Drolshagen. „Heilige Maria war shoppen im KiK“: Das neue Altarbild in Drolshagen wird heftig diskutiert. Es zeigt Maria in Pullover und Jeans.
Die Volksseele kocht – zumindest ein Teil davon. Das neue Altarbild mit der Gottesmutter Maria in Pullover und Jeans in der St. Clemens-Kirche wird ebenso heftig wie kontrovers diskutiert.
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In der Facebook-Gruppe „Du bist aus Drolshagen...“ waren bis Donnerstag Mittag fast 200 Kommentare aufgeschlagen. Die deutliche Mehrheit reagierte mit Unverständnis und deutlicher Kritik. Von „Katastrophe“ über „Ist das Kunst oder kann das weg?“ bis hin zu: „Ganz grausam“ oder satirisch: „Heilige Maria war shoppen im KiK“ und „Vater, vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht, was Sie tun.“
In der Minderheit sind Meinungen zu lesen wie „Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gesteinigt werde: mir gefällt es!“ oder „Ich finde, es regt zum Nachdenken an, und damit ist schon viel erreicht“.
Stimmen des Kirchenvorstandes
Mitverantwortlich für das offenbar umstrittene Projekt ist neben Pfarrer Markus Leber der Kirchenvorstand von St. Clemens (KV).
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Dr. Gerd Franke, seit vier Jahren Mitglied im KV, verteidigt das Altarbild aus tiefer Überzeugung, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion versichert: „Ich stehe hinter dem Projekt, das Gemälde ist toll, sensationell.“ Franke kann nachvollziehen, dass „es auf den ersten Blick irritiert. Wenn man sich aber darauf einlässt und es erklärt bekommt, erkennt man, was an Aussagekraft dahinter steckt.“ Man müsse erst über eine Schwelle gehen, dann fasziniere das Bild – unter anderem durch brillante Farben und damit verbundene Strahlkraft. „Wir haben das Atelier Jessens mit einer kleinen KV-Delegation in Eslohe kennenlernen dürfen.“ Er, Franke, sei auch von anderen dort gesehenen Werken beeindruckt gewesen. „Wir werden davon ganz lange profitieren.“
Schüler vonGerhard Richter
Der 1958 in Lübbecke/Westfalen geborene Thomas Jessen hat von 1980 bis 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, war dort Schüler von Gerhard Richter und 1985 Meisterschüler von Alfonso Hüppie.
Zur heftigen Kritik sagte Franke: „Jeder ist eingeladen, sich das erklären zu lassen. Kunst ist dazu da, zum Nachdenken anzuregen und Diskussionen auszulösen.“
Er könne sich gut vorstellen, dass das Interesse am Altarwerk auch außerhalb der Stadtgrenzen groß sei, ein Altarbild-Tourismus sei nicht auszuschließen. Keine Angaben wollte Franke zu den Kosten für das Altarbild machen.
Auf den ersten Blick irritierend
Auch Frankes KV-Kollegin Martina Melcher, bereits seit neun Jahren in diesem Gremium, steht dem Jessen-Werk positiv gegenüber, räumt aber auch ein, dass das Werk auf den ersten Blick irritiere: „Die Leute fragen sich: Warum steht die Maria auf einer Leiter, warum haben die Menschen Jeans an.“ Aber um solche Fragen zu beantworten, gebe es erklärende Veranstaltungen wie der Impuls am Mittwoch Abend.
Sie selbst finde das Jessen-Werk gut: „Es ist ein modernes Bild, das mit uns in Kontakt treten möchte. Das ist gelungen.“ Nach ihrem ganz persönlichen Empfinden befragt, antwortet Martina Melcher: „Ich sehe dort Menschen, die sind so wie du und ich, und die wollen uns etwas sagen. Ich finde das faszinierend, bin begeistert, nicht zuletzt von den Farben.“
Gemeinde auf die Probe gestellt
Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof zeigt durchaus Verständnis vor allem für ältere Kirchgänger, die bei der ersten Ansicht des Bildes entsetzt seien. Aber: „Es ist Kunst, und Kunst soll zum Nachdenken anregen.“
Interessant sei es gewesen, während der Altarweihe erläuternde Worte des Künstlers hören zu dürfen. Jessen wage etwas, so Berghof, mache sich auf zu neuen Ufern, stelle die Gemeinde aber auch auf eine Probe. Zu den zahlreichen negativen Facebook-Kritikern sagte Berghof, dort hätten sich viele zu Wort gemeldet, deren Gesichter er noch nie in der Kirche gesehen habe.