Kreis Olpe. In der Olper Kinderarztpraxis von Joachim Füllenbach haben schon die ersten Kinder ihre Impfung bekommen. In Attendorn geht’s auch bald los.

In der Praxis von Joachim Füllenbach in Olpe werden die ersten Kinder (Fünf- bis Elfjährige) gegen das Coronavirus geimpft. Nach zahlreichen Diskussionen hatte die STIKO am vergangenen Donnerstag, 9. Dezember, eine Empfehlung für die Impfung von Kindern mit Vorerkrankungen ausgesprochen. Die Bedenken bei einigen Eltern sind groß. Unter einem Beitrag der Redaktion auf einer sozialen Plattform äußerten sich 16 Olper Eltern zu der Frage, ob sie ihre Kinder gegen Corona impfen lassen würden. Nur drei davon antworteten mit „ja“, der Rest erklärte, strikt gegen die Kinder-Impfung zu sein.

Einer der Väter, der seine Kinder impfen lässt, ist Henrik Schneider. Er hat für den kommenden Freitag bereits einen Termin in einer örtlichen Arztpraxis vereinbart. Auch wenn er sich bewusst ist, dass es viele Eltern gibt, die seine Entscheidung nicht nachvollziehen können, positioniert er sich ganz klar: „Ja, Kinder erkranken wesentlich seltener schwer an Corona. Die Langzeitfolgen dieser Krankheit können tückisch sein und betreffen auch Kinder. Ich versuche, so gut es geht, meine Kinder zu schützen, und der beste Weg ist momentan, sie impfen zu lassen.“

Die Impfung führt Kinder- und Jugendärztin Kristina Schwickart durch.
Die Impfung führt Kinder- und Jugendärztin Kristina Schwickart durch. © WP | Sophie Beckmann

Erster Impf-Patient ist zehn Jahre alt

Der Familienvater steht mit seiner Meinung keineswegs alleine da. Am Dienstag, 14. Dezember, kommen viele Eltern mit ihren Schützlingen in die Kinderarztpraxis in der Martinstraße 29.

„Wir haben schon damit gerechnet, dass es gut angenommen wird, aber dass es so gut läuft, das hat selbst uns überrascht“, sagt Dana Limper, Medizinische Fachangestellte in der Kinderarztpraxis. Innerhalb von wenigen Minuten waren alle Termine in dem Online-Portal ausgebucht. „Wir haben jetzt erstmal Termine bis Ende des Jahres, und im neuen Jahr werden dann die für die Zweitimpfungen freigeschaltet“, erklärt Limper. Derzeit sind 308 Kinder für die Corona-Impfung angemeldet. „Wir haben den Eindruck, dass die Bereitschaft eher groß ist“, ergänzt die Kinder- und Jugendärztin Kristina Schwickart.

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Die erste Impfung mit Biontech hat am Dienstagnachmittag der zehnjährige Marco Fink erhalten. „Wir haben auch lange überlegt, ob wir ihn impfen lassen“, sagt seine Mutter. Doch dann habe Marco selbst den Wunsch geäußert, „damit ich endlich wieder alles machen kann“, sagt er. Ganz tapfer setzt sich der Zehnjährige auf die Liege im Behandlungszimmer, und nach Voruntersuchungen kommt sdie Ärztin mit der Impfspritze herein. „So, welchen Arm nehmen wir denn?“, fragt sie den Schüler. „Links, das ist auch besser wegen dem Schreiben in der Schule“, sagt der Zehnjährige. Die Ärztin desinfiziert den Oberarm des Jungen und dann, in Sekundenschnelle, verabreicht sie ihm die Impfung. „Das war’s auch schon“, sagt Kristina Schwickart. Marco hat nichtmal ansatzweise die Miene verzogen. Zum Abschluss gibt’s noch ein Bonbon, und dann geht es für Mutter und Sohn noch für zehn Minuten zurück ins Wartezimmer – zur Beobachtung. „Sollte irgendwas sein, du dich irgendwie komisch fühlen, dann ruf einfach und ich komme sofort“, betont die Kinderärztin.

In Attendorn geht es am Freitag in einer Impfsstelle los

Ab Freitag können sich auch Fünf- bis Elfjährige in der Impfstelle in Attendorn impfen lassen. Die Termine dafür wurden am Montag freigeschaltet. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Stefan Spieren, Ärztlicher Direktor der Impfstelle. Auch ein Kinderarzt werde vor Ort sein und Fragen beantworten.

Am Freitag wolle man zunächst schauen, wie der Ablauf der Kinderimpfungen – parallel zu Erwachsenenimpfungen – funktioniere, um am Sonntag gegebenenfalls nachzujustieren. Spieren: „Dann haben wir erste Erfahrungswerte und können darauf aufbauend regelmäßige Impftermine für Kinder freischalten.“

Auch die Kinderarzt-Praxis von Nezahat Baradari, die für die SPD im Bundestag sitzt, bietet ab Sonntag, 19. Dezember, in Attendorn Corona-Impfungen für Kinder an. Weil viele Eltern einen erhöhten Aufklärungsbedarf wünschen, werden Kinder vorzugsweise am familienfreundlichen Wochenende in Attendorn geimpft, „damit wir den laufenden Betrieb mit den Notfällen und längeren Behandlungen nicht stören“, erklärt die Kinderärztin und Bundespolitikerin. Bislang sei die Liste der impfwilligen Kinder noch überschaubar, was Baradari bedauert: „Auch wenn Kinder in der Regel nicht so beeinträchtigt werden durch Corona, macht eine Impfung für diese Altersgruppe total Sinn. Zumal es ja auch chronisch kranke Kinder gibt, die eine solche Impfung dringend benötigen.“ Man hinke in Deutschland bei der Impfung für Kinder hinterher, zumal neueste Erkenntnisse darauf hinwiesen, dass bei der neuen Omikron-Variante die Booster-Impfung für den Schutz ganz wesentlich sei.

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