Kreis Olpe. In vielen Ländern setzten die Landschaftsgärtner auf Natürlichkeit, Artenreichtum und Vielfalt. In Deutschland geht es erst einmal um die Normen:

Landschaftsgärtner auf der ganzen Welt haben fantastische Gärten entworfen und gebaut. Diese Gärten bei Reisen zu besuchen, zu erkunden, dabei Entdeckungen zu machen und von anderen zu lernen ist nicht nur für mich immer etwas Besonderes, sondern für viele Gartenfreunde ein Hochgenuss. In den meisten dieser Gärten stehen die Pflanzen im Vordergrund, kombiniert mit örtlichen Natursteinen und gestalterischen Elementen. Denken wir mal an Madeira und seine farbenprächtigen, hügeligen Gärten, an die Gärten und Parks in Süd- oder Norditalien, an Griechenland, Spanien, an die ganzen wunderbaren Gärten in England oder der Normandie.

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Man muss aber auch nicht ganz so weit reisen, um reizvolle Gärten zu besuchen, in Belgien und den Niederlanden wird man auch schnell fündig. Aber was ist das Besondere an all diesen Gärten? Warum sehen sie anders aus als unsere? Ich kann es Ihnen sagen. Während die Planer und Erbauer der Gärten in diesen Ländern auf Natürlichkeit, Vielfalt und Artenreichtum setzen, schaffen wir uns in Deutschland erst einmal eine DIN-Norm an. Ordnung muss schließlich sein. Punkt.

Natur lässt sich nicht in eine Norm zwängen

Der Name „Deutsche Institut für Normung (DIN)“ hört sich schon so weich an wie eine Eisenbahnschiene und genauso flexibel ist ihr Inhalt. Wir können jetzt trefflich darüber streiten, ob es besser ist, wenn alles klar, eindeutig geregelt und einheitlich gehandhabt wird oder ob es nicht in manchen Fällen besser wäre, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Die Natur lässt sich nicht in eine Norm zwängen, Löwenzahn macht was er will, Giersch hält sich an nichts und Birken wachsen völlig ungeachtet von Grenzabständen munter vor sich hin.

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Stellen Sie sich mal vor, jemand käme nach einer Gartenreise aus einem dieser vorgenannten Länder zu mir, würde mir Fotos zeigen und mich bitten, ihm einen ähnlichen Garten nach dessen Vorbild bei sich zu Hause in Nordrhein-Westfalen zu bauen – ich wäre im größten Schlamassel aller Zeiten. Wie kann man Charme, Reiz und Natürlichkeit mit DIN-Normen, Verordnungen und Regelwerken in Einklang bringen? Ich wäre in einer echten Zwickmühle und ob es ausreicht, in so einem Fall in einer Auftragsbestätigung zu schreiben: „…entgegen allen Normen und Regeln“ weiß ich nicht.

In England schert sich keiner drum

Zugegeben, wir haben eine andere Mentalität als die Italiener, die Franzosen oder die Portugiesen, aber müssen wir immer alles für die Ewigkeit machen oder können wir nicht auch mal Fünfe gerade sein lassen? Wenn wir Wege und Plätze so mit Klinker pflastern würden wie die Holländer es machen, würden wir keine Abnahme zustande bringen. Aber gut aussehen tut es.

In England schert sich kein Mensch darum, ob sich der Pflasterstein aus Naturstein innerhalb der festgelegten Normgröße befindet oder nicht. Die nehmen sie wie sie kommen – und rein damit. Fertig. Oder glauben Sie, in Italien interessiert es jemanden, ob im Garten eine Treppe mal 15 oder mal 17 cm hoch ist? Schön muss er sein, der Garten und lecker muss er sein, der Rotwein. Alles andere ist ziemlich egal.

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Ich bin froh, einige Kunden zu haben, die ähnlich denken und bei denen Optik und Wohlfühlen an erster Stelle stehen. Da findet man die Treppen, bei dessen Anblick jeder Sachverständige Schnappatmung bekommen würde oder Klinker mit abgebrochenen Kanten und abgeplatzten Oberflächen. Von einer Kundin aus einem Ortsteil von Olpe bekamen wir sogar mal den Auftrag, nur alte, ausgetretene Natursteinstufen zu verwenden und Ziegelpflaster im Weg krumm zu verlegen. Unsere Jungs schauten erst einmal auf den Kalender, ob nicht der 1. April war, als ich ihnen sagte: „Ihr müsst alles leicht krumm und puckelig pflastern“.

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Das entsprach so ganz und gar nicht den normalen Anweisungen. Sie haben sich auch ein bisschen schwergetan, es dann aber doch hinbekommen. Und was soll ich Ihnen sagen – es sah einfach nur klasse aus. So ein klein wenig wie in Italien, Frankreich, Portugal, England oder Holland.

Viel Spaß beim Gärtnern und bleiben Sie fröhlich. Ihr Thomas Kramer