Hünsborn. Der komplette Vorstand des Dorfgemeinschaftsvereins Hünsborn hat aufgehört. Es finden sich keine Nachfolger. Wie geht es jetzt weiter?

Die Jahreshauptversammlung in der Gaststätte „Zu den Dreikönigen“ war nicht von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil. Nachdem sich der komplette Vorstand nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte und keine Nachfolger gefunden werden konnten, steht der Dorfgemeinschaftsverein (DGV) Hünsborn ohne Führung da und ist kurz vor dem Aus. „Es wäre schlimm, wenn wir den Verein auflösen müssen, aber wir finden keine Nachfolger. Wir haben alles versucht. Es will keiner mehr etwas machen. Das ist leider so“, sagt Michael Meigies im Gespräch mit unserer Redaktion. Er war acht Jahre Geschäftsführer und zuletzt drei Jahre Vorsitzender. „Ich werde 73, das tue ich mir nicht mehr an“, meint er. Man habe alles versucht, um junge Leute für die Vorstandsarbeit zu gewinnen: „Aber wenn die hören, sie müssen irgendetwas tun, ist es vorbei.“

Auch das Bild bei der Jahreshauptversammlung des DGV in Hünsborn war mehr als ernüchternd. Von den 112 Mitgliedern waren nur 17 erschienen. „Sie hat der Ehrenvorsitzende Michael Halbe alle nacheinander gefragt, aber sie haben klipp und klar Nein gesagt“, so Meigies. Die Mitglieder des DGV hätten ein Durchschnittsalter über 65 Jahren: „Wir sind ein sterbender Verein. Mitglieder versterben, es kommt keiner mehr rein.“

Minus beim Karneval

Auch mit der jährlichen Kostümsitzung des DGV in der Dorfgemeinschaftshalle, die früher immer ausverkauft war, sei es bergab gegangen. „Der Karneval 2019 ging noch einigermaßen. Da haben wir ein Minus von 1000 Euro gemacht. 2020 gab es ein Minus von 3000 Euro. So wie es jetzt läuft, werden wir keinen Karneval mehr machen.“ Man wolle jetzt noch einmal alles versuchen, doch noch Personen für den Vorstand zu finden, so Michael Meigies: „Wir werden mal noch alle Mitglieder anschreiben.“

„Das ist das Lebenswerk von mir. Ich habe den Verein damals ins Leben gerufen“, sagt Ehrenvorsitzender Michael Halbe auf Anfrage unserer Redaktion. Vor zehn Jahren habe der Dorfgemeinschaftsverein unter seiner Federführung mit den anderen Vereinen den Kirchplatz in Hünsborn neu gestaltet und dafür 85.000 Euro zusammenbekommen. „Der DGV muss weiter existieren. Wir stehen aber am Wendepunkt. Das kann man nicht von der Hand weisen.“ Halbe, der seit fast 50 Jahren ehrenamtlich in unterschiedlichsten Vereinen tätig ist, hatte die Wahlen bei der Jahreshauptversammlung geleitet.

Er hat eine klare Vision: „Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, dass der Karneval keine Zukunft mehr hat. Wenn es in Hünsborn um den DGV geht, wird gesagt: Das ist der Karnevalsverein. Das ist aber nicht Sinn und Zweck eines Dorfvereins. Wir müssen zu den Anfängen zurückkehren. Es geht um entsprechende Projekte, wie Renovierungen in der Dorfgemeinschaftshalle, Patenschaften für Bänke oder Spiel- und Bolzplätze. Es gibt zig Möglichkeiten.“

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Michael Halbe will noch nicht aufgeben und weiter um den Dorfgemeinschaftsverein kämpfen: „Ich lasse die Hoffnung so schnell nicht untergehen. Wir brauchen drei Personen für einen geschäftsführenden Vorstand. Diese müssen jetzt kurzfristig gefunden werden.“ Er würde den neuen Vorstand bei seiner Arbeit auch unterstützen, so Halbe.

Unterstützung der Politik

Der weitere Zeitplan sieht jetzt so aus: Nach der Satzung wird es zwei Versammlungen geben, bei denen nur ein Punkt auf der Tagesordnung steht: „Auflösung des Vereins“. Die erste wird im November stattfinden. Wenn dann 50 Prozent der 112 Mitglieder plus ein weiteres Mitglied für die Auflösung stimmen, wäre es das Ende des Vereins. Es kann aber auch dazu kommen, dass sich bei der Versammlung drei Personen für einen Vorstand finden. Falls nicht, gibt es eine zweite Versammlung im Dezember: Dann reicht eine einfache Mehrheit der Anwesenden, um den Verein aufzulösen.

Michael Halbe appelliert jetzt eindringlich: „Ich fordere die Politiker auf um Unterstützung auf. Da kommt nichts. Früher standen die Ratsmitglieder dem DGV ziemlich nahe.“