Finnentrop/Attendorn. Franz-Josef Cwiklinski aus Bamenohl hat aus dem stark vom Hochwasser betroffenen Weingebiet einige Flaschen mitgebracht. Das ist die Idee:
Wer im Raiffeisenmarkt in Attendorn am Eckenbachtal einkaufen geht, der wundert sich, wenn er in der Warteschlange vor der Kasse steht. Zwei Gitterboxen mit Wein sehen da, wo sonst die kleinen Dinge platziert sind, die man noch so eben zum Ende des Einkaufs in den Wagen packt.
Doch es sind keine normalen Gitterboxen mit Wein. Die Boxen und der Wein sind voller Lehm und Dreck, denn sie kommen aus dem überschwemmten Ahrtal und sind Teil einer kreativen Hilfsaktion. Doch der Reihe nach.
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Franz-Josef Cwiklinski aus Bamenohl ist gern im Weingebiet im Ahrtal. Seit Jahren wird auch Winzer Bernd Gilles besucht und sein Wein verköstigt. Als dann das Hochwasser kam und alles zerstörte, zögerte der Bamenohler nicht lange und startet zum einen eine Hilfsaktion vor Ort. Zum anderen brachte er Wein aus dem Ahrtal mit, direkt aus den überfluteten Kellern, in verschlammten Gitterboxen. Sein Plan: Diesen Wein hier verkaufen und damit den schwer getroffenen Winzer unterstützen.
Finger auch mal dreckig machen
Mit Bernd Winkelmeyer, Niederlassungsleiter des Raiffeisenmarktes in Attendorn, fand er sofort einen begeisterten Mitstreiter. „Keine Frage, wir helfen gern und sofort.“ Wurde zunächst überlegt, die Flaschen zu säubern, so entschieden sich das Raiffeisenteam dagegen. „Wir wollen schon deutlich machen, das ist Wein für eine Hilfsaktion. Da muss man sich auch mal die Finger dreckig machen, denn auch die Etiketten sind verschmutzt.“
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1500 Flaschen hat der Markt derzeit auf Lager. „Bei Bedarf bekommen wir auch noch mehr“. 12 Euro kostet die Flasche, ob Rot-oder Weißwein, ob Spätburgunder oder Glühwein. „Diese 12 Euro gehen komplett an das Weingut“, erzählt Bernd Winkelmeyer.
100 Flaschen am ersten Tag
Seit letzter Woche hat er den Wein im Sortiment. „Am ersten Tag haben wir schon einhundert Flaschen verkauft. Außerdem haben wir auch Fragen über die sozialen Medien sogar schon aus Belgien.“ Keine Frage, auch dahin wird der Wein verschickt. Und das Team des Marktes zeigte sich kreativ. So wurden die Flaschen mit besonderer Deko als Geschenk gestaltet. Bernd Winkelmeyer und sein Team stehen voll hinter der Aktion und freuen sich, einen kleinen Beitrag leisten zu können.
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„Und die Winzer im Ahrtal müssen jetzt nicht nur aufräumen, alles säubern und wieder aufbauen. Sie haben auch die Ernte in den Weinbergen. Das ist ihre Existenz. Doch wohin, wenn alle Keller voller schlamm sind und alle Gerätschaften unbrauchbar“, zeigt sich der Niederlassungsleiter betroffen. „Daher setzen wir auf unsere Kunden.“ Dieses Mal heißt es nicht den Regenwald retten, sondern die heimischen Winzer.