Olpe. Was macht das Olper Schützenfest besonders? Wie geht es für den Verein nach Corona weiter? Ex-Major und -Bürgermeister Horst Müller im Interview.

Bis zu seiner Wahl zum Bürgermeister war Horst Müller in den 1990er Jahren sechs Jahre lang Major des Schützenvereins Olpe. Insgesamt gehörte er dem Vorstand fast 20 Jahre an. Die Ergebnisse des Schützen-Checks überraschen den 78-Jährigen nicht, erzählt er im Interview.

Corona hat den Schützenvereinen weh getan. Die meisten glauben aber, dass der Schaden nicht von Dauer sein wird. Was macht das Schützenwesen im Kreis Olpe so krisenresistent?

Horst Müller: Ein Olper ist im Schützenverein schon aus purem Anstand. Das hat sich auch durch die Pandemie nicht verändert. Mir ist zum Beispiel nicht bekannt, dass es über das normale Maß hinaus Vereinsaustritte gegeben hat. Deshalb mache ich mir keine Sorgen. Als ich vorhin in der Stadt war, haben mir junge Leute gesagt: „Das ist zwar schade, aber wir haben noch viele Jahre mit Schützenfesten vor uns.“

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Der Olper Schützenverein nimmt allein aufgrund seiner Größe eine Sonderrolle ein. Ist die Situation der kleineren Vereine auf den Dörfern vergleichbar?

Alle Schützenvereine haben eines gemeinsam: Sie sind das Bindeglied im Dorf. Sie sind die Vereine, die den größten Zulauf haben und die Familien zusammenführen. Am Schützenfest-Wochenende, aber auch darüber hinaus. Und zwischen den Vereinen besteht der Kontakt völlig unabhängig von der Größe: Die Olper gehen auf jedes Schützenfest im Stadtgebiet, und aus den Dörfern geht man selbstverständlich auch zum Olper Schützenfest.

Welche Hausaufgaben haben Vereine bis zum nächsten Schützenfest zu erledigen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nächstes Jahr auf dem Schützenplatz so aussehen wird wie früher. Da wird sich einiges ändern. Der amtierende Vorstand wird zusammen mit der Krombacher Brauerei als Getränkepartner viel Arbeit haben, etwa was die Hygiene angeht. Da bin ich ganz froh, nicht mehr die Verantwortung zu tragen.

93 Prozent der Teilnehmer beim Schützen-Check setzen Schützenfest mit Heimat gleich: Wie sähe Olpe ohne Schützenfest aus?

Es würde etwas ganz Wichtiges fehlen. Ich konnte mir Olpe ohne Schützenfest vor Corona nie vorstellen. Jetzt fällt es schon im zweiten Jahr aus, aber ich kann es mir nach wie vor nicht vorstellen. Wie eng die Verbindung zwischen der Stadt und dem Verein ist, zeigt sich zum Beispiel bei der Vorstandswahl. Zu den Wahlmännern gehören elf Stadtverordnete. Das ist in der Region einzigartig und deshalb gibt es hier ein ganz anderes Wir-Gefühl. Ein inzwischen verstorbener Freund kam früher jedes Jahr aus Chicago, um in Olpe Schützenfest zu feiern. Sobald sie auf dem Schützenplatz stehen, spüren sie: Ich bin wieder zu Hause und gehöre dazu!