Olpe. Die Gruppe „Maria 2.0“ demonstrierte am Donnerstag in Olpe für mehr Gleichberechtigung in der katholischen Kirche. Autofahrer klatschten Beifall.

„Wir bleiben laut“ so das Motto, unter dem Maria 2.0-Initiativen aus ganz Deutschland vergangenen Donnerstag, am letzten Tag der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda, für Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Glaubwürdigkeit in der katholischen Kirche demonstrierten. Der Maria 2.0-Arbeitskreis im Kreis Olpe nahm das zum Anlass, zum zweiten „Glaubensweg“ in die Olper Innenstadt einzuladen. Startpunkt war die Maria-Himmelfahrt-Kirche. „Auch wir wollen unsere Forderungen laut äußern, in der Öffentlichkeit vertreten und publik machen“, begrüßte Ulrike Heuel die anwesenden Frauen und Männer. „Wir lassen uns nicht einschüchtern und setzen uns mit Mut und Hoffnung für Reformen in der katholischen Kirche ein.“

Demonstration zum Thema „Starke Frauen in Olpe“

Unter dem Titel „Starke Frauen in Olpe“ führte der Glaubensweg über die Martinstraße zum Wasserrad im Weierhohl, sodann zum Geschichtsbrunnen am Kurkölner Platz sowie zum Engelsturm. An jeder der drei Stationen wurde an eine starke, mutige Frau aus der Geschichte des Kreises Olpe erinnert. „Mut bedeutet die Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation sich seinen Ängsten zu stellen, sie zu überwinden, sich etwas zu trauen, etwas zu wagen, um ein Ziel unbedingt zu erreichen. Mut bedeutet auch die Bereitschaft angesichts zu erwartender Nachteile das zu tun, was man für richtig hält und gerade in schwierigen Zeiten Entschlossenheit und innere Stärke zu zeigen“, konstatierte Ulrike Heuel.

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Pünktlich um 17 Uhr begann der „Glaubensweg“ durch die Kreisstadt, der schließlich an der Agatha-Statue vor St. Martinus endete. Mit Banner, Plakaten, Thesenpapier, Ratschen, Trillerpfeifen und auch einer Regenbogenfahne, um „Farbe zu bekennen“. Der Zeitpunkt war gut gewählt. Die Straßen waren voll und aus dem einen oder anderen Auto wurde Beifall geklatscht. Im Weierhohl nahm Raphaele Voss Auguste Liese († 1941), die „Genealogin des Sauerlandes“, in den Blick, die 1865 als erstes von neun Kindern des Gerbereibesitzers, Lederhändlers und Stadtverordneten Engelbert Liese und seiner Frau Klara (Hundt) geboren wurde. Am Bratzkopf in Olpe ist eine Straße nach ihr benannt. „Es gelang ihr, sich in einer völligen Männerdomäne zu behaupten. Sie ist eine Vorreiterin für Geschlechtergerechtigkeit. Sie wurde somit zur sehr anerkannten ersten Autorität für Familienforschung in Olpe und im Sauerland“, so Voss.

Therese Kemper, die in der Pogromnacht verhaftet wurde

Am Geschichtsbrunnen erinnerte Jutta Gummersbach-Ohm an Therese Kemper, die während der Pogromnacht im November 1938, deren unsäglicher Gewalt auch die Familie Lenneberg zum Opfer fiel, ihr Entsetzen laut kundtat und daraufhin verhaftet wurde. Als die Lennebergs versuchten in die USA zu emigrieren, sorgte Therese dafür, dass ihr Onkel Tonis Harnischmacher, damals Pastor in Chicago, mit Unterstützung seines Bischofs für die Lennebergs bürgte. „Eine unglaublich mutige Frau in dunkler Zeit, die die Not des Nächsten sah und aus tiefer Gläubigkeit handelte“, betonte Gummersbach-Ohm.

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Die dritte starke Frau, der an diesem Tag gedacht wurde, war Schwester Angela Autsch. Geboren als Maria Cäcilia Autsch am 26. März 1900 als fünftes von sieben Kindern in Rölleken, ist sie als „Engel von Auschwitz“ bekannt. „Ihr Leben kann eine Botschaft an uns Frauen heute sein: Habt den Mut zu euren Überzeugungen zu stehen. Habt die Phantasie Dinge zu verändern. Seid stark und lasst euch durch nichts und niemanden einschüchtern. Aber bewahrt euch eure Empathie und Zärtlichkeit“, schloss Beate Schröder.

Initiative setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein

Seit nunmehr zweieinhalb Jahren setzen sich Maria 2.0-Initiativen für Reformen in der katholischen Kirche ein. Im Olper Raum gehören 17 aktive Frauen zum festen Kern. „Corona hat natürlich viel ausgebremst. Aber wir sind gewachsen. Dabei haben wir sicher auch viele Sympathisanten, hoffen aber auf weiteren Zuspruch“, so Beate Schröder.

Ab Herbst lädt der Arbeitskreis einmal monatlich zum „Mutmacher am Mittwoch“ – kurz „3M“ ein. Mit dem neuen Gebetsformat möchte man regelmäßig für die Kirche beten, dass sie mit Gottes Segen mutig auf den Spuren Jesu bleibt: offen für alle Menschen, die sich dort beheimatet fühlen oder die auf der Suche sind sowie gelebte Gleichberechtigung auf allen Ebenen.