Attendorn/Erftstadt. Seit Samstag sind 19 THW-Helfer aus Attendorn in den Katastrophengebieten in der Eifel – für sie ein Einsatz in nie dagewesener Größenordnung.

Bei den Überschwemmungen im Frettertal waren vor einer Woche 33 Helfer des THW-Ortsverbandes Attendorn im Einsatz – das ist mehr als die Hälfte aller aktiven Mitglieder des Technischen Hilfswerks aus der Hansestadt. Die größten Herausforderungen in Sachen Katastrophenschutz für die Attendorner sollten aber noch folgen. Insgesamt 19 THW-Kräfte sind oder waren seit dem vergangenen Samstag in den Katastrophengebieten Erftstadt und Euskirchen vor Ort.

Kräftezehrende 12-Stunden-Nachtschicht

Der Attendorner Guido Höffer (links) und seine Kollegen vom THW-Ortsverband koordinieren in ihrem Führungsfahrzeug die Einsätze der Rettungskräfte in Erftstadt.
Der Attendorner Guido Höffer (links) und seine Kollegen vom THW-Ortsverband koordinieren in ihrem Führungsfahrzeug die Einsätze der Rettungskräfte in Erftstadt. © Unbekannt | Privat

Einer davon ist Guido Höffer, Fachberater beim THW-Ortsverband. Als wir den Attendorner im Hotspot Erftstadt erreichen, ist er nach einer anstrengenden 12-Stunden-Nachtschicht hundemüde und will nur noch ins Bett. Am Samstag ist Höffer mit einem Zugtrupp in die von der Jahrhundertflut heimgesuchte Stadt in der Nähe von Köln und Bonn gefahren. Auf einem Sammelplatz etwas außerhalb haben die Attendorner Führungsaufgaben übernommen und helfen bei der Koordination und Zuteilung der Einsatzaufträge. Nach einer 12-Stunden-Schicht folgt die Ablösung. Schlafen können Guido Höffer und Co., allesamt Ehrenamtliche, in einem Hotel in Köln.

Das Führungsfahrzeug ist die Kommandozentrale, ausgestattet mit digitalem Funk, moderner Meldetechnik und auch Magnettafeln. „Mit der Kommunikation haben wir kaum Probleme“, berichtet Christoph Hellweg. Der Pressesprecher des Ortsverbandes hat an diesem Tag nicht viel geschlafen und hält mit Kollegen in der THW-Unterkunft am Heggener Weg den Kontakt zu den Kräften in den Katastrophengebieten im Westen. Der Zugtrupp aus Attendorn ist wahrscheinlich noch bis zum Wochenende im Einsatz.

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Mit einem Spezialboot in der Nähe der Abbruchkante unterwegs

Für die fünf TWH-Retter der nachalarmierten Fachgruppe Wasser ist der Einsatz im besonders von der Jahrhundertflut betroffenen Erftstadt-Blessem bereits beendet. Die Wasserretter waren mit ihrem Spezialboot in der Nähe der spektakulären Abbruchkante der abgerutschten Kiesgrube auf der Erft unterwegs, um mit ihrem mobilen Sonargerät Autos und andere Gegenstände in den Fluten aufzuspüren und zu markieren. „Sie sind geschult und wissen, wie weit sie gehen können“, sagt Pressesprecher Christoph Hellweg über die nicht ungefährliche Arbeit seiner Kameraden. Die Bergung überlassen sie Spezialeinheiten des DLRG und der Polizei. Nach zwei Tagen im Dienst sind die Wasserretter des THW Attendorn mit ihrem schweren Lkw, von dem das Boot per Kran ins Wasser gelassen werden kann, wieder nach Hause beordert worden.

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Am Montagmorgen wurde dann die sogenannte Fachgruppe N aus der Hansestadt nach Euskirchen geschickt, ebenfalls schwer von der Unwetterkatastrophe getroffen. Diese Gruppe gibt es seit einem Jahr und kümmert sich um die Notstromversorgung und -instandsetzung. Mit ihrem großen Aggregat und einer Leistung von 50 Kilo Volt-Ampere sichern die neun Attendorner Helfer in den nächsten Tagen die Stromversorgung in einem Altenheim.

Verbliebene Gebäude nach Hochwasserschäden begutachten

Am Sonntag war auch Jörg Stumpf, Baufachberater des THW Attendorn, mit zwei weiteren Helfern in Erftstadt. Dort wurden mehrere von den Hochwassermassen betroffene Gebäude begutachtet und entschieden, ob diese wieder für die anschließenden Räumungsmaßnahmen freigegeben werden konnten.

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Die ehrenamtlichen Helfer vom Technischen Hilfswerk (THW) sind in den letzten Jahren schon in zahlreichen Gebieten außerhalb des Kreises Olpe im Einsatz gewesen. „Aber in dieser Größenordnung hat es für uns so etwas noch nicht gegeben“, steht auch Pressesprecher Christoph Hellweg fassungslos vor den Bildern der Zerstörung aus den Katastrophengebieten. Denn nichts anderes ist dies für die Betroffenen.