Lennestadt/Elspe. Die digitale Abstandstechnik für Veranstaltungen auf der Elsper Bühne ist bald verfügbar, ein Chip wird zur Eintrittskarte.

Wenn das Elspe Festival wieder öffnen darf, dann werden nicht nur Winnetou und seine Blutsbrüder, sondern alle Besucher ein Amulett um den Hals tragen. Nur wird der Halsschmuck des Publikums aus einem Transponder mit einem Computerchip bestehen, der in der Lage ist, den Abstand zwischen den Besuchern zu messen, Laufwege bzw. Bewegungsprofile auf dem Gelände aufzuzeichnen und die persönlichen Daten der Zuschauer zu speichern. Anhand der vielen gesammelten Daten sollen entsprechende Sicherheitskonzepte, Abstandsbarrieren und mehr konzipiert werden.

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Der intelligente Chip, quasi die neue digitale Eintrittskarte für das Festival-Gelände, ist das Kernstück des Modellprojekts „Elspe Festival“ und könnte laut Bürgermeister Tobias Puspas schon bald eingesetzt werden.

Die Stadt steht mit einem süddeutschen Hersteller in Kontakt, der ein solches System für Hotels anbietet, auch das heimische Unternehmen Localino, Hersteller eines Indoor-Ortungssystem (wir berichteten), ist mit im Boot. Der nächste Schritt werde sein, die Software für die spezielle Situation in Elspe zu programmieren. Nächste Woche sollen die technischen Möglichkeiten in einer Videokonferenz ausgelotet werden, so der Bürgermeister. „Wir beschäftigen uns schon mit konkreten Fragen, wie wir die Transponder in der Masse aufgeladen bekommen“, so Puspas.

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Bei der Finanzierung dieser Technik ist die Stadt seit Mittwoch einen Schritt weiter. Einstimmig ermächtigte der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwochabend den Bürgermeister, außerplanmäßig 90.000 Euro für das Modellprojekt „Elspe Festival“ in Anspruch zu nehmen, falls nötig.

Eine Art Freifahrtschein, denn Puspas kann nach eigenem Ermessen entscheiden, wofür er das Geld einsetzt. Ob sich das Geld irgendwann durch eine Landesförderung finanzieren wird, ist offen.

Kein Technik-Test

Puspas betonte den Sinn des Ganzen: „Wir sind keine Techniktester, sondern wir wollen so feststellen, welche Voraussetzungen für Veranstaltungen mit einem großen Publikum in einem abgeschlossenen Raum notwendig sind.“ Das alles wird von der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Uni Siegen wissenschaftlich begleitet.

Die damit verbundene wirtschaftliche Förderung des Elspe Festivals in der Coronazeit sei ein positiver Nebeneffekt, sagte der Bürgermeister. Weil dieses Projekt im Gegensatz zu anderen „einmalig“ sei, sieht Puspas nach der Vorstellung des Projekts im zuständigen NRW-Wirtschaftsministerium eine realistische Aussicht, dass das Land das Projekt finanziell fördert, obwohl die Finanzierung der Modellprojekte normalerweise den Kommunen obliegt.

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Ein bisschen Gerangel gab es um die Finanzierung des Modellprojekt-Zuschusses dennoch. Die Verwaltung hatte als Deckungsvorschlag eine Entnahme von 50.000 Euro aus dem Haushaltskonto „Medizinische Versorgung“ vorgeschlagen, weil dies der einzige finanzielle Puffer im Haushalt ist, der noch nicht konkret verplant sei, so Jochen Biermann, Hüter der Stadtkasse. Diesen Weg lehnten SPD und Grünen entschieden ab, weil dies ein falsches Signal an die Bürger sei.

Nach längerer Diskussion einigten sich die Fraktionen auf eine Gegenfinanzierung aus dem Konto Kreisumlage. Die Stadt muss in diesem Jahr fiktiv 408.000 Euro weniger nach Olpe überweisen als erwartet, weil der Kreis die Umlage nicht erhöht hatte.