Olpe. Gärtner Thomas Kramer aus Olpe pflanzt an einen kranken Pflaumenbaum die Rose „Bobby James“. Die umtriebe Pflanze kann dem Baum Stabilität geben.

Alte Pflaume im Rosenmantel. Das ist kein Gericht auf einer Speisekarte, sondern ein Zustand Ende Juni in meinem Garten. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange noch? Vor sechs oder acht Jahren war erkennbar, dass der Lebenszyklus der alten Pflaume Richtung Ende ging. Totholz im Kronenbereich, kleinblättrig und kaum noch Früchte. Dann sah man den ersten Fruchtkörper vom Schwefelporling und damit war klar, dieser Baum steht nicht mehr ewig. „Weg damit!“ ist in solch einem Fall eine natürliche Reaktion, aber damit habe ich mich sehr schwergetan, denn schließlich stand sie irgendwie mitten im Garten und war auch länger da als ich selbst.

Alta Pflaume im Rosenmantel

Also haben wir die Baumkrone stark eingekürzt, alles Totholz entfernt und eine weiße Ramblerrose ,Bobby James’ am Fuße des Stammes gepflanzt. Die war ruckzuck oben und hat die verbliebenen Astbereiche dankbar als Rankhilfe angenommen. Und jetzt habe ich Ende Juni, Anfang Juli eine alte Pflaume im Rosenmantel, die in einem komplett weißen Blütenkleid erstrahlt. So haben wir drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Der Pflaumenbaum steht auch ohne eigene Blätter weiterhin im Garten, die Ramblerrose hat was zum Klettern und wir viel Spaß an den tollen Blüten. Zugegeben, die sind nicht ewig lange da, aber wenn sie da sind, ist das Bild echt der Hammer.

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Ramblerrosen machen bis zu drei Meter lange Triebe pro Jahr und es gibt sie auch in verschiedenen Farben, von rosa über gelb bis veilchenblau, aber mit der Sorte ,Bobby James’ haben wir gute Erfahrungen bei uns gemacht. Man muss sie allerdings im Zaum halten, sonst haut sie ab und plötzlich sind alle Bäume und Sträucher um sie herum nur noch Rose. Dann lässt Dornröschen grüßen und wer schon mal eine Ramblerrose geschnitten hat, der weiß, dass der Prinz vor dem Kuss echt malocht hat, um die Belohnung zu bekommen. Und er hatte nicht nur ein scharfes Schwert, um die dichte Verzweigung zu zerkleinern, sondern mindestens dicke Lederhandschuhe, wenn nicht sogar eine komplette Ritterrüstung mit geschlossenem Visier an, um die Aktion unverletzt zu überstehen. ,Bobby James’ hat nämlich Stacheln, die es in sich haben. Sie lesen richtig, denn botanisch gesehen haben Rosen keine Dornen, sondern Stacheln, aber eigentlich ist es völlig egal und wir wollen ja auch nicht die Geschichte der Gebrüder Grimm umschreiben. Stachelröschen hört sich auch irgendwie blöd an. Sicher ist nur eins: Die Biester sind lang, spitz und haken sich überall fest.

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Es ist schon interessant zu beobachten, wie sie zur Eroberung anderer Pflanzen vorgehen. Erst wachsen lange aber sehr stabile neue Triebe senkrecht nach oben und dann legen sie sich bogig zur Seite und eh ich mich versehe, haben sie sich im angrenzenden Walnussbaum festgehakt um dort munter weiter zu wachsen. Also muss ich diese Triebe immer entfernen und dazu benutze ich nicht nur eine lange Zugschere, sondern auch dicke Lederhandschuhe mit Stulpen bis an die Ellenbogen. Die abgeschnittenen Triebe schneide ich sofort klein, denn zweimal packt man die besser nicht an. Und wer zu lange wartet, um dann später so einen Trieb aus anderen Ästen zu ziehen, der muss viel Kraft aufwenden, denn die Ramblerrose wehrt sich wirklich mit allem was sie hat. Aber sei es drum, sie ist einfach wunderschön.

Pilz zersetzt den Stamm

Weniger schön ist allerdings die Tatsache, dass der Schwefelporling in der Zwischenzeit auch ganze Arbeit geleistet hat. Dieser Pilz ist ein Parasit und lebt im inneren des Stammes. Er zersetzt das komplette Innenleben einschließlich Splintholz und man kann nichts dagegen tun. Große, gelbe Fruchtkörper sind zwar von außen zu erkennen, aber diese zu entfernen nutzt nichts. Der Pilz sitz im Inneren und da kommt man nicht dran. Er verbreitet sich über Sporen, befällt hauptsächlich geschwächte Bäume und gelangt über Schnittstellen oder Verletzungen in den Stamm. Meine Pflaume ist soweit geschwächt, dass sie schon leicht wackelt, wenn ich dagegen drücke. Meine Hoffnung: Die Rose lässt nicht locker und hält irgendwann den Baum. Warten wir es ab.

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Viel Spaß beim Gärtnern und bleiben Sie fröhlich. Ihr Thomas Kramer