Halberbracht. Im Kreis Olpe finden 90 Prozent, dass Schützenvereine sehr bedeutsam fürs Dorfleben haben. Woran liegt das? Wir haben in Halberbracht nachgehört.
Pastor Ludger Wollweber gibt beim Vogelschießen in Halberbracht normalerweise einen der Ehrenschüsse ab. Der katholische Geistliche kennt seine Schäfchen in Meggen, Maumke oder Halberbracht. „Vom Schützenfest hängt nicht das Leben ab“, weiß Wollweber. Aber für die Gemeinschaft sei das Hochfest der Schützen nach wie vor wichtig. „Es gibt ja nicht mehr so viele Gemeinschaft stiftende Feste“, sagt der Pastor.
Beim Schützen-Check gaben fast 90 Prozent der Befragten an, dass der Schützenverein und das jährliche Fest eine große oder sehr große Bedeutung für das Dorfleben hat. Das gilt auch für Halberbracht. Eigentlich wollte der Schützenverein St. Hubertus vom 11. bis 13. Juni sein 100-jähriges Jubiläum feiern. Doch die Corona-Pandemie machte den Schützen wie vielen anderen Vereinen einen dicken Strich durch alle Jubiläumsplanungen.
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Pastor Wollweber verbindet mit dem Schützenfest das „Zusammenleben im Ort und Heimat“, wobei Heimat gerade für jüngere Menschen eine neue, moderne Bedeutung bekommen hat. Orte wie Halberbracht seien mehr als nur Schlafstätten. Für den katholischen Geistlichen haben große Feiern wie das Schützenfest auch einen ganz praktischen Nutzen. Hier kommt er mit zahlreichen Menschen ins Gespräch und kann sich auf dem kurzen Dienstweg „viele Konferenzen“ ersparen.
„Das Schützenfest und die Schützenhalle sind der Mittelpunkt des Ortes. Schützenfest bedeutet Zusammenhalt. Dann kommen auch viele Menschen, die nicht mehr im Ort wohnen.“ Für Julian Winkel, seit zwei Monaten 1. Vorsitzender, spielt das Schützenbrauchtum in Halberbracht nach wie vor eine große Rolle. „Wenn man in das Dorf hineinhört, sind alle heiß, dass es irgendwann weitergeht“, sagt der 39-Jährige. Am besten schon 2022, wenn die große Jubiläumsfeier nachgeholt werden soll.
Schützenfest ist wichtig für den Austausch
Aber es gibt und gab sie schon, die kleinen Lichtblicke im Corona-Jahr 2021. „Das Tambourcorps hat bei gutem Wetter vor der Halle geprobt. Da geht einem das Herz auf“, freut sich Julian Winkel. Für das nächste Jahr ist er „vorsichtig optimistisch“ und „hofft, dass das ganze Karussell nicht wieder von vorne losgeht.“ „Den Leuten fehlt etwas“, ist der 1. Vorsitzende überzeugt.
Patrick Hufnagel und Hannah Eckhardt waren 2019 das letzte Jungschützen-Königspaar in Halberbracht vor der Corona-Zwangspause. „Schützenfest ist die Veranstaltung, die im Ort den höchsten Stellenwert hat. Das ist das Fest, was das Dorf und die Menschen verbindet. Man trifft Leute, die man das ganze Jahr nicht sieht“, erzählt Hufnagel. „Gerade im ländlichen Raum ist das für junge Leute das Event des Jahres.“
Bernd Winkelmann ist ein „richtiger Vereinsmeier“, wie er selbst sagt. „Nur in der katholischen Frauengemeinschaft bin ich kein Mitglied“, lacht der Vorsitzende des TuS Halberbracht. Das dreitägige Schützenfest ist für ihn „die traditionsreichste und zentralste Feier im Jahresablauf des Ortes“ und „wichtig für den Zusammenhalt“. An den Schützenfesttagen, so Winkelmann, treffen sich die Menschen über den üblichen Familien-, Freundes- und Nachbarschaftskreis hinweg. Schützenfest, fasst der TuS-Vorsitzende zusammen, hat eine soziale Komponente und „ist sehr wichtig für den Austausch“. Gerade die Corona-Zeit hat für Bernd Winkelmann gezeigt, dass „die Menschen danach lechzen, sich auszutauschen“.
Das Fazit des 1. Vorsitzenden Julian Winkel: „Uns freut es, wenn wir als Verein unseren Beitrag für das Miteinander in unserem Dorf leisten können.“