Attendorn. Die Initiatoren des Bürgerantrags präsentieren zwei Investoren für das Wall-Center. Ihre Kritik: Es habe kein transparentes Verfahren gegeben.

Nachdem die Initiatoren des Einwohnerantrags zum „Wall-Center“-Projekt kürzlich eine Internetseite aufgebaut hatten, auf der sie einen Beschluss des Rates beantragen, einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen, präsentieren die Initiatoren nun zwei interessierte Investoren: Sowohl die HD Investitions- und Verwaltungs-GmbH aus Deizisau und die peko GmbH aus Eppelborn bekunden ihre Bereitschaft, sich an solchem Investitionswettbewerbs zu beteiligen. Am Freitagnachmittag verschickten sie ihre Anschreiben, die auch unserer Redaktion vorliegen, an Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil.

Investor aus Deizisau möchte ein „zukunftsfähiges, nachhaltiges, standortbasiertes Konzept“ vorlegen

Janis Ernst, Prokurist der HD Investitions- und Verwaltungs-GmbH, schreibt dazu: „Sollte es zu so einem Wettbewerb kommen, würden wir uns gerne daran beteiligen und der Hansestadt ein zukunftsfähiges, nachhaltiges, standortbasiertes Konzept vorlegen.“ Und weiter: „Gerade in einer solchen Lage sollten alle wesentlichen Faktoren und Funktionen miteinbezogen werden, um einerseits die Akzeptanz in der Bürgerschaft zu fördern und andererseits die Innenstadt nicht zu schwächen.“ Die peko GmbH verweist in ihrem Anschreiben auf „zahlreiche Projekte“, die sie in dieser Art umgesetzt habe und erklärt sich dazu bereit, im Nachgang entsprechende Referenzen zur Verfügung zu stellen.

Hedwig Holthoff-Peiffer, die die Antragsteller im Rahmen des Einwohnerantragsverfahren vertritt, stellt zu der Aussage von Bürgermeister Pospischil, dass ein „Verhandlungsverfahren mit vier Investoren“ stattgefunden habe, klar: „Die Verwaltung hat vier Investoren angesprochen, der Name des vierten war den Abgeordneten nicht mal mehr in Erinnerung. Zwei Angesprochene waren nicht interessiert, einer hat auf die nicht erfüllbaren Vorgaben verwiesen. Es verblieb die ITG mit einem Vorschlag, der dem Innenstadtentwicklungskonzept nicht entspricht. Weitere Investoren wurden nicht angefragt.“

Kritik: Entscheidungen wurden im nichtöffentlichen Teil gefällt

Auch der Aussage der Verwaltung, dass ein „ganz offenes und transparentes Verfahren“ durchgeführt worden sei, widerspricht Holthoff-Peiffer. „Das Stichwort ‚ITG‘ führt im Ratsinfosystem für die öffentlichen Sitzungen des Rates vor Januar 2020 zu keinen Erkenntnissen zu den geplanten Vorhaben. Offensichtlich sind alle Entscheidungen im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen getroffen worden.“ Die seit Frühjahr 2020 zugesagten Informationen würden nicht erfolgen. „Alle Fraktionen haben die Einladung der Initiative Bahnhofsquartier zum Gespräch und zur Vorstellung interessierter anderer Investoren ausgeschlagen“, so Holthoff-Peiffer.

Ein weiterer Kritikpunkt, gegen den sich die Initiative wehrt, ist der Vorwurf, dass „der Bürgerantrag sehr spät eingereicht worden sei“. Die Bürger hätten erst am 8. Mai durch die Presse erfahren, dass im nichtöffentlichen Sitzungsteil ein Verkauf der Flächen an ITG beschlossen werden soll. Dementsprechend habe man nur gut eine Woche Zeit, um trotz Feiertag und unter Pandemiebedingungen die Unterschriften der Einwohner einzuholen.

Attendorns Bürger fühlen sich übergangen

„Der überwiegende Teil der zögernden Bürger glaubt nicht (mehr), dass Politik und Verwaltung bereit sind, sich ihre Sorgen und Bedenken anzuhören und sich vom Willen und der Meinung der Bürger in ihrer Entscheidung beeinflussen zu lassen“, betont Holthoff-Peiffer. Die Bürger fühlten sich übergangen, nicht beachtet und sähen keine Chance, ihre bürgerlichen Rechte durchzusetzen und die Zukunft ihrer Stadt mitzugestalten. „Und das ist das eigentlich Schlimme an dem Vorgang ‚Wallcenter‘!“

>>> PROJEKTE IN GANZ DEUTSCHLAND

  • Die peko GmbH hat unter anderem bereits das ehemalige Zwieback-Brandt-Gelände in Hagen revitalisiert, ein Nahversorgungszentrum mit Hotel und Boardingshaus in Berlin-Schönefeld gebaut oder auch das Carré „Fürther Freiheit“ umgebaut und saniert.
  • Zu den Projekten der HD Investitions- und Verwaltungs-GmbH gehört mitunter die neue Hopfenpost – eine Symbiose aus Büros und Shopping-Bereich – und das Marx Zentrum, beides in München gelegen.