Meggen. Die Bahn wird die Unterführung in Meggen nicht kurzfristig sanieren. Der Rat zeigte sich verwundert: Letztes Jahr gab es noch eine andere Ansage.

Wurde die scharfe und zeitweise von persönlichen Angriffen geprägte Debatte um die Zukunft des Meggener Bahnhofsgeländes auf Grundlage falscher Informationen geführt? Dieser Vorwurf steht nach der Ratssitzung am Mittwoch im Raum.

Zwischen zwei Entwürfen musste der Rat der Stadt Lennestadt im vergangenen September entscheiden. Vorausgegangen waren monatelange Diskussionen, in denen die Rufe nach einer Beteiligung der Meggener Bürger immer lauter wurden. „Wenn wir jetzt von vorn anfangen, machen wir uns lächerlich“, hatte Bernd Brüggemann das im Namen der CDU damals abgelehnt. Schließlich dränge die Zeit, weil der Neubau in Verbindung mit der Umgestaltung der maroden Fußgängerunterführung stattfinden sollte. Spätestens Anfang 2021 müsse klar sein, so hieß es damals, was auf dem Grundstück genau gebaut werden soll.

Bürgermeister Tobias Puspas informierte nun jedoch darüber, dass es zu der Unterführung gar „keine kurzfristigen Überlegungen bei der Deutschen Bahn“ gibt, dass der Schandfleck vor 2025 also mit Sicherheit nicht saniert werde.

Vorgänger Stefan Hundt habe den Rat in dieser Sache anders informiert, erinnerte sich unter anderem Gerhard Schäfer (Grüne), der von Puspas nun wissen wollte, wie er sich diese Diskrepanz erkläre. Hat die Bahn ihre Pläne kurzerhand geändert oder sei der Rat falsch informiert worden?

Keine hilfreichen Protokolle

Das könne er nicht beantworten, erwiderte der Bürgermeister. Zu Hundts Zeiten sei er schließlich noch nicht in der Stadtverwaltung tätig gewesen. Der Beigeordnete Karsten Schürheck hingegen schon, bohrte Heinz Vollmer (SPD) nach. „Bei den Gesprächen war ich nicht dabei“, erwiderte der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters jedoch.

Auch interessant

Nach Protokollen oder Gesprächsvermerken erkundigte sich Sebastian Sonntag (SPD) schließlich. „Es gibt Protokolle“, antwortete Puspas, „aber keine, die mir gegenüber der Deutschen Bahn helfen würden.“ Gemeint waren offenkundig Protokolle, aus denen eine Zusage für eine zügige Sanierung der Unterführung hervorgehe. Allerdings sei es auch schwierig, sich mit einem Großkonzern wie der Bahn nach einem Gespräch auf ein Protokoll zu einigen.

Dennoch, appellierte Sebastian Sonntag, der beruflich als Unternehmensberater tätig ist, müssten Protokolle gefertigt und mit der Bitte um Ergänzungen und Anpassungen an den Gesprächspartner geschickt werden. „Dann sind sie wenigstens in den Akten.“ „Danke für die Beratung“, erwiderte der Bürgermeister, was einige Ratsmitglieder schmunzeln ließ. Gerhard Schäfer hingegen sprang Sonntag zur Seite: Der Rat habe die Aufgabe, die Verwaltung zu kontrollieren. Dafür sei eine schriftliche Dokumentation solch wichtiger Gespräche entscheidend.

Eigenständiger Umbau eine Option?

Auf eine Anfrage an die Bahn, unter welchen Umständen das Unternehmen der Stadt Lennestadt gestatte, die Sanierung der Unterführung selbst in die Hand zu nehmen, gibt es bislang keine Antwort. Tobias Puspas zeigte sich jedoch skeptisch, dass das eine realistische Option ist: „Das können wir uns gar nicht leisten.“

Noch unklar sei auch, wann die versprochene Informationsveranstaltung zu dem umstrittenen Bauprojekt erfolge. Zunächst müsse die Bahn mitteilen, wie groß die Abstände zu den Gleisanlagen sein müssen. Erst dann können die Entwürfe des Investors Incler so weit finalisiert werden, dass sie der Öffentlichkeit präsentiert werden können. „Der aktuelle Stand“, fasste der Bürgermeister zusammen, „stimmt mich nicht euphorisch.“