Grevenbrück. Drei große Kreisverkehre und zwei neue Brücken sieht das neue Verkehrskonzept von Straßen NRW für Grevenbrück vor. Nicht alle sind begeistert.

Mehr als 12.000 Fahrzeuge quälen sich an jedem Werktag durch Grevenbrück. 2030, so die Prognose, sollen es mehr als 18.000 sein. Seit vielen Jahren ist der Knoten B 236/B55 mit den zwei Ampelanlagen an der Johannesbrücke ein Nadelöhr, das die Nerven aller Verkehrsteilnehmer und Anwohner strapaziert. Doch damit soll in einigen Jahren Schluss sein. Rund 15 Millionen Euro will der Landesbetrieb Straßen NRW in die Beseitigung des Engpasses investieren. Nach dem Stadtrat am Montag wurden die Pläne am Dienstagabend in der Schützenhalle erstmals den Grevenbrücker Bürgern vorgestellt. Die ersten Reaktionen aus der Bürgerschaft fielen relativ verhalten aus. Die Bürger müssen das neue Konzept erst einmal sacken lassen.

Die Planung

Nach der Entwurfsplanung des Landesbetriebs soll es in Grevenbrück künftig gleich drei Mal rund gehen. Drei große Kreisverkehrsplätze mit 30 bis 38 Metern Durchmesser sollen den Verkehr demnächst möglichst staufrei und ohne Ampeln durch den Ort geleiten.

Baubeginn hängt von Grundstücksverhandlungen ab

Der Baubeginn für die Maßnahme steht noch nicht fest und hängt maßgeblich davon ab, wie die Grundstücksverhandlungen laufen, weil der Landesbetrieb für die Umsetzung Grund von Privatleuten erwerben muss.

Können die Grundstücksverhandlungen nicht erfolgreich beendet werden, muss ein Planfeststellungsverfahren gestartet werden. Dadurch kann sich der Baubeginn um einige Jahre verzögern.

Für den gesamten Pkw- und Lkw- Verkehr wird etwa 150 Meter Lenneabwärts unterhalb der jetzigen Johannesbrücke ein neues 70 Meter langes Brückenbauwerk mit vier Fahrspuren, darunter zwei Bypass-Spuren für Direktabbieger, gebaut. An den beiden Brückenköpfen wird jeweils ein Kreisverkehr errichtet, über den der Verkehr auf die angeschlossenen Haupt- und Nebenstraßen verteilt wird (siehe Skizze).

70 Meter-Brücke über die Lenne

Die Baumaßnahme beginnt mit dem Neubau der großen Brücke, Bauzeit ca. zwei Jahre. Anschließend wird die Industriestraße und auf der anderen Lenneseite die B 236 erneuert.

Dann kommen die Kreisverkehre an die Reihe, zuletzt der dritte und größte Kreisverkehr, der die jetzige Kreuzung Kölner-/Industrie-/Siegener-/Johannesstraße ersetzen soll.

Zum Schluss wird die jetzige Johannesbrücke komplett abgerissen und an etwa gleicher Stelle eine neue Brücke ausschließlich für Radfahrer und Fußgänger gebaut, denn sonst, so Ludger Siebert, Leiter von Straßen NRW in Südwestfalen, gäbe es drei Jahre lang keine ortsnahe Verbindung über die Lenne.

Gewässerpark an der Lenne

Aber nicht nur der Straßenbau wird in diesem Bereich erneuert. Die Lenneufer werden nach der Gewässerrahmenrichtlinie aufgeweitet, bekommen ein völlig neues Gesicht. Hier soll eine Art Gewässerpark mit Gehwegen und hoher Aufenthaltsqualität entstehen, quasi das Bonbon der Planung.

Damit die Ufer mit der Straßen- und Brückenarchitektur harmonieren, hat Straßen NRW Architekten in die Planung miteinbezogen. Das heißt: Der gesamte Bereich an der Lenne wird demnächst ein völlig neues Gesicht bekommen.

Die Kritik

Bürgermeister Stefan Hundt musste nicht lange um Fragen bitten. Wie schon am Montag im Stadtrat deutlich wurde, liegt der geplante Abriss der historischen Johannesbrücke vielen Grevenbrückern schwer im Magen. „Die Johannesbrücke ist ein historisches und ortsbildprägendes Wahrzeichen“, so Hubertus Kaiser vom Vorstand des Heimatvereins.

Etwa 300 Grevenbrücker Bürgerinnen und Bürger wollen wissen, wie sich ihr Ort demnächst verändern wird. 
Etwa 300 Grevenbrücker Bürgerinnen und Bürger wollen wissen, wie sich ihr Ort demnächst verändern wird.  © WP | Volker Eberts

Wolfgang Poguntke warf den Planern vor, die Brücke wirtschaftlich kaputt zu rechnen. „Sie sollten das Geld lieber in die Ertüchtigung der jetzigen stecken.“ Die Frage, ob die Brücke erhalten werden kann, beantworteten die Ingenieure mit einem klaren „Nein“. Man habe die Brücke von drei Gutachtern untersuchen lassen. Der Beton sei faul, das Material ermüdet und die Brücke stelle in der Lenne ein Sperrbauwerk da. Siebert: „Wir müssen eine Planung haben, die die Situation in allen Belangen verbessert.“ Das gelte auch für den Hochwasserschutz. „Wir können die Brücke nicht stehen lassen.“

Immerhin soll der Heimatverein bei der Brückenplanung gehört werden, um die historische Bedeutung einfließen zu lassen. Die denkmalgeschützte Statue des Johannes Nepomuk werde einen „erhabenen Platz bekommen“, so Siebert. Einige Bürger bezweifelten die Drei-Kreisel-Lösung als einzige Alternative, um die Verkehrsfluten in den Griff zu bekommen, die Fachleuchte dementierten dies.

Zeitplan völlig offen

Ein Raunen ging durch die Halle, als es um den Zeitplan geht. Im günstigsten Falle könnte der Bau 2022/23 starten, dann würden 2025/26 die ersten Fahrzeuge durch die neuen Kreisel rollen. Kommt es aber zu einem Planfeststellungsverfahren (siehe Infobox), könnte es sein, dass die Maßnahme erst nach 2030 fertig wird.

Auch interessant