Lichtringhausen. Die Corona-Pandemie und sich dauernd ändernde Regeln zwingen immer mehr Gastronomen in die Knie. Geschlossen hat nun auch das „Cattlemen’s“.

Jennifer Gelhart klingt am Telefon nicht nur zermürbt, sie ist es auch. „Es nervt einfach“, sagt die 32-Jährige, die seit April 2020 das „Cattlemen’s“, ein Burger- und Steakhaus nach amerikanischem Vorbild, in Lichtringhausen betreibt. Fast zwei Jahre, in denen die gelernte Restaurantfachfrau aus Halver immer wieder mit den Auswirkungen der Pandemie auf ihre Branche zu kämpfen hatte. Und hat. Nun hat sie vorerst genug: Seit vergangener Woche ist das Restaurant in Attendorn an der Stadtgrenze zu Plettenberg geschlossen. Mindestens den Januar über, vielleicht auch länger. Wegen der Pandemie und den strengen, sich gefühlt täglich ändernden Rahmenbedingungen.

„Die 2G-Plus-Kontrollbedingungen sind einfach nicht so zu erfüllen, dass es noch Spaß macht“, sagt die Betreiberin und ergänzt: „Wir sind nur noch am Rechnen. Dafür bräuchten wir extra Personal, doch das lohnt sich nicht, weil die Gästezahlen rückläufig sind.“ Tatsächlich ist es anspruchsvoll, die genauen Regelungen zu verstehen, wer nun wie ins Restaurant hineindarf.

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Grundsätzlich gilt die 2G-Plus-Regel. Das bedeutet, doppelt geimpfte Gäste müssen vor dem Eintritt in die Gastronomie einen tagesaktuellen Test, nicht älter als 24 Stunden, vorzeigen. Geboosterte Personen fallen nicht unter diese Regelung. Diese Vorgaben gelten seit Donnerstag.

Regeln schon wieder modifiziert

Kaum drei Tage später mit der neuen Corona-Schutzverordnung, die am Sonntag in Kraft trat, haben sich die Regeln schon wieder geändert. Von der Testpflicht für Restaurants und Kneipen, aber auch für Hallenbäder und Fitnessstudios, sind nun nicht nur dreifach Geimpfte ausgenommen, sondern auch geimpfte Genesene sowie doppelt Geimpfte zwischen dem 15. und 90. Tag nach der zweiten Impfung. Sogar ungeimpfte Genesene dürfen in einem gewissen Zeitraum ohne Test in die Gastronomie – und zwar ab dem 28. Tag ihres positiven PCR-Tests bis zum 90. Tag. Dafür gilt nur noch als „geboostert“, wer unabhängig vom Wirkstoff tatsächlich drei Corona-Schutzimpfungen erhalten hat.

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Heißt im Umkehrschluss für die Wirte und Kneipiers, dass sie an der Türe den Taschenrechner benötigen, um nachzurechnen, wann welcher Gast geimpft wurde und ob die genannten Fristen schon ausgelaufen sind. Ein organisatorischer Wahnsinn für Gelhart und Co. „Außerdem merken wir gerade, wie sich die Omikron-Schlinge zuzieht“, sagt die Betreiberin, die keinen Hehl daraus macht, dass sich ein Offenhalten ihres Restaurants aus wirtschaftlicher Sicht unter diesen Voraussetzungen nicht rentiere.

Gleiche Situation wie beim Wirtshaus

Genau aus diesem Grund hat ebenfalls seit vergangener Woche das Benediktiner Wirtshaus an der Niedersten Straße in Attendorn geschlossen – und zwar mindestens im Januar. „Wir wollen in erster Linie unsere Gäste, aber auch unsere Mitarbeiter schützen“, erklärte Betreiber Bujar Berisha Ende vergangener Woche auf Nachfrage dieser Redaktion. Auch er kritisierte die unglaublich hohen Ansprüche an die Gastronomie-Branche, die es den Betreibern kaum noch ermögliche, ihren Job vernünftig auszuüben.

Jennifer Gelhart plant aktuell, im Februar und März zumindest wieder einen Abhol- und Lieferdienst anzubieten und „dann ab April bei hoffentlich schönem Frühlingswetter die Terrasse draußen wieder zu öffnen.“ Ob es klappt, hängt maßgeblich von der Entwicklung der Infektionszahlen und den Regeln, die im Frühjahr für die Gastronomie gelten, ab.