Gerlingen. Durch die Amazon-Ansiedlung steigt der Druck, die Ortsdurchfahrt in Gerlingen zu entlasten. Anwohner wollen sich nicht länger vertrösten lassen.

Die Interessengemeinschaft „Besser leben in Gerlingen“ drückt weiter aufs Tempo: Vor der Ratssitzung am Mittwoch, in der über die Verkehrssituation in der Ortsdurchfahrt beraten wird, fordert sie eine Machbarkeitsstudie für eine Umgehungsstraße. Durch die Amazon-Ansiedlung im Gewerbegebiet „Auf der Mark“ werde sie nochmals dringlicher. Möglichst schon 2025, wenn die A 45 sechsspurig ausgebaut wird, solle die neue Straße daher entstehen. „Aufgrund der aktuellen Verkehrssituation besteht sofortiger Handlungsbedarf“, erklärt die Interessengemeinschaft in einer Stellungnahme.

In der Sitzungsvorlage wird vorgeschlagen, die Umgehungsstraße zu bauen, wenn auch das Gewerbegebiet Ruttenberg erschlossen wird. „Im Zusammenhang mit Ruttenberg wird immer wieder das Jahr 2035 genannt“, so die Interessengemeinschaft weiter. „Eine solche Zeitplanung ist für uns Gerlinger völlig inakzeptabel.“ Zudem sei die Ansiedlung des Gewerbegebiets unsicher. „Was passiert, wenn es nicht realisiert wird? Die stetig steigende Verkehrsbelastung ist ein Fakt. Gibt es einen Plan B?“

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Außerdem dürften die Baupläne für eine Umgehungsstraße nicht von möglichen Zuschüssen abhängig gemacht werden. Der Wohlstand der Gemeinde basiere überwiegend auf den Gewerbeansiedlungen in und um Gerlingen. „Es ist jetzt an der Zeit, etwas zurückzugeben“, fordert die Interessengemeinschaft um Sprecher Benjamin Hacke, Ludger Alfes, Karl-Josef Luke und Jürgen Simon. „Es ist ermüdend immer wieder Verständnis und Bedauern beteuert zu bekommen. Durch die Mitleidsbekundungen ändern sich die Verhältnisse leider nicht.“ Wenn es um die Gesundheit der Anwohner geht, müssten wirtschaftliche Argumente zurückgestellt werden.

Kritik an Entscheidung gegen Kreisverkehre

Dass der Bau von Kreisverkehren entlang der Ortsdurchfahrt nicht weiter verfolgt werden soll, stößt den Gerlingern ebenfalls sauer auf. „Warum funktionieren in fast allen Städten Kreisverkehre, die den Stand der Technik abbilden und das Mittel der Wahl bei Verkehrsflussoptimierungen darstellen, in Gerlingen (aber) nicht?“, fragen sie und fordern eine abschließende verbindliche Prüfung.

Letztlich müsse auch Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt wieder ein Thema werden. Im Lärmaktionsplan von 2013 war diese Maßnahme noch enthalten. „Leider wurde diesem Vorschlag nicht gefolgt und er scheint offensichtlich aktuell auch nicht auf der Agenda zu stehen“, bemängelt die Interessengemeinschaft.

Sie schließt mit einem Appell: „Wir bitten alle Fraktionen unser Anliegen zu unterstützen. Es wäre wünschenswert, wenn am Ende Beschlüsse einer ganz großen Koalition aus allen Ratsfraktionen stehen würden.“

Die Ratssitzung beginnt am Mittwoch, 28. April, um 17.30 Uhr in der Aula der Gesamtschule und ist öffentlich.