Olpe/Siegen. 15 Mauersegler unter der Talbrücke Ronnewinkel wurden im Sommer des vergangenen Jahres erschlagen. Nun steht ein Tatverdächtiger vor Gericht.

Die Vorwürfe gegen einen jungen Mann aus Olpe wiegen schwer – und sind gleichermaßen unfassbar. Er soll im Sommer des vergangenen Jahres in eine Hohlkammer unter der Talbrücke Ronnewinkel eingebrochen sein – und 15 der dort brütenden Mauersegler getötet haben (unsere Zeitung berichtete). Der Mann soll die unter Artenschutz stehenden Tiere mit einer Dachlatte erschlagen und auf sie getreten haben. Nun steht der 36-Jährige vor Gericht.

Der Angeklagte schwieg am Montag bei der Hauptverhandlung unter Vorsitz von Richter Richard Sondermann am Amtsgericht in Olpe. Angaben zum Tatvorwurf wolle er nicht machen, ließ er durch seine Strafverteidigerin verlauten. Die Anklageschrift ist lang. Die Staatsanwältin führte aus, dass der 36-Jährige im Juli 2020 „ohne vernünftigen Grund“ Wirbeltiere getötet haben soll. Bei den Brutstätten der Mauersegler unter der Talbrücke Ronnewinkel handelte es sich um ein Forschungsprojekt der Universität Siegen. Ziel des Projektes war es, das Verhalten und die Lebensgewohnheiten der Mauersegler zu erforschen.

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Geschützt vor unbefugtem Zutritt waren die Tiere durch ein massives Vorhängeschloss. Dieses soll der Mann aus Olpe zerstört haben. Daraufhin habe er die Hohlkammer betreten – und das Licht angeschaltet. „Aufgrund des Lichteinfalls flogen die aufgeschreckten Mauersegler durch die Luft“, so die Staatsanwältin. Der Angeklagte soll die Tiere mit einer abgebrochenen Dachlatte erschlagen haben – und auf sie eingetreten haben, als sie am Boden lagen. Der 36-Jährige soll so 15 Mauersegler getötet haben. Die Anklage lautet: Vergehen gegen das Tierschutzgesetz in einem besonders schweren Fall.

Mit Rauschmitteln erwischt

Weiterhin ist der Mann wegen Diebstahls angeklagt. Er soll einen Werkzeugkoffer entwendet haben, in dem sich unter anderem ein Chip-Lesegerät, eine Stirnlampe und eine Präzisionswaage im Wert von etwa 400 Euro befanden.

Außerdem soll er im Dezember des vergangenen Jahres mit einem nicht versicherten Motorroller in Olpe unterwegs gewesen sein und zum Tatzeitpunkt keine Fahrerlaubnis besessen haben sowie Rauschmittel konsumiert haben. Weiterhin ist er bei einer Polizeikontrolle im April mit und drei Gramm Marihuana und einem Gramm Amphetamin aufgefallen.

Doch welches Motiv hatte der Angeklagte, als er sich am 16. Juli Zutritt in die Hohlkammer eines Pfeilers der Talbrücke Ronnewinkel verschafft hat? Die Frage konnte am Montag noch nicht beantwortet werden. Den Hinweis auf den Angeklagten, lieferte damals jedenfalls ein aufmerksamer Facebook-Nutzer. Der Zeuge, der ursprünglich aus Olpe kommt, ist auf eine Meldung im sozialen Netzwerk aufmerksam geworden. „Daraufhin habe ich mich umgehört, ob jemand was gehört hat“, sagte er am Montag vor Gericht. „Ich kannte noch ein paar Leute hier.“ Und er wird fündig. Ein Mann soll dem Zeugen erzählt haben, dass der Angeklagte über die Tat geredet hatte. Außerdem soll er erwähnt haben, dass die Talbrücke Ronnewinkel ein guter Ort sei, um Cannabis anzubauen.

Die Hauptverhandlung wurde am Montag ausgesetzt, ein neuer Termin wird angesetzt. Dann sollen noch weitere Zeugen gehört werden. Unter anderem der Mann, mit dem der Angeklagte über die Tat gesprochen haben soll.