Kreis Olpe. Die Zahl der Getesteten ist nach den Herbstferien im Kreis Olpe stark zurückgegangen. Die Zahl der „Positiven“ ist stark gestiegen.

Kommen die kostenlosen Corona-Schnelltests wieder. Und kommen sie für alle oder nur für Geimpfte und Genesene? Und wie schnell können die Testzentren im Kreis Olpe ihre Kapazitäten wieder hochfahren. Wir waren auf der Suche nach einem Stimmungsbild. Mit interessanten Infos und Meinungen.

„Wir können unsere Testkapazitäten kurzfristig wieder hochfahren“, sagt Torsten Tillmann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Olpe, „die Infrastruktur haben wir vorsorglich aufrechterhalten, genügend Tests sind auch vorhanden.“ In Spitzenzeiten habe das DRK im Kreis Olpe acht Testzentren unterhalten, jetzt seien es noch drei, in Rhode, Meggen und Finnentrop.

Spürbarer Trend

Einen spürbarer Trend, den alle von unserer Redaktion Befragten feststellen, kann auch Tillmann bestätigten: „Die Zahl der positiv Getesteten ist in den vergangenen zwei Wochen nach oben gegangen.“ DRK-Pressesprecher Julian Halbe kann das mit Zahlen untermauern: „Bis zum Ende der Herbstferien haben wir rund 120.000 Tests abgenommen, 262 davon waren positiv. Das ergibt eine Quote von 0,22 Prozent.“ In den vergangenen zwei Wochen sei diese Quote auf geschätzte vier bis fünf Prozent hochgeschnellt. Halbe: „In zwei Wochen hatten wir etwa 35 positive Testergebnisse.“ Darunter seien aber viele, die mit Symptomen von den Hausärzten zum DRK-Testzentrum geschickt worden seien. Wie viel positiv Getestete geimpft gewesen seien, so Halbe, wisse er nicht: „Das fragen wir nicht ab.“

Alexander Schürholz, Betreiber des Testzentrums in Drolshagen-Berlinghausen, fragt nach dem Impfstatus: „Auf den Punkt genau kann ich das jetzt nicht sagen, ich schätze, die Hälfte der Positiven waren durchgeimpft.“ Auch in Berlinghausen sei die Zahl der Testwilligen nach den Herbstferien stark zurückgegangen, während die Zahl der „Positiven“ explodiert sei: „Von April bis September hatten wir 23 Positive, in den vergangenen zehn Tagen waren es 15.“

Zwei-Klassen-Gesellschaft

Damit, dass die kostenlosen Schnelltests wiederkommen würden, so Schürholz, habe er gerechnet: „Das war für mich vorprogrammiert. Durch die Bezahltests gibt es eine hohe Dunkelziffer.“ Tests nur für Geimpfte und Genesene kostenlos anzubieten, hält er für den falschen Weg: „Das wäre eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.“

Sebastian Hoffmann vom Testzentrum Sauerland mit noch drei Zentren, in Attendorn, Lennestadt-Trockenbrück und Eslohe: „Nach den Ferien ist es merklich ruhiger geworden. Deshalb haben wir die Zahl unserer Testzentren von sieben auf drei reduziert.“ Die Zahlen der zuletzt positiv Getesteten seien zwar angezogen, aber nicht dramatisch: „Im November hatten wir in Attendorn und Eslohe noch keinen positiven Fall, in Trockenbrück aber drei. Dort waren es im Oktober auch drei. Allerdings lassen wir niemanden mit Symptomen rein. Die schicken wir sofort zum Arzt. Und das war eine ganze Menge.“

Auch Hoffmann ist sich sicher: „Die Dunkelziffer muss enorm hoch sein, weil so wenig getestet wird.“ Die Maßnahme der Politik, die kostenlosen Tests abzuschaffen, so Hoffmann, „hat hier keiner verstanden.“ Hauptfehler für Hoffmann: „Die Geimpften und Genesenen haben sich bisher überwiegend gegen das Testen gesträubt. Das ist der Fehler, die müssen mitgetestet werden.“

Sollten die kostenlosen Tests von der Politik wieder eingeführt werden, stehe er Gewehr bei Fuß: „Wir können unsere Kapazität sofort wieder hochfahren. Möglicherweise auch wieder mehr Standorte.“ Ausstattung und Equipment sei vorhanden. Der Idee, nur Geimpfte und Genesene kostenlos zu testen, erteilt auch Hoffmann eine Absage: „Das wäre konzeptlos. Entweder richtig oder gar nicht.“ Was nütze eine 2G-Regel, wenn nicht sicher sei, ob jemand das Virus in sich trage und weitergebe: „Da gibt es genügend Beispiele.“ In der Gastronomie seien nach einer Feier plötzlich 14, 15 Partygäste positiv. Letztlich helfe dann nur noch, alle vorher schnelltesten zu lassen. „Minimum sechs Stunden vorher“, rät Hoffmann. Er könne alternativ vorher auch einen PCR-Test anbieten. Kostenpunkt: 90 Euro. Der Schnelltest kostet 15 Euro.

Besserer Schutz für alle

„Ich bin dafür, das wieder einzuführen, auch kostenlos, weil es uns letztlich alle schützt“, sagt Stefan Spieren. Testen sei sinnvoll, weil sich auch Geimpfte infizieren können, so der Hünsborner Hausarzt: „Das ist im Sinne der Gemeinschaft sinnvoll. Patienten, die bezahlen müssen, kommen nicht..“ Gerade auch mit Blick auf Weihnachten sorge das für einen besseren Schutz.

Es sei schwer, jetzt wieder zusätzliches Personal für die Abnahme von Tests zu bekommen, da viele Leute wieder in ihre normalen Jobs zurückgekehrt seien, sagt Ulf Ullenboom. Der Sprecher der Apotheker im Kreis Olpe ist aber sicher, dass es möglich sei, das System wieder hochzufahren: „Das haben wir seinerzeit auch aus dem Nichts gemacht. Es braucht vielleicht ein paar Tage und geht nicht von heute auf morgen, aber möglich ist das auf jeden Fall.“

Aktuell führe er noch durchschnittlich 20 Prozent an Tests durch, so Ullenboom: „Im Vergleich zur Hochphase sind es jetzt noch zehn Prozent, was ich mache.“ Der Olper Apotheker ist gegen die Wiedereinführung kostenloser Tests: „Dann ist der Impfdruck wieder weg. Durch kostenlose Tests mache ich es den Ungeimpften wieder leichter. Durch das Nichtimpfen zögern wir die Pandemie nach hinten weiter raus. Wie lange wollen wir das noch fortführen?“