Kreis Olpe. Pendler müssen Geduld haben. Wegen der Sperrung auf der A 45 bei Lüdenscheid, verdreifacht sich die Fahrtzeit von Hagen nach Olpe.

In der vergangenen Woche, am 9. Dezember, hat die Autobahn GmbH die Hiobs-Botschaft mitgeteilt: die A 45 bleibt für Autofahrer noch mindestens drei Monate gesperrt – für Lkw-Fahrer vermutlich für immer. Nicht nur für Spediteure und zahlreiche Unternehmen ist das der absolute Supergau (unsere Zeitung berichtete), auch hunderte Pendler sind von der Sperrung betroffen. Für sie heißt es nun „stark sein und die Nerven behalten“. Denn es kann schon mal vorkommen, dass man nun drei Mal so lange zur Arbeit braucht...

So ergeht es unter anderem mir. Eigentlich führt mich mein Weg von Montag bis Mittwoch von meiner Heimat Hagen in die Redaktion nach Olpe. Da ich lediglich rund drei Minuten von der A 45-Auffahrt „Hagen-Süd“ entfernt wohne, brauche ich im Regelfall nur rund 30 Minuten bis in die Martinstraße – jetzt dauert es allerdings drei Mal so lange. Um ganz genau zu sein: 96 Minuten war ich unterwegs. Ein Selbstversuch.

7:56 Uhr

Ein kurzer Blick ins Navi und ab ins Auto, vorher musste ich noch einen kurzen Stopp an der Tankstelle einlegen, die zum Glück direkt gegenüber meiner Wohnung ist. Eine Stunde und elf Minuten bis in die Martinstraße in Olpe – zumindest sagt das mein Navi. Dass das nicht so ganz der Realität entspricht, habe ich mir eigentlich schon gedacht. Doch ich bin zunächst zuversichtlich. Also fahre ich gut gelaunt und mit einem heißen Kaffee ausgerüstet von Hagen-Emst los – in Richtung A 45.

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8:10 Uhr

Bereits mehrere Kilometer vor der Ausfahrt Lüdenscheid-Nord, die zur Umleitung führt, sehe ich schon blinkende Warnlichter. Die Lkw stauen sich reihenweise. Der stockende Verkehr beginnt bereits vor der Baustelle. ‘Na super, das kann ja was werden’, dachte ich mir – denn ich muss dazu sagen, dass ich absolut kein geduldiger Autofahrer bin und mein Geduldsfaden auf dieser Fahrt mehr als strapaziert wurde.

8:26 Uhr

Eine Viertelstunde später und 200 Meter weiter. Ja, Sie lesen richtig, 200 Meter bin ich in 15 Minuten gekommen. Und ich fahre nicht auf der rechten Spur. Wie lange wohl die Lkw brauchen, bis sie an der Ausfahrt angekommen sind, frage ich mich kurz und wollte dann irgendwie gar nicht mehr darüber nachdenken.

8:34 Uhr

Es ist geschafft – ich bin an der Ausfahrt Lüdenscheid-Nord in Richtung Umleitung angekommen. Ganz langsam, im Schritttempo, rolle ich auf die Ampel an der Kreuzung zu, um auf die L 561 abzubiegen. Es dauert allerdings etwas, bis ich auf der Landesstraße ankomme, denn bei „grün“ darf maximal ein einziges Auto fahren.

8:39 Uhr

Die Fahrt geht endlich weiter – und zwar ohne Stau und ohne stockenden Verkehr. Doch kaum kommt dieser Gedanke in meinen Kopf, erleuchten wieder Warnblinklichter. Denn an der nächsten Kreuzung, an der alle, die wieder in Richtung Autobahn wollen, links abbiegen müssen, staut es sich – erneut. Das Problem hierbei: Lkw fahren deutlich langsamer über die Ampel und brauchen bekanntlich auch sehr viel länger. So kommt eben mal wieder nur ein Fahrzeug bei „grün“ über die Kreuzung und das ohne, dass es diesmal Vorschrift ist.

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8:47 Uhr

Auch ich bin jetzt wieder auf der Route am Rollen – sogar mit 50 Stundenkilometer. Zwar ist auf der Heedfelder Landstraße Tempo 70, doch 20 Stundenkilometer langsamer ist immer noch besser als Schritttempo – oder eben ganz zu stehen. Der Weg führt mich und die gefühlt mehr als hundert weiteren Pendler komplett durch Lüdenscheid, an unzähligen Wohnhäusern und ganzen Wohngebieten vorbei. Bei einem Blick durchs Autofenster, kommt der Gedanke in mir hoch, wie sich die Anwohner nun wohl fühlen müssen, wenn Tag und Nacht hunderte Autos und Lkw durch ihre Straße preschen. Wobei von preschen natürlich im Berufsverkehr nicht die Rede sein kann – der Lärmpegel ist jedoch wahrscheinlich derselbe.

9:06 Uhr

Nach zwanzig Minuten ohne stockenden Verkehr wird es aber auch mal wieder Zeit für ein bisschen Stau. Ich habe ihn schon sehnlichst erwartet, könnte man sagen. Herrlich, auf der Herscheider Landstraße komme ich hinter zahlreichen Lkw zum Stehen. Allerdings ist es nur eine Ampel, doch es hält mich trotzdem ungemein auf. Während ich darauf warte, endlich bei „grün“ weiterfahren zu können, stelle ich auch noch fest, dass ich meine Wasserflasche daheim vergessen habe, der Kaffee ist natürlich schon leer – klasse, was ein toller Tag, kann ja nur besser werden.

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9:10 Uhr

Man glaubt es kaum, aber ich erspähe das Autobahn-Schild in Richtung Frankfurt am Main und so auch in Richtung Olpe. ‘Jetzt aber’, denke ich mir, als ich die Auffahrt nehme und aufs Gas drücke. Doch nichts da! Dichter Nebel macht sich auf der gesamten Autobahn breit, 100 km/h Tempolimit, zwischenzeitlich 80, und dann sind da ja mal wieder die altbekannten Baustellen, die einen regelrecht ausbremsen.

9:29 Uhr

Es ist fast geschafft, ich bin meinem Ziel ganz nah. Die Ausfahrt in Richtung Olpe ist nur noch 500 Meter entfernt. Jetzt nicht übereifrig werden, gleich kommt hier noch ein Blitzer, sage ich mir immer wieder. Denn ich muss leider zugeben, dass ich des Öfteren mal etwas zu schnell unterwegs bin und im Nachhinein wunderschöne Fotos daheim ankommen.

9:32 Uhr

Das Ziel ist zum Greifen nah, ab durch den Kreisverkehr und da bin ich, nach ganzen 96 Minuten in der Olper Martinsstraße angekommen. Was für eine Fahrt. Ich freue mich jetzt schon auf den Rückweg...

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