Melbecke/Kreis Olpe. Viel regen hat dem Grünland gut getan. Desaströs ist indes die Situation für Landwirte mit Schweinehaltung. Ferienhöfe können hingegen aufatmen.

Die Bilanz der diesjährigen Erntesaison fällt für die heimischen Bauern zwiespältig aus. Darüber informierte der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe bei seiner jährlichen Erntedank-Pressekonferenz auf dem Quinkenhof in Melbecke (wir berichteten).

Der Vorsitzende Michael Richard zog folgende Bilanz: „Der viele Regen in diesem Jahr hat dem Grünland gutgetan, die Grasernte hat für teils übervolle Silagelager gesorgt. Auch der stark geschädigte Wald kann so langsam seine Wasserspeicher wieder auffüllen. Die Getreideernte war wegen des Regens teils schwierig. Desaströs ist hingegen nach wie vor die Situation der Schweinehalter.“

Nur ein Fünftel der Betriebe im Haupterwerb

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit einer Fläche über fünf Hektar beziffert der Kreisverband auf rund 400 (Stand Mai 2020). Dabei wird ein Fünftel im Haupterwerb geführt, der Rest im Neben- bzw. Zuerwerb. Schwerpunkte sind die Mutterkuhhaltung, Milchwirtschaft, Pferde- und Schafhaltung sowie Weihnachtsbäume als Sonderkulturen. Die schwer in die Krise geratenen Schweinemastbetriebe spielen im Kreis Olpe keine große Rolle.

Von den landwirtschaftlich genutzten Flächen sind 1705 Hektar (12 Prozent) Ackerflächen und 12.745 Hektar (94 Prozent) Grünland.

Der Anteil des Ökolandbaus beträgt 15 Prozent. Die neue Strukturerhebung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) mit aktuellen Daten soll in diesem Jahr vorliegen.

Richard, der mit seiner Familie in Petmecke (Lennestadt) einen Ferienhof betreibt: „Das Positive zuerst. Dem Grünland hat der früher so typisch nasse Sauerländer Sommer seht gutgetan.“ Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes berichtete von vier Grasschnitten in reichlicher Menge und von mittlerer bis guter Qualität. „Im Gegensatz zu den letzten Jahren ist dadurch auf unseren rinderhaltenden Betrieben auf jeden Fall schon mal die Futterversorgung weit über den Winter hinaus gesichert“, freute sich Michael Richard. Und weiter: „Wir haben gute Preise für Rindfleisch und stabile Milchpreise.“

Futterstöcke nach den Dürrejahren sind leer

Auch der Mais sehe spitzenmäßig aus. Der Vorsitzende wagte mitten in der Ernte eine Prognose: „Der Mais kommt gut mit sich ändernden Wetterbedingungen klar und es sieht so aus, als könnten die Tierhalter ihre Futtervorräte durch Mais sehr gut ergänzen.“ Das sei auch dringend notwendig gewesen, denn die Futterstöcke der Landwirte seien nach den Dürrejahren leer gewesen. Mit der Kartoffelernte waren die heimischen Bauern ebenfalls zufrieden. Probleme, so Michael Richard, habe aber die Kartoffelfäule bereitet.

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Bei der Gerste sieht es nicht so gut aus. Laut Becker-Borggräfe, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Lennestadt, fallen Ernte und Qualität in diesem Jahr „ziemlich enttäuschend“ aus. Beim Weizen gebe es zumindest vernünftige Verkaufserlöse. „Die Qualität ist eher schwach, die Menge war ordentlich“, fasste der an diesem Tag verhinderte stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Bernd Eichert in einer Pressemitteilung des Westfälischen-Lippischen Landwirtschaftsverbandes die Getreideernte zusammen. Beim Milchpreis hofft Michael Richard auf „eine stetige Besserung des Preises“. Große Sorgen bereiten ihm die Düngemittelproduktion. Weil das Gas so teuer geworden ist, hätten einige Unternehmen bereits die Herstellung eingestellt.

Lockdown hat finanziell weh getan

Hildegard Hansmann-Machula, die mit ihrer Familie einen Nebenbetrieb in Weringhausen führt, kümmert sich als Vorsitzende des Öffentlichkeitsarbeitskreises im Landwirtschaftlichen Kreisverband um ein realistisches Bild von der Landwirtschaft. Ihre Erfahrungen schildert sie so: „Stadt und Land entfernen sich immer mehr voneinander, wir bekommen als Landbewohner immer mehr die politischen Vorstellungen der Städter aufgedrückt. Deshalb ist offenen Reden miteinander so wichtig. Einen ganz bedeutenden Beitrag dazu leisten auch unsere Ferienbauernhöfe, die Tag für Tag mit ihren Kunden über Landwirtschaft sprechen.“

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Dazu gehört der Quinkenhof im schönen Melbecketal, wo Tina und Guido Quinke eine Reitschule für Islandpferde betreiben. Das Ehepaar ist froh, wieder Familien beherbergen dürfen. „Die Lockdown-Situationen haben uns persönlich sehr leid und finanziell weh getan. Wir freuen uns, dass dieser Spuk vorbei zu sein scheint. Hier können unsere Gäste an der frischen Luft gut Abstand halten und sich von der Enge des Lebens in der Stadt erholen.“ Davon konnten sich die Teilnehmer der Erntedank-Pressekonferenz an Ort und Stelle überzeugen.