Lennestadt. Der Verkehr auf der Johannesbrücke in Grevenbrück wird immer mehr. Besorgte Bürger fragen sich: Hält die alte Brücke die Belastung aus?

Drohen im östlichen Kreisgebiet demnächst „Lüdenscheider Verhältnisse“? Diese Frage stellt sich Arnold Vogt aus Grevenbrück. Aus gutem Grund, der Einzelhändler und Anlieger an der Kölner Straße (B 55) in Grevenbrück beobachtet seit Monaten, wie sehr der Pkw- und Lkw-Verkehr auf der Bundesstraße seit der Sperrung der Autobahn A 45 zugenommen hat. Immer mehr Fahrzeuge nutzen die B 55 als Umleitungsstrecke für die gesperrte Autobahn (wir berichteten). Egal, ob die Fahrzeuge von Olpe zur B 236 Richtung Plettenberg oder auf der B 55 weiter Richtung Meschede fahren wollen, in Grevenbrück müssen sie zunächst über die Johannesbrücke auf die andere Lenneseite.

Schlechte Bausubstanz

Vogt macht sich Sorgen, dass die Brücke der Verkehrsbelastung auf Dauer nicht gewachsen sein könnte. Denn schon vor einigen Jahren waren Experten im Auftrag des Landesbetriebs Straßen NRW zum Ergebnis gekommen, dass die Bausubstanz der Brücke zu schlecht sei, um sie auszubauen. Stattdessen soll ein Neubau her.

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„Es ist davon auszugehen, dass die Johannesbrücke in Grevenbrück in ihrer Substanz nicht besser geworden ist. Ich will hier weder den Stand der Verhandlungen noch den Fortschritt der Planungen in irgendeiner Form bewerten, sondern eine Frage in den Raum stellen: Wie soll es bitte weitergehen? Durch die Sperrung der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid verlagert sich zunehmend stärker der Verkehr auf die B 55 im Kreis Olpe. Anlieger in den einzelnen Dörfern und auch kommunale Behörden bestätigen das erhöhte Verkehrsaufkommen. Wenn die Statik und die Substanz der Brücke so schlecht sind, ist es doch nur eine Frage der Zeit, wann das Objekt komplett gesperrt wird. Dieses wäre für Lennestadt eine Katastrophe“, so Vogt in einer E-Mail, die er an alle beteiligten Behörden und die Presse geschickt hat.

Für den Fall, dass die Brücke nur noch einspurig zu befahren wäre, „wäre dies für die Orte Grevenbrück und Elspe eine Katastrophe. Somit hätten wir in diesem Bereich auch „Lüdenscheider Verhältnisse. Wir reden hier bekanntlich nicht von Monaten, sondern von Jahren“, so Arnold Vogt, im Gespräch mit der Redaktion: „Ich will hier keine Polemik reinbringen, die Behörden sollen ihre Hausaufgaben und sich Gedanken machen, mehr nicht“, so der Grevenbrücker.

Straßen NRW sieht keine Gefahr

Der Landesbetrieb Straßen NRW in Netphen sieht die Situation nicht so prekär. „Die Befürchtungen sind unbegründet“, so Julia Ollertz, Sprecherin von Straßen NRW. Verkehrsbeschränkungen für die Brücke seien nicht geplant und nicht zu erwarten.

Grundsätzlich, so Ollertz, wolle man an dem 2019 vorgestellten Konzept mit zwei neuen Brücken und drei großen Kreisverkehren festhalten, um die mehr als 12.000 Fahrzeuge, die sich täglich durch den Ort quälen, zu kanalisieren. Damit die Staus und langen Wartezeiten vor den Ampeln der Vergangenheit angehören.

Für den gesamten Pkw- und Lkw- Verkehr wird etwa 150 Meter Lenne-abwärts unterhalb der jetzigen Johannesbrücke ein neues 70 Meter langes Brückenbauwerk mit vier Fahrspuren, darunter zwei Bypass-Spuren für Direktabbieger, gebaut. An den beiden Brückenköpfen wird jeweils ein Kreisverkehr errichtet, über den der Verkehr auf die angeschlossenen Haupt- und Nebenstraßen verteilt wird. Diese neue Brücke, Bauzeit circa zwei Jahre, ist das zentrale Bauteil in der Planung.

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Mit dem Bau der Brücke soll die Umgestaltung des gesamten Verkehrsknotenpunktes irgendwann starten. Dann kommen die Kreisverkehre an die Reihe, zuletzt der dritte und größte, der die jetzige Kreuzung Kölner-/Industrie-/Siegener-/Johannesstraße ersetzen soll. An Stelle der jetzigen Johannesbrücke wird eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer gebaut. Für die beiden neuen Lennebrücken ist die Fachplanung abgeschlossen.

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Immer noch kein Baurecht

Problematisch bleiben trotz vieler Gespräche die Grunderwerbsverhandlungen. Es gebe leider noch keine Einigung und damit kein Baurecht, so Straßen NRW. Der Landesbetrieb will sich nun mit der Stadt Lennestadt abstimmen und weitere Optionen durchsprechen. Die letzte Option wäre ein langwieriges Planfeststellungsverfahren, das Straßen NRW und Stadt gern verhindern möchten.

Kommt es dazu, könnte die komplette Maßnahme erst um 2030 fertig werden. Bis dahin müsste die alte Johannesbrücke noch ziemlich lange durchhalten.