Hützemert. Eine Institution in Drolshagen-Hützemert schließt: Nach 32 Jahren ist für Frisörmeisterin Eva Maria Gatzsch Schluss – verbunden mit viel Wehmut.

Eva Maria Gatzsch wird ihren Hützemertern, aber auch den Kunden von außerhalb fehlen. Da darf man sicher sein. Nicht nur wegen ihres strahlenden Lächelns, aber ein bisschen auch deshalb. In erster Linie aber wegen ihres Handwerks, das sie von der Pike auf gelernt hat, dass ihr irgendwie vorbestimmt war, wie sie in ihrer Erinnerung hervorkramt: „Mit 13 wusste ich schon, dass ich das mal machen wollte.“ Da hatte sie gerade ihr Schülerpraktikum in einem Friseursalon absolviert und sofort gemerkt, dass es ihr Ding sein würde, Menschen ein Stuckchen schöner zu machen. „Von da an habe ich so ziemlich jedem die Haare gemacht, der mir über den Weg lief.“

Da wundert es nicht, dass aus der gelernten Friseurin später auch eine Meisterin ihres Faches werden sollte. „Gelernt habe ich bei Brigitte Möller in Drolshagen, dann folgten drei Gesellenjahre, und an der Abendschule in Arnsberg und Weidenau habe ich dann mit 23 Jahren den Meister gemacht. Weiß ich noch wie heute. Es war der 10.10. 88.“ Ein Jahr später folgte die Selbstständigkeit im eigenen Salon Eva in ihrem Heimatdorf Hützemert, Unter der Löwe 1.

Doch genau damit soll jetzt bald Schluss sein. Und Friseurmeisterin Eva gibt sich gar keine Mühe, ihren Wehmut zu verbergen: „Ich bin schon ein bisschen traurig, habe das hier immer sehr gerne gemacht. Aber wenn es jetzt nicht so gekommen wäre, hätte ich vielleicht nie den Absprung geschafft.“ Da ihr Vermieter die Immobilie abreißen und andere Pläne verwirklichen wolle, müsse sie den Salon zum 31. Dezember für immer zuschließen.

Terminkalender immer voll

Dass ihr die Arbeit so viel Spaß gemacht habe, sei ein Stück weit auch vom geschäftlichen Erfolg getragen worden: „Unser Terminkalender war praktisch vom ersten Tag an bis heute immer gefüllt.“ Eine richtige Durststrecke habe es nie gegeben. Nur Corona habe ihren Tatendrang bremsen können. „Dabei hatte ich anfangs schon ein bisschen Bammel, dass es hier vielleicht zu klein sein würde.“ Sieben Plätze - mehr habe die kleine Salonfläche nie hergegeben. Ein älterer Hützemerter habe ihr damals bei der Eröffnung ganz unverhohlen prophezeit: „Das gibt hier nix.“

Der Salon Eva in Hützemert schließ zum Ende des Jahres. Das Trio des Teams Eva: (von rechts) Simone Engel, Eva Maria Gatzsch und Salise Cevik.
Der Salon Eva in Hützemert schließ zum Ende des Jahres. Das Trio des Teams Eva: (von rechts) Simone Engel, Eva Maria Gatzsch und Salise Cevik. © WP | Josef Schmidt

Damit sollte er jedoch daneben liegen, und zwar gründlich: Gemeinsam mit ihrem Team, zu dem viele Jahre ihre beiden Schwestern gehörten und gehören, wurden Schere, Kamm und Fön geschwungen. Vom ersten Tag an für beide Geschlechter. „Das war damals häufig noch anders hier auf dem Land“, blickt sie zurück in die Endphase der 80er Jahre. Meist gab es reine Herren- oder Damensalons.

Doch der Familienbetrieb mit Eva Maria Gatzsch und ihren Schwestern Simone Engel (52) und Angelika Schürmann (60), beides auch gelernte Friseurinnen, funktionierte. Dazu gesellten sich immer wieder Auszubildende. Komplettiert wird das Team aktuell von Friseurin Salise Cevik, die im Jahr der Saloneröffnung geboren wurde.

Dauerwelle der Renner in den 80-ern

Profitiert vom Handwerk ihrer Töchter hat auch Mutter Gerharda (87), die mir an diesem Abend fürs Foto Modell sitzt und ganz nebenbei in den Genuss einer Dauerwelle kommt.

Apropos Dauerwelle. Das Stichwort für eine Rückblende. Ja, wie war das denn damals mit den Frisurentrends in den 80ern? „Das war die Zeit der Dauerwelle. Jeder wollte sie haben, auch die Männer. Das können sich die jungen Leute heute kaum noch vorstellen.“ Heute seien Strähnchen „in“, „in allen Farbnuancen“, bei den Männern hält sich bereits seit einigen Jahren der „Undercut“, womit die typisch kahl geschorenen Ränder und das längere, darüber fallende Haupthaar gemeint ist. Fußballstars wie Cristiano Ronaldo lassen grüßen.

Bleibt die Frage der Fragen, die ihr von Kunden schon häufiger gestellt worden sei, die etwas vom nahenden Finale des Salons gewittert hätten: „Die sagen: Wo soll ich denn jetzt hin?“