Attendorn. Die Stadt Attendorn wird nun selbst als Investor tätig und ist bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit zwei Gewerbemietern.
Nachdem die Stadt Attendorn vor drei Jahren den markanten „Cohn-Komplex“ gegenüber vom Rossmann in der Wasserstraße/Breiten Techt nach langen Verhandlungen mit der Eigentümern erworben hatte, sollte in einem nächsten Schritt ein Investor gefunden werden, der perspektivisch neuen Einzelhandel in die Hansestadt mitbringt. Doch aus diesem Plan wird nichts, so viel steht mittlerweile fest.
Die Konsequenz: Die Stadt springt nun selbst als Investor in die Bresche. „Die Kosten für einen privaten Investor bei einem solch großen Projekt wären sehr hoch, er müsste im Bestand kaufen und großflächig umbauen. Die Rendite zu kalkulieren, wäre heute für ihn äußerst schwierig“, nennt Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) auf Anfrage dieser Redaktion einen der hauptsächlichen Gründe, warum die Stadt im Endeffekt keinen „fremden“ Investor gefunden hat.
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Also geht sie es selbst an. Im Erdgeschoss des Gebäudes, das großflächig umgebaut wird, entstehen zwei große Ladenlokale – 253 und 360 Quadratmeter groß. Ein Bekleidungsgeschäft sowie „ein ergänzendes Sortiment“ (Pospischil) ziehen dort ein, so will es übrigens auch das Innenstadtentwicklungskonzept. Idealerweise Mitte nächsten Jahres, wenn der Westfälische Hansestadt im Rahmen des 800-jährigen Stadtjubiläums in Attendorn zu Gast ist (10. und 11. September), sollen die neuen Händler ihre Türen öffnen.
Was alles umgebaut wird
Über diese Entwicklung freut sich Apotheker Christian Springob, Vorsitzender der Werbegemeinschaft: „Wir warten schon lange sehnlichst darauf, das sich dort etwas tut. Wir sprechen hier von einer der markantesten Stellen in der Innenstadt, die vom Leerstand betroffen ist. Neuer Einzelhandel wird die Wasserstraße enorm aufwerten.“ Es sei wichtig, dass zunächst solche Leerstände verschwinden, „bevor wir über andere Entwicklungen nachdenken“, ergänzt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft und spielt damit wohl auf das geplante Allee-Center am Bahnhof an. Diesem Vorhaben steht Springob kritisch gegenüber.
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„Wir sind in den Gesprächen mit den Mietern schon soweit, dass wir zeitnah die großen Umbaumaßnahmen angehen können“, erklärt der Bürgermeister. Dieser Umbau hat es durchaus in sich: Das Erdgeschoss wird in seinen Rohbau zurückgebaut, die Gewerbeflächen aller drei aneinanderhängenden Gebäude, die den gesamten Komplex ausmachen, werden zusammengelegt und statisch ertüchtigt. Im gesamten Gebäude wird die Haustechnik erneuert, die Fenster werden ausgetauscht, diverse neue Eingänge geschaffen und das Treppenhaus neu erreichtet. Im Übrigen gab es auch mal die Idee, den gesamten Komplex abzureißen und dann neu aufzubauen. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte die Stadt davon aber Abstand genommen.
Zwischen 35 und 124 Quadratmeter groß
Während die Attendorner in Zukunft im Erdgeschoss shoppen können, entstehen im ersten und zweiten Obergeschoss zwölf neue Mietwohnungen in verschiedenen Größen. Laut Gebäudemanager Ludger Gabriel werden diese voraussichtlich zwischen 35 und 124 Quadratmeter groß sein, insgesamt stehen in den Obergeschossen rund 970 Quadratmeter für Wohnungen zur Verfügung. Die Kaltmiete pro Quadratmeter soll zwischen 6,43 Euro und 6,89 Euro liegen, allerdings werden auch zwei kleinere Wohnungen etwas teurer und 8,12 Euro pro Quadratmeter kosten. Für den gesamten Umbau (Gewerbe und Wohnen) nimmt die Stadt laut Gabriel brutto rund 3,7 Mio. Euro in die Hand. Die Vermarktung der zwölf Wohnungen beginnt Mitte nächsten Jahres.
Dass das „Cohn-Gebäude“, in dem aktuell noch ein Outlet von Mode Maiworm untergebracht ist, in absehbarer Zukunft wieder mit Leben gefüllt wird, macht den Bürgermeister besonders froh: „Die schmucken, frisch sanierten Ladenlokale werden die Wasserstraße und den Bereich am Markt nach vorne bringen. Ebenso erfreulich ist, dass wir neue Wohnungen im mittleren Preissegment auf den Markt bringen. Wenn ich sehe, wie Corona an den Innenstädte anderswo nagt, dann bin ich froh, dass diese Entwicklung in Attendorn gegenläufig positiv verläuft.“ Daran hat künftig auch das neue „Cohn-Gebäude“ mit zwei Einzelhändlern und einem Dutzend Wohnungen einen maßgeblichen Anteil.