutsch, kannte die Fachbegriffe nicht“, erzählt Hussein Khalaf. In der Zwischenzeit kamen im Jahr 2019 auch seine Eltern und zwei Schwestern aus Syrien nach Deutschland. Ihnen half er, hier anzukommen, die nötigen Dokumente zu beantragen.

Corona erschwerte die Jobsuche für den Syrer

Es folgten ein weiterer Job als Kfz-Mechaniker in einer anderen Werkstatt sowie zahlreiche Anstellungen bei Leiharbeitsfirmen. „Corona hat es dann sehr schwer gemacht, eine feste Anstellung zu finden“, so der 23-Jährige. Er bewarb sich bei der Deutschen Post, wurde zu einem Vorstellungsgespräch und zum Probearbeiten eingeladen. „Das hat mir gefallen. Das wollte ich weitermachen“, erinnert sich Hussein Khalaf. Heute ist er etwa sechs Monate dabei und hat sich super eingearbeitet. „Er war zur rechten Zeit am richtigen Ort“, freut sich auch Jessica Balleer, Pressesprecherin der Deutschen Post. Dabei wurde der junge Syrer mit der Arbeit als Paket- und Postzusteller im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Waser geworfen. Denn er fing genau zu der Zeit des Jahres an, in der die Sendungsmengen am höchsten sind – im Herbst- und Wintergeschäft.

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Durch Weihnachten und Black Friday, gerade zur Corona-Zeit, ist die Arbeit als Zusteller besonders anstrengend. „Es war am Anfang auch echt schwer reinzukommen. Im ersten Monat war ich schlecht“, erinnert sich Hussein Khalaf. Von einigen Kunden habe es dann auch Beschwerden gegeben und Khalaf musste zu einem Gespräch mit der Standortleitung. „Ich war noch neu, habe ich gesagt. Bei den Kunden habe ich mich dann auch entschuldigt“, sagt er. Aufgegeben hat er daraufhin aber nicht, sondern sich noch mehr ins Zeug gelegt. Von Tag zu Tag wurde er besser, sicherer und hat seine Routine im Job gefunden. „Er schafft mehr als 300 Pakete an einem Tag, das schafft nicht jeder. Er ist ein echtes Naturtalent“, so auch Jessica Balleer.

Flüchtlingsinitiative der Deutschen Post

Im Herbst 2015 hat die Deutsche Post DHL Group in Deutschland eine Flüchtlingsinitiative gestartet, die als erster Schritt der beruflichen und gesellschaftlichen Integration dient.

Rund 14.800 Menschen aus Krisenregionen haben bis heute daran teilgenommen.

Bei den Kunden kommt er gut an

Und auch bei den Kunden kommt er an. „Die meisten Kunden kennen mich jetzt und freuen sich immer, wenn ich komme“, sagt Hussein Khalaf. Ebenso unter den Kollegen ist der junge Syrer gut aufgenommen worden. An seiner jetzigen Arbeit als Postbote gefällt ihm besonders die Ruhe. „Es ist eine schöne Arbeit. Man ist eigentlich sein eigener Chef, wenn man alleine rausfährt, man hat seine Ruhe und trifft viele nette Menschen“, erzählt er.

Jetzt arbeitet er darauf hin, in 2023 bei der Deutschen Post entfristet zu werden. Dann erhalte er nämlich auch eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Außerdem sucht er aktuell noch eine Wohnung. In der neuen Heimat angekommen ist er aber schon jetzt. „Nach der ersten schweren Zeit, habe ich mich hier gut gefühlt. Als meine Eltern gekommen sind, ist es noch besser geworden“, so der 23-Jährige.

Hussein Khalaf ist ein positives Beispiel für eine gute Integration – Olpe ist sein neues Zuhause. Das merkt man auch ein wenig an seiner Aussprache – er spricht fast wie ein echter Sauerländer. Denn richtig Deutsch zu sprechen, habe er mehr auf der Straße gelernt, als in der Schule.