Blockhaus/Drolshagen. Das Wendsche Original Berni Junge hat die Panoramahütte an der Kreisgrenze zu Drolshagen auf Vordermann gebracht. Was er alles bietet? Hier mehr.

Was kommt dabei heraus, wenn ein echtes Sauerländer Original auf die Idee kommt, im fortgeschrittenen Alter eine urige Hütten-Gastronomie mit Leben zu erfüllen? Ganz einfach: So etwas wie die Panoramahütte am Blockhaus in Reichshof, direkt an der Kreisgrenze zu Drolshagen. Aber beileibe nicht nur viele Drolshagener finden seit Sommer 2020 den Weg zur alpin rüberkommenden Hütte, sondern auch viele Wendscher. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Denn Berni Junge (66), im Wendschen bekannt wie der sprichwörtlich „bunte Hund“, hat sich dazu entschlossen, im Rentenalter nicht die Füße hochzulegen, sondern als Hüttenwirt durchzustarten: „Ich will hier die Atmosphäre einer Alpenhütte hinkriegen.“ Wer ihm einen Moment zuhört, hat daran keinen Zweifel.

Öffnungszeiten

Der Gastraum der Panohütte bietet rund 35 Gästen Platz, die Terrasse mit Aussicht hat 80 Sitzplätze.Geöffnet ist die Hütte samstags von 14 bis 21 Uhr, und sonntags von 10 bis 21 Uhr. Reserviert werden kann die Hütte auch für größere Familien- oder Firmen-Events. Küchenzeiten: Samstags von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 12 bis 19 Uhr, Frühstück von 10 bis 12 Uhr.Je nach Wetterlage kann es Abweichungen geben, aktuelle Infos bei facebook, Instagram und panoramahuette-am-blockhaus.de im Internet.Vor der Panoramahütte gibt es eine Ladestation für mehrere E-Bikes.

„Mich kennt in Wenden jeder, aus dem Kreis Olpe habe ich mehr Kunden als aus der Region Reichshof“, grinst er breit übers ganze Gesicht, als ich ihn in seiner Panoramahütte besuche. Es ist einer der wenigen Tage im Herbst, die noch eine halbwegs gute Aussicht erlaubt Richtung Siebengebirge und der Gastronomie zu Recht den Namen „Panoramahütte“ gibt. „Wenn richtig gutes Wetter ist, kannst Du bis in die Eifel, fast 80 km entfernt, gucken“, sagt Berni, der mir nach etwa drei Minuten das Du anbietet.

Mister 100.000 Volt

Eines wird sofort klar: Der 66-Jährige ist noch topfit, im Geist wie in den Beinen, eine Art Mister 100.000 Volt der Fraktion 60-plus. Zahllose Fotos an einer der holzbeschlagenen Wände in seiner Hütte beweisen es: „Ich war unzählige Male in den Alpen unterwegs, aber auch schon auf dem rund 6.000 Meter hohen Kilimandscharo und dem fast ebenso hohen Cotopaxi in Ecuador. Da musste ich allerdings ein Jahr für trainieren.“ Immer mit dabei seine ebenso drahtige Ehefrau: „Ohne die ging das ja alles nicht, was ich so mache“, sagt Berni.

Die Pellet-Heizstrahler und die Kunststoff-Trennwände sorgen auch bei kalter Witterung für Biergartenatmosphäre. 
Die Pellet-Heizstrahler und die Kunststoff-Trennwände sorgen auch bei kalter Witterung für Biergartenatmosphäre.  © Unbekannt | Privat

Kein Wunder, dass er alpines Flair mitten ins Sauerland bieten will. Und da kommt ihm seine kulinarische Ader gerade Recht: „Da muss ich ein bisschen ausholen“, rudert er mit den Armen und erzählt seine Geschichte auf eine Art und Weise, die mich an den Alpenkönig Luis Trenker erinnert. „Als wir eine neue Küche für unser Haus in Reichshof-Berghausen suchten, entdeckten wir ein so tolles Exemplar, dass ich zu meiner Frau sagte: Wenn wir diese Küche bekommen, fange ich mir das Kochen als neues Hobby an.“ Kurzum: Die Küche wurde gekauft, und Berni Junge avancierte zum begeisterten Hobbykoch.

