Drolshagen-Siebringhausen. Thomas Halbfas-Alterauge und seine Familie haben sich durch die Corona-Krise nicht von ihrem Plan abbringen lassen. Mehr zum Projekt hier.
Inmitten der wohl schwersten Krise der Gastronomie nach dem Krieg eine hohe sechsstellige Summe investieren? Und das in der tiefsten Provinz? Gibt’s nicht. Gibt’s doch: Der Koch und Hotelier Thomas Halbfas-Alterauge grinst wie ein Lausbub übers ganze Gesicht, wenn er auf seine ungewöhnliche Hartnäckigkeit angesprochen wird. Mit einem gehörigen Schuss Zuversicht und der für Sauerländer so unverwechselbaren Sturheit ließ er nicht ab von seinem Plan, sein Hotel deutlich zu vergrößern. Obwohl Corona ihm im Frühjahr 2020 gerade die Türen quasi von einem Tag auf den anderen zugeschlossen hatte.
Eine gewichtige Rolle spielte dabei seine Familie, die hinter dem Projekt stand. Trotz Corona: Ehefrau Kornelia ebenso wie Mutter Rita und ihr Mann Hermann Nottbrock.
Gleiche Wellenlänge
Thomas Halbfas-Alterauge: „Den Plan hatten wir ja schon vor Corona. Gerade Kurzurlauber für 2, 3 Tage, aber auch viele Geschäftsleute sorgten für sehr gute Vorjahresergebnisse. Und dann reifte die Idee, noch einmal grundlegend zu investieren.“ Mit dem aus Drolshagen stammenden jungen Architekten Florian Hahnl fand Halbfas-Alterauge jemand, der auf der gleichen Wellenlänge funkte. Halbfas-Alterauge schwebte vor, den Anbau so zu gestalten, dass die Leute meinen sollten, es habe schon immer so ausgesehen: „Und das ist gelungen. Das Stockwerk auf dem alten Flachdach, die Fensteraufteilung, der Fachwerk-Giebel.“ Kein Wunder, dass er von Bekannten darauf angesprochen werde, sie hätten den Eindruck, der Gebäudekomplex sei doch schon immer so gewesen.
Hohe Anforderungen an Brandschutz
Zurück zur ungewöhnlichen Vorgeschichte: Nachdem Architekt Hahnl den Neubau-Plan bereits Anfang 2019 vorlegen konnte, verlangsamte sich das Projekt-Tempo. Vor allem Klimmzüge in Sachen Brandschutz - zum Beispiel der Bau eines 50.000 Liter fassenden Löschwassertanks, aber auch bauliche Anpassungen an die komplizierte Grenzsituation nahmen Zeit in Anspruch. Als dann auch diese Hürden genommen waren und die Baugenehmigung im März 2020 endlich auf dem Tisch lag, kam Corona. Und damit ein Lockdown nach dem anderen.
Rund neun Monate lag das Geschäft weitgehend auf Eis, lediglich einige Geschäftsreisende, die von ihren Firmen noch nicht ins Home-Office verbannt worden waren, checkten noch ein. Höhe des Umsatzeinbruchs? Halbfas-Alterauge winkt ab, will jetzt lieber nach vorne schauen. „Dass ein Bauherr dann trotzdem an einem solchen Projekt festhält, auch zeitlich“, sagt Florian Hahnl, „ist schon beachtlich, ja ungewöhnlich.“ Im Mai 2020 rollten die ersten Bagger, vor wenigen Tagen durfte Eröffnung des neuen Hotel-Traktes gefeiert werden.
Mit jetzt 16 Zimmern hat sich das Hotel fast verdoppelt. die neuen Doppel- und Familienzimmer bieten soliden Komfort, ein rollstuhl-gerechtes Zimmer gehört ebenso zum Angebot wie ein Aufzug. „Alles barrierefrei“, hebt Hahnl hervor. Bis zu 90 Restaurantplätze und ein Biergarten mit rund 35 Sitzplätzen komplettieren das Gastro-Angebot.
Hotelbuchungen ziehen wieder an
„Die erste Geburtstagsfeier nach dem Lockdown war schon früh gebucht, Kommunionfeiern ebenfalls“, sagt die Chefin des Hauses, Kornelia Halbfas-Alterauge. Eine starke Reservierung fürs Hotel zeichne sich auch ab.
Und wenn die Sonne nach einer kurzen Verschnaufpause weiter eine derartige Lust habe, 2021 in ein weiteres Sommerjahr zu verwandeln, dürfe man sich auch auf viele Radfahrer freuen: „Mit der E-Bike-Welle hat das spürbar zugelegt. Wir bieten sogar eine Garage für die wertvollen E-Bikes“, sagen die Gastronomen aus dem kleinen Siebringhausen.
Und was fehlt jetzt noch zum Glück? „Fachkräfte, Fachkräfte, Fachkräfte. Ein Koch, Kellner und Küchenhilfen, Servicekräfte halt. Wer Lust auf Gastro hat, darf sich sofort melden“, lautet der gemeinsame Wunsch der Familie Halbfas-Alterauge. Aber damit stehen sie in der Branche nun mal nicht alleine da.