Drolshagen. Die Gottesmutter Maria in Jeans und Pullover in der St.-Clemens-Kirche in Drolshagen. Wie konnte das passieren? Die Glosse sucht nach Antworten.

Jetzt reicht’s. Als urkatholischer Kölner, ehemaliger Messdiener und Domchorknabe muss ich spätestens an dieser Stelle einschreiten. Nun muss ich voranstellen, dass die Marienverehrung in meiner Familie traditionell eine große Rolle gespielt hat. Nicht nur meine Mutter trug diesen Vornamen, auch alle ihre vier Kinder erhielten den Namen der Gottesmutter als Zweitnamen.

Und jetzt das: Maria auf einer Leiter in gewöhnlicher Jeans und einem Pullover, als helfe sie gerade beim Tapezieren - und dann noch ein halbnackter Bärtiger, dem sie den Gürtel reicht, weil ihm vielleicht die Hose rutscht. Und all das schwebt überm Altar einer katholischen Kirche. Wohlgemerkt der altehrwürdigen St.-Clemens-Kirche aus dem 11. Jahrhundert, die auf den Kölner Erzbischof Anno zurückgeht. Da bleibt mir die Spucke weg.

+++ Neues Altarbild in Drolshagen: Ein Bild spaltet die Gemeinde +++

Redakteur Josef Schmidt vor der St.-Clemens-Kirche in Drolshagen.
Redakteur Josef Schmidt vor der St.-Clemens-Kirche in Drolshagen. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Dass ein zeitgenössischer Maler, der dazu noch in einer unscheinbaren Siedlung am Niederrhein studiert hat, es wagt, in ketzerischer Unverfrorenheit seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, darf keineswegs unter ,künstlerischer Freiheit’ abgehakt werden. Aber das Fegefeuer wartet. Vielleicht wird der ungläubige Thomas im nächsten Leben Küster im Kölner Dom.

So, nun zum Bild. Was der Klerus vielleicht noch nicht gecheckt hat, ist die theologische Tragweite der Darstellung. Denn wer das Bild längere Zeit auf sich wirken lässt, der muss auf abwegige Gedanken kommen: Maria eine ganz normale Frau mittleren Alters? Eine Mutter, die vor mehr als 2000 Jahren einen außergewöhnlichen Sohn geboren hat. Aber mehr auch nicht? Auf einen Heiligen Geist, der die Finger angeblich federführend im Spiel gehabt haben soll, weist dieses Bild nun ganz und gar nicht hin. Mystik? Fehlanzeige. Paulus wäre bei dem Anblick zur Salzsäule erstarrt. Wie konnte die Bischofsriege das übersehen? Maria 3.0 im Anmarsch.

Die Revoluzzerinnen in der Amtskirche dürften sich jedenfalls die Hände reiben. Wenn die Gottesmutter in abgetragenen Jeans überm Altar schwebt, dann können wohl alle normalen Frauen Priester werden. Und Papst natürlich gleich obendrauf. Äh, Päpstin natürlich…