Attendorn. Die Arbeiten in der Innenstadt von Attendorn sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Im August werden noch mal Archäologen vom LWL anreisen.

Der Winkelschleifer arbeitet sich durch den Beton. Schnitt. Ein Bauarbeiter drückt den geschnittenen Betonpflasterstein leicht in den Brechsand ein, wo schon einige Pflastersteine im gleichförmigen Muster angeordnet worden sind. Ein paar Fußgänger stehen an den rot-weiß-gestreiften Barrikaden, beobachten das Geschehen. Baustaub wirbelt durch die Luft, das Getöse des Winkelschleifers und des umherfahrenden Baggers erschweren jedes Gespräch. Trotz Baulärms kommt die Botschaft aber an: „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt Christopher Schulte vom Tiefbauamt der Hansestadt Attendorn, der für die Baumaßnahme verantwortlich ist. Bis Ende des Jahres sollen alle Arbeiten, sowohl rund um den Kirchplatz als auch am Alten Markt sowie in der Niedersten Straße, beendet sein. Pünktlich zum Jubiläumsjahr der Stadt Attendorn.

Arbeiten, die unter der Erde verschwinden

Seit mittlerweile acht Monaten wird im Zentrum der Innenstadt gegraben, Material aufgeschüttet, Leitungen und Pflastersteine werden verlegt. Mit rund zwei Millionen Euro ist es die größte Baumaßnahme im Rahmen des Innenstadtentwicklungskonzeptes (IKEK). Eine Maßnahme, die in den vergangenen Wochen mehr sichtbare Konturen bekommt. „Wir sind froh, dass wir mittlerweile an der Oberfläche arbeiten können“, so Manuel Vogt, stellvertretender Leiter beim Attendorner Tiefbauamt. „Wir buddeln uns monatelang einen zurecht, kümmern uns um elementare Sachen, die später in der Erde verschwunden sind. Da fragen uns manche Leute schon, wann es denn endlich weitergeht. Weil sie keinen Fortschritt sehen.“

Fakt sei aber, dass an jedem Arbeitstag gearbeitet wurde. „Bei ganz viel Niederschlag können wir zwar keinen Tiefbau betreiben. Aber das Baufeld hier ist so groß, dass man dann andere Arbeiten angehen kann. Wenn das eine nicht klappt, dann eben etwas anderes“, erklärt Schulte. In den vergangenen drei Wochen waren die Arbeiter sogar von Montag bis Samstag im Einsatz, überwiegend in der Zeit von 7.15 bis 16.15 Uhr. „Als wir vor ein paar Wochen diese Hitzewelle hatten, haben sie auch schon mal um kurz nach 6 Uhr angefangen, um nicht allzu lang der heißen Mittagssonne ausgesetzt zu sein“, so Schulte weiter.

Bauleiter Christopher Schulte (links) und Manuel Vogt (stellvertretender Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Attendorn) sitzen auf der Treppe am Kirchplatz. Die Naturpflastersteine, die sie in den Händen halten, werden in den kommenden Wochen auf dem Platz verlegt.
Bauleiter Christopher Schulte (links) und Manuel Vogt (stellvertretender Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Attendorn) sitzen auf der Treppe am Kirchplatz. Die Naturpflastersteine, die sie in den Händen halten, werden in den kommenden Wochen auf dem Platz verlegt. © Britta Prasse

Bis zu 20 Mitarbeiter waren zeitweise pro Tag auf der Großbaustelle beschäftigt. Die vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beauftragten Archäologen sind vergangene Woche wieder abgereist. Wie berichtet, wurden im Rahmen der Tiefbauarbeiten am Sauerländer Dom gut erhaltenes Mauerwerk sowie eine Vielzahl an Skeletten freigelegt, die sich auf das Mittelalter zurückdatieren lassen. „Das war schon eine Hausnummer und auch für die Archäologen eine Sensation“, meint Schulte. Bis alle Funde ausgewertet sind, werde es aber noch dauern. Wenn die Tiefbauarbeiten voraussichtlich im August am Alten Markt fortgesetzt werden, soll wieder ein Archäologen-Team nach Attendorn kommen. Es bleibt also spannend.

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Die Naturpflastersteine, die am Kirchplatz verlegt werden, wurden bereits aus Antwerpen geliefert. Ein Dutzend Paletten stehen bereit, rund 360 sollen verbaut werden. Insgesamt 1500 Quadratmeter. Hinter den Paletten, vor dem Südsauerlandmuseum, klafft ein großes Loch auf, in das ein Bagger schaufelweise Erde füllt. Trotzdem ist der eingelassene Betonklotz noch in vollem Umfang zu erkennen. „Das ist die Pumpkammer für den Brunnen, die letzte Woche angekommen ist“, erklärt Schulte. 5,20 Meter lang, 2,70 Meter breit, 15 Tonnen schwer. „Das ist in der Größe schon mit einer Autogarage vergleichbar“, zeigt Manuel Vogt die Dimensionen auf. Darauf soll später der vorherige Brunnen platziert werden, der aufgrund seiner historischen Bedeutung keinesfalls ersetzt wird. Er soll lediglich restauriert werden und statt einer runden eine eckige Einfassung bekommen. Neue Düsen sorgen für ein Wasserspiel und sollen das Brunnenareal so mehr in den Fokus rücken.

Ein Bagger schüttet schaufelweise Erde in das Loch, in das die Pumpkammer eingelassen ist. Die Kammer ist so groß wie eine Autogarage.
Ein Bagger schüttet schaufelweise Erde in das Loch, in das die Pumpkammer eingelassen ist. Die Kammer ist so groß wie eine Autogarage. © Britta Prasse

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Wenn die Bauarbeiter am späten Nachmittag Feierabend machen, werden die Barrikaden näher an die Baustelle herangerückt. „Dann haben der Fasskeller und das Gasthaus mehr Platz, den sie zum Beispiel für ihre Außengastronomie nutzen können“, so Schulte. Natürlich seien die anliegenden Gastronomen und Einzelhändler von der Maßnahme betroffen. „Aber die Stadt steht regelmäßig im Austausch mit den Betroffenen. Und im letzten Gespräch war das Echo ganz positiv. Den Baulärm kann man zwar nicht wegdiskutieren, aber alle signalisieren, dass man das zusammen hinbekommt“, betont Schulte. Zumal das Areal nach Fertigstellung eine deutliche Aufwertung erfahre, ergänz Vogt. „Das Ziel ist es, eine stärkere Besucherfrequenz in diesen Bereich zu bekommen. Und davon profitieren Gastronomen und Einzelhändler.“

Die Großbaustelle ist mit Barrikaden abgeriegelt, an die der Stadtmarketing-Verein Blumentöpfe befestigt hat. Sämtliche Arbeiten in der Innenstadt sollen bis Ende 2021 abgeschlossen sein.
Die Großbaustelle ist mit Barrikaden abgeriegelt, an die der Stadtmarketing-Verein Blumentöpfe befestigt hat. Sämtliche Arbeiten in der Innenstadt sollen bis Ende 2021 abgeschlossen sein. © Britta Prasse