Attendorn. Bei der Entkernung des Cohn-Gebäudes in der Attendorner Innenstadt haben die Archäologen interessante Funde gemacht. Das sind die Hintergründe.

Das alte Gebäude der jüdischen Kaufmannsfamilie Cohn an der Ecke Wasserstraße/Breite Techt in Attendorn wird in diesen Tagen von innen komplett entkernt. Im Erdgeschoss entstehen zwei große Ladenlokale, 253 und 360 Quadratmeter groß. Hier sollen ein Bekleidungsgeschäft und ein ergänzendes Sortiment einziehen. In den Stockwerken darüber entstehen zwölf Mietwohnungen in verschiedenen Größen. Bei den großflächigen Umbauarbeiten sind ähnlich wie am Wassertor oder auch rund um den Sauerländer Dom jetzt interessante Relikte aus der Vergangenheit der alten und geschichtsreichen Hansestadt aufgetaucht.

Unter dem heutigen Fußboden entdeckten die Archäologen der LWL-Außenstelle aus Olpe ein altes Pflaster im Fischgrätmuster, das in verschiedene Richtungen liegt. Ein Indiz dafür, dass hier möglicherweise verschiedene Räume angelegt waren. Direkt darunter fanden die Experten eine Brandschicht, die möglicherweise auf einen Stadtbrand hinweist. „Es kann sein, dass ein Stadtbrand das Gebäude zerstört hat und dann das Kaufhaus der Familie Cohn wieder aufgebaut wurde“, erklärt Dr. Eva Cichy, Wissenschaftliche Referentin beim LWL in Olpe.

Alles dokumentiert

Neben dem Pflaster und der Brandschicht ist auch ein alter Brunnenschacht aufgetaucht, der seitlich an dem Pflaster liegt und möglicherweise früher an einer Hauswand stand. „Gefunden haben wir im Gebäude auch ein ganz schmales Fundament aus Bruchstein“, berichtet Cichy im Gespräch mit dieser Redaktion und vermutet, dass an Ort und Stelle in der Vergangenheit zwei Gebäude nebeneinander gestanden haben.

Hinweise, dass die Funde mit dem geschichtsträchtigen Judentum zusammenhängen können, gibt es laut der Expertin allerdings nicht. Eine Mikwe oder ähnliches haben die Archäologen zumindest nicht entdeckt. Im Cohn-Gebäude befand sich der letzte Gebetsraum der jüdischen Gemeinde, ehe die Nazis diesen bei der Reichspogromnacht im November 1938 zerstörten.

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„Wir haben das Pflaster und den Brunnen dokumentiert und viele Fotos geschossen“, sind die Funde laut Dr. Cichy gesichert. Die Baufirma werde nun noch ein paar Zentimeter tiefer gehen und gegebenenfalls die Archäologen wieder kontaktieren, wenn sie auf weitere Funde stoßen. „Meine Hoffnung ist, dass wir aus der Brandschicht noch etwas finden, was uns bei der zeitlichen Einordnung weiterhilft.“