Lenhausen. Der Glockensachverständige des Generalvikariats stößt im Rahmen der Sanierung der Lenhauser Kapelle auf eine verblüffende Entdeckung.

Die Marienkapelle auf dem Lehmberg ist in Lenhausen ein beliebter Ort zum Verweilen und Gebet. Dass innen und außen alles in gutem Zustand ist, dafür sorgt mit Akribie die Katholische Kirchengemeinde St. Anna. Nach der umfangreichen (Innen-)Renovierung im Jahr 2011 hat die Kirchengemeinde als Eigentümerin des Gebäudes nun das Schieferdach der Kapelle sanieren lassen. Des Weiteren wurden gemacht: Malerarbeiten, Blitzschutz- und Erdarbeiten, Glockenarbeiten (Elektrifizierung und Überarbeitung der Glockenarmatur) eine Leiter zum Gewölbe sowie ein Laufsteg über das Gewölbe. Das Projekt ist nach rund fünfmonatiger Bauzeit fast abgeschlossen. Die Finanzierung der 70.500 Euro teuren Maßnahme erfolgte im Wesentlichen aus Eigenmitteln, Spenden sowie einem Zuschuss des Erzbistums Paderborn und der Gemeinde Finnentrop.

Jetzt hat auch die Stiftung der Sparkasse Finnentrop eine Förderzusage über 2500 Euro gegeben. Stiftungsvorsitzender Josef Wurm überbrachte die freudige Nachricht nun an Ort und Stelle. Joachim Blume, 2. stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender und Leiter der Renovierungsmaßnahme, machte in seinen Begrüßungsworten deutlich, dass „Pieta und Marienkapelle dem Dorf sehr wichtig sind, so dass es uns als Kirchengemeinde auch ein Herzensanliegen ist, das Gebäude in gutem Zustand zu erhalten“. Er betonte, dass das Geld gut angelegt ist.

Auf ein Kuriosum stieß am 4. Juni der Glockensachverständige des Erzbischöflichen Generalvikariats, Theo Halekotte. Bei der Untersuchung von Glocke und Armatur, so berichtete Joachim Blume, erwartete der Fachmann eine 1883 vom Briloner Glockengießer Heinrich Humpert gelieferte Glocke. Diese Glocke ist zumindest in dessen Rechnungsbüchern so verzeichnet. In der Kapelle vorgefunden hat er jedoch eine Glocke von einem hierzulande bisher völlig unbekannten Glockengießer mit dem Namen „Marinus“. Die vorhandene Glocke wurde 1709 gegossen und ist bedeutend größer als die Humpertglocke.

Da die eigentlich gelistete Glocke nicht mehr vorhanden ist, geht man davon aus, dass diese in den Kriegsjahren von der nationalsozialistischen Regierung für die Kriegsrüstung beschlagnahmt und eingeschmolzen worden ist. Die Armatur der Humpertglocke – Holzjoch mit Läuthebel – ist aber noch vorhanden und in Gebrauch. Die Suche nach dem Glockengießer „Marinus“ blieb erfolglos. Wahrscheinlich war die Glocke nach dem Zweiten Weltkrieg als Ersatzglocke nach Lenhausen gelangt.

1881/1882 auf dem Lehmberg gebaut

Die Marienkapelle wurde in den Jahren 1881/1882 zur Aufstellung der Pieta des aus Münster stammenden Künstlers Wilhem Achtermann (1799 – 1884) auf dem Lehmberg gebaut. Aus der Geschichte geht weiter hervor, dass im Mai des Heiligen Jahres 1875 der Lenhauser Vikar Georg Schmitt eine Pilgerreise nach Rom unternahm. Dort besuchte er die Werkstatt Achtermanns, wo er eine noch nicht vollendete Pieta aus carrarischem Marmor sah. Aus Spendengeldern, die Kaufsumme betrug 1500 Taler, kaufte Vikar Schmitt das Kunstwerk. Am 28. März 1876 kam die zuvor von Papst Pius IX. gesegnete Pieta in Lenhausen an.

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„Die Achtermann-Pieta ist das letzte Original nördlich der Alpen und ist für uns und die Kunstgeschichte besonders bedeutsam“, machte Pfarrer Raimund Kinold darauf aufmerksam, welches Kleinod in dieser Kapelle beheimatet ist. Wenn Corona vorbei ist, möchte der Pastoralverbundsleiter einmal im Monat dienstags – wie vor der Pandemie – eine Heilige Messe feiern und Andachten durchführen.