Iseringhausen. Auf dem Erlebnis-Bauernhof „Kuhlerbü“ in Iseringhausen kommen Kinder in direkten Kontakt mit Tieren. Jäger bieten Aufklärung mit der Waldschule.
Finja freut sich schon. Mit ihren Gummistiefeln stapft sie durch die Matschpfütze, die Kapuze ihrer pinken Regenjacke hat sie sich über den Kopf gezogen. „Zwei Mal war ich schon hier. Was heute passiert, weiß ich noch nicht. Aber es wird bestimmt gut“, ist sich die Sechsjährige sicher. Zeit auf „Kuhlerbü“ zu verbringen ist immer ein Abenteuer. Denn zwischen Kuhstall und Hühnermobil gibt es so viel zu entdecken.
Gefühl der Landidylle und Naturverbundenheit soll vermittelt werden
Den Bauernhof mit allen Sinnen erleben: Das bietet die Bauernhof-Erlebnispädagogin Jessica Stracke auf dem Familienhof in Iseringhausen an. Nach dem Motto „In die Stiefel – fertig – los!“ werden hier seit dem vergangenem Jahr regelmäßig Ferientage oder Kindergeburtstage ausgerichtet. „Wir wollten uns damit neben der Landwirtschaft ein weiteres Standbein aufbauen“, erzählt Stracke. Sie arbeitete selbst mal als Tagesmutter, hat dementsprechend Erfahrung in der Kinderbetreuung. „Meine Schwester ist außerdem Sozialpädagogin und hatte mich auf die Bauernhof-Erlebnispädagogik aufmerksam gemacht. Dass das doch ganz cool wäre. Und sie hatte Recht“, erzählt Stracke und lacht.
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Dass „Kuhlerbü“ stark an die Kinderbuchreihe „Wir Kinder aus Bullerbü“ von Astrid Lindgren erinnert, ist kein Zufall. Im Gegenteil: Das Gefühl der Landidylle und der Naturverbundenheit soll vermittelt werden. Nur eben nicht in Schweden, sondern im Sauerland. Kühe können gefüttert und gestreichelt, Hühner auf den Arm genommen und frisch gelegte Eier aus dem Stall eingesammelt werden. Etwa 60 Eier pro Tag sammeln Strackes ein, die meisten davon verkaufen sie in ihrem Hofladen.
Für Finja und ihren Bruder Matti (8), der heute auch Zeit auf „Kuhlerbü“ verbringt, ist das Eiersammeln nichts Neues. Denn auch sie haben ein paar Hühner zuhause. Trotzdem haben sie Spaß daran, die Hühner einzufangen, sie in den Arm zu nehmen und über ihr weiches Gefieder zu streicheln. Nur der Hahn ist Finja nicht ganz geheuer. „Der sieht nicht so aus, als ob er gerne angefasst wird.“ Vielleicht ist er aber auch nur etwas vorsichtig geworden. Denn zuletzt hat sich immer mal wieder ein Habicht an der Hühnerherde zu schaffen gemacht. Deswegen leben nun auch Theo, Lotte und Lola – drei Ziegen – mit den Hühnern zusammen. Sie sollen die Greifvögel abschrecken und sie dauerhaft vom Gehege fernhalten.
Kreisjägerschaft Kurköln Olpe beteiligt sich am Projekt „Lernort Natur“
Neben den Bauernhoftieren lernen die Kinder heute Dutzende Wild- und Waldtiere kennen. Dafür bekommen sie Besuch von Forstwirt Ludger Hacke, der in der Kreisjägerschaft Kurköln Olpe zuständig ist für das Projekt „Lernort Natur“ (siehe Infobox). Er hat ausgestopfte Tierpräparate mitgebracht, von Reh über Fuchs und Maulwurf bis hin zu Mader ist alles dabei.
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Besonders das Wildschwein wird interessiert begutachtet, ist es doch in seiner Größe eine beeindruckende Erscheinung. „Bei Rangkämpfen rammen die Keiler ihre Hauen oft in die Seite des Kontrahenten“, erklärt Hacke und zeigt dabei auf die scharfen Eckzähne im Unterkiefer. Hin und wieder gehe so ein Kampf auch tödlich aus. „Warum kämpfen die?“, möchte Ben wissen. Jakobs altkluge Antwort: „Wegen den Frauen!“ Und auch, wenn die Erwachsenen kurz auflachen müssen: Jakob hat Recht. Denn vor allem in der Paarungszeit möchten die Keiler zeigen, wer der Stärkste von ihnen ist und mit wem sich die Bache am besten einlassen sollte.
Der Tag auf „Kuhlerbü“ neigt sich dem Ende zu. Doch schon bald können die kleinen Entdecker wieder auf Abenteuerreise gehen. Denn langweilig wird es hier nie.