Mehrere Berufe

Kurios: Eigentlich hat er beruflich nicht das Geringste mit Gastronomie zu tun gehabt: „Ich habe mehrere Berufe, bin eigentlich Elektriker- Heizungs- und Lüftungstechniker- und Sanitärmeister.“ Im Solartechnikzentrum Stuttgart habe sich zum „Solateur“ fortgebildet, was ihn auch zum Experten für Solaranlagen und Wärmepumpen machte. Zum guten Schluss, wenn man bei Berni Junge von so etwas reden kann, setzte er in Österreich noch eine Fortbildung zum Biowärme-Installateur drauf, so dass er sich fortan auch bestens mit Wärmesystemen auskannte, die mit Holz und Pellets gefüttert werden.

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Das Sauerland, Südtirol und Österreich waren viele Jahre die Eckpunkte seiens Arbeitslebens: „Ich bin in den Jahren bestimmt zweieinhalb Millionen Kilometer mit dem Auto gefahren“, grinst er wieder. Die Erneuerbaren Energietechniken hätten es ihm angetan, „in Sulzberg-Vorarlberg habe ich ein Null-Energie-Haus auf 1.000 Metern Höhe gebaut, unser Haus in Reichshof habe ich 2009 komplett umgebaut, und als ,Energiehaus Oberberg’ habe ich dafür einen Innovationspreis bekommen. Das Haus kann ich zeitweise mit sieben verschiedenen Energieträgern heizen, ohne Öl oder Gas.“

Das ist in der Panoramahütte nicht notwendig, ein moderner Holzpellet-Ofen, den Berni per Handy steuern kann, reicht aus. Ein technisches Öko-Schmankerl zeigt er mir dann aber doch noch: „Das hier sind Heizstrahler für draußen, die nur mit Pellets betrieben werden.“ In einem Karree aus Sonnenschirmen und Seitenwänden, so versichert Berni, könnten Gäste selbst in Herbst- und Wintermonaten auf der Terrasse draußen sitzen, wenn zwei der Strahler Wärme lieferten.

Bei „Perfektem Dinner“ dabei

Aber nicht nur energietechnisch kann Berni Spezialitäten aufweisen, vor allem kulinarisch zieht er schonmal alle Register: Von „Bernis Spezial-Currywurst“ über selbstgemachten Bandnudeln in Parmesanmilch, bayerische Leberkäsburger bis hin zu Steaks mit marinierten Bratkartoffeln liefert er mit seinem Catering-Service Culina Mea so ziemlich alles, was das rustikale Schlemmerherz begehrt. Sogar beim „Perfekten Dinner“ bei Vox hat er schon mitgemacht.

Original Südtiroler Schinken: Eine kulinarische Attraktion in der Panoramahütte.
Original Südtiroler Schinken: Eine kulinarische Attraktion in der Panoramahütte. © Unbekannt | Privat

Die Speisekarte der Panoramahütte ist natürlich überschaubarer: Neben Brüsseler Waffeln in allen Variationen gibt es unter anderem den Blockhaus-Klassiker „Hütten-Brotzeit“, „Frühstück mit Aussicht“ mit Südtiroler Schinkenspezialitäten, „und immer mal wieder Überraschungen“, verspricht Berni.

Leider nicht bieten kann Berni Gezapftes. Für die zwei Öffnungstage in der Woche lohne der Aufwand nicht. Andreas Horath, rechte Hand des Chefs mit langjähriger eigener Gastro-Erfahrung: „An Wochentagen verirrt sich hier kaum jemand hin.“

Zum Abschied darf ich noch den Edelbrand einer Brennerei aus dem Schwarzwald probieren, die Berni’s Spirituosen-Theke auch für echte Gourmets qualifiziert. Prost.