„Kaukasus-Vergissmeinnicht“ ist ideal als Bodendecker im schattigen Staudenbeet. Die Pflanze fällt auch auf, wenn die Blüte vorbei ist.

Gesellenprüfung, mündlicher Teil. Auf dem Tisch der Plan eines Gartens, davor ein angehender Landschaftsgärtner flankiert von einem Berufsschullehrer, einem Meister aus dem Arbeitnehmer-Lager und mir. Läuft ganz gut, die bautechnischen Prozesse kann unser Prüfling gut erklären und auch die Vegetationstechnik ist ihm nicht fremd. Zum Ende hin gibt es dann aber doch immer noch ein paar Fragen der Prüfer, die so einen armen Kerl gehörig ins Schwitzen bringen können. Pflanzenschutz ist so ein Thema und schon manch einer hat dumm aus der Wäsche geschaut, wenn der Fachlehrer frische Äste mit Schadbildern präsentierte und genau wissen wollte, um welchen Schaden es sich handelte und was man dagegen machen kann.

Ich frage gerne zum Schluss noch einmal nach Pflanzen. „Ihre Kundin fragt Sie nach einer blaublühenden Staude, die sie gerne hier in dem Garten in den Halbschatten vor die Bäumen pflanzen möchte. Sie sollen sehr früh im Jahr blühen, zusammen mit den Osterglocken. Was antworten Sie ihr?“ Schweigen. Man sieht, wie es hinter der Stirn rattert, aber es zündet nicht. Also wie früher im Sportunterricht – kleine Hilfestellung geben beim Sprung über den Bock. „Haben Sie bestimmt schon gesehen und in der Hand gehabt. Blüht leuchtend hellblau Ende April bis in den Mai hinein. Ist auch ein guter Bodendecker und es gibt auch Sorten mit schönen Blattzeichnungen.“ Immer noch schweigen, verbunden mit Schweißperlen. Ich bin mir sicher, er weiß es, kommt aber nicht drauf.

In so einem Fall muss man Brücken bauen. „Wer die Pflanzen einmal gesehen haben, kann sie nicht mehr vergessen!“ „Vergissmeinnicht?“ „Ja, geht doch! Und wie weiter?“ „Kaukasus-Vergissmeinnicht?“ „Jawoll! Und wie botanisch?“ „Brunnera macrophylla.“ Plötzlich sind die Schweißperlen weg, der Atem geht wieder ruhiger und unser Prüfling hat einen erleichterten Gesichtsausdruck. Der Rest war gut und am Ende des Tages hatte die Welt einen frisch gebackenen Landschaftsgärtner mehr, der wahrscheinlich nie wieder Vergissmeinnicht und mich vergisst. Die Pflanze sollten Sie aber auch nicht vergessen. Wenn Sie einen zuverlässigen Begleiter im schattigen Staudenbeet suchen oder einen wüchsigen Bodendecker im lichten Schatten von Bäumen oder Sträuchern, dann haben Sie jetzt einen gefunden.

Ich empfehle Ihnen die Sorte Brunnera macrophylla `Jack Frost`. Der Vorteil dieser Sorte liegt in den silberfarbenen Blättern, die mit grünen Adern durchzogen sind. Damit fällt die Pflanze auch auf, wenn die Blüte vorbei ist. Somit hat man vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst etwas von dieser ansprechenden Staude. Kaukasus-Vergissmeinnicht wird 30-50 cm hoch und braucht je nach Standort nur etwas Pflege. Wenn er am Rand von Gehölzen steht und sich dort auch selbst aussäen darf, braucht man praktisch nichts zu machen, außer ihnen vielleicht ab und an eine Handvoll Hornspäne zu geben. Der Boden sollte nicht ganz austrocknen, aber in schattigen oder halbschattigen Bereichen passiert das ja auch eher seltener. Steht Brunnera im Staudenbeet, sollte man sie nach der Blüte zurückschneiden. Dann kommt es zu keiner Samenbildung und zum Austrieb frischer, neuer Blätter. Wenn die Pflanzen sich im Beet breit machen, sollte man sie auch ab und an im zeitigen Frühjahr vor der Blütenbildung rausnehmen, teilen und neu pflanzen.

Die beim Teilen übrig gebliebenen Pflanzen können Sie gerne den Menschen schenken, die regelmäßig Ihren Geburtstag vergessen. Ist dann der Wink mit dem Zaunpfahl. Neben der Sorte `Jack Frost` gibt es auch noch andere attraktive Sorten mit farbigen Blättern und auch weißen Blüten. Darüber hinaus gibt es weitere Arten, die alle zur Familie gehören, aber doch unterschiedlich sind. Myosotis palustris (Sumpfvergissmeinnicht) wächst als Beispiel am Teichrand und Omphalodes verna (Gedenkemein) sieht aus wie Vergissmeinnicht, ist aber keins. Aber egal um welche Art es sich handelt, ich bin mir sicher, wann immer unser junger Kollege Vergissmeinnicht sieht, denkt er an einen blöden Prüfer mit blöden Fragen.

Viel Spaß beim Gärtnern und bleiben Sie fröhlich. Ich bleibe es auch! Ihr Thomas Kramer.