Lennestadt. KDK Automotive wird das Werk in Lennestadt mit 200 Mitarbeitern bis Mitte 2022 schließen. Die IG Metall kündigt für Donnerstag einen Streik an.

„Dass da irgendetwas passieren würde, hat uns nicht überrascht, aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass ein ganzes Werk geschlossen werden soll.“ Einen Tag, nachdem KDK Automotive angekündigt hatte, sein Werk in Lennestadt-Grevenbrück bis Mitte 2022 zu schließen, findet André Arenz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall im Kreis Olpe deutliche Worte. Er erklärte, er habe die Hoffnung gehabt, dass die Geschäftsführung frühzeitig das Gespräch mit der IG Metall gesucht hätte: „Es hätte darum gehen müssen, wie das Werk nach vorne gebracht werden könne.“

Das Unternehmen hatte die Werksschließung am Dienstagabend in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, nachdem zuvor die Belegschaft informiert worden war. Nach Angaben eines Sprechers sind am Standort in der Kracht rund 200 Mitarbeiter beschäftigt.

Arenz kritisiert KDK-Geschäftsführung scharf

Der IG Metall-Chef äußert deutliche Kritik am KDK-Management: „Ich hätte mir gewünscht, dass der Arbeitgeber nicht dabei zuschaut, wie das eine oder andere Produkt nicht mehr wettbewerbsfähig ist, weil keine Innovationen betrieben worden sind, sondern das Werk weiterentwickelt in Richtung neuer Produkte und neuer Fertigungsverfahren. Das ist hier versäumt worden.“ KDK habe die Technologie 2013 aus der Insolvenz übernommen und keine wirklichen Ideen für die Zukunft des Werkes entwickelt. Stattdessen waren über die Jahre schon rund 100 Arbeitsplätze abgebaut worden.

Arenz weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass die Gewerkschaft keine wirtschaftliche Mitbestimmung habe: „Am Ende des Tages können wir in solchen Situationen nur versuchen, es für die Unternehmensführung möglichst teuer zu machen, damit sie es sich vielleicht noch einmal überlegt. Leider gelingt das meist nicht.“ Die IG Metall sei bei KDK gut organisiert, weit über 50 Prozent der Mitarbeiter seien IG Metall-Mitglied.

„Trotz sehr großer Anstrengungen und Beiträgen von Gesellschaftern und Belegschaft in den vergangenen Jahren ist es aufgrund der strukturellen Probleme des Standortes nicht gelungen, eine ausreichende wirtschaftliche Stabilität zu erreichen“, war KDK-Geschäftsführer Thomas Park in der Pressemitteilung zitiert worden. Am Standort sind demnach seit 2014 keine nennenswerten neuen Aufträge platziert worden. Die Auslastung liegt derzeit bei rund 30 Prozent.

Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern angekündigt

Die Situation belaste den finanziellen Handlungsspielraum des Gesamtunternehmens und würde ohne die geplanten Veränderungen die Zukunft der ganzen KDK-Automotive-Gruppe gefährden. Die Corona-Pandemie, teilt das Unternehmen weiter mit, habe diese kritische Entwicklung nicht verursacht, aber doch deutlich verstärkt und beschleunigt.

„Wir tragen Verantwortung für alle unsere Mitarbeiter. Deshalb müssen wir nun in Lennestadt schnell und konsequent handeln, um in Europa weiterhin ca. 700 Arbeitsplätze zu sichern. Wir werden alles tun, um die Maßnahme für die Lennestädter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort möglichst sozialverträglich zu gestalten,“ betont Jeong-Kyu Im, verantwortlicher Personalchef für KDK in Europa. Die Arbeitnehmervertreter werden zu Gesprächen über den Abschluss eines Interessensausgleichs sowie eines Sozialplans eingeladen.

Die Planungen sehen vor, dass die Fertigungslinien aus Lennestadt an die verbleibenden europäischen Standorte verlagert werden.

Andere Zulieferer stehen besser da

Erst 2013 hatte die koreanische Gesellschaft Dongkook das seit 1950 bestehende Werk (zunächst Firma RSL) übernommen und gemeinsam mit dem Standort in Wächtersbach (Hessen) als KDK Automotive weitergeführt. Das Unternehmen produziert in der Kracht auf 18.000 Quadratmetern unter anderem Gurthöhenversteller, Haltegriffe und Kopfstützen sowie Dekore.

IG-Metall-Chef Arenz gab am Mittwoch Morgen folgenden Ausblick: „Wir bereiten für Donnerstag einen Warnstreik vor oder im Werk vor, je nachdem ob sie uns reinlassen, natürlich unter Corona-Bedingungen. Unsere erste Forderung ist natürlich der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Bisher hat der Arbeitgeber ja nur die Absicht geäußert, das Werk zu schließen.“ Fragezeichen stünden beispielsweise hinter der Zukunft der Verwaltung und des Technikbereiches/Entwicklung. „Den Arbeitnehmern, die ihren Job verlieren, gilt unser vordringlichstes Interesse. Wir werden den Arbeitgeber vor uns hertreiben, um bestmögliche Bedingungen für diese Menschen zu erreichen.“

Die Frage, ob im Zuge der Corona-Krise noch weitere Unternehmen aus dem Kreis Olpe, insbesondere Autozulieferer, vor dem Aus stünden, beantwortet Arenz eindeutig: „Nein, davon ist mir nichts bekannt.“ Andere namhafte Unternehmen aus dem Kreis Olpe würden Produktionsteile auch ins osteuropäische Ausland verlagern, wie das von KDK geplant sei, „die sorgen aber gleichzeitig dafür, dass neue Produkte an den heimischen Standorten gefertigt werden“, sagt Arenz.