Finnentrop. Vermutlich wird die Gemeinde Finnentrop ihre Wohnflächen verdichten. Das vermutet zumindest Dr. Jürgen Schewe aus Breckerfeld. Seine Erklärung:

Wenn man den Regionalplanentwurf der Bezirksregierung Arnsberg zugrunde legt, werden sich die Wohnflächen in der Gemeinde Finnentrop erheblich verdichten. So zumindest lautet das Fazit von Dr. Jürgen Schewe vom Planungs- und Beratungsunternehmen „MSP Impulsprojekt“ mit Sitz in Breckerfeld. Die Verwaltung hatte Schewe im Vorfeld für die Erstellung des Gesamtkommunalen städtebaulichen Entwicklungskonzeptes beauftragt. Die Ergebnisse stellte er am Donnerstag im Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss vor.

Nach dem aktuellen Regionalplanentwurf seien 30 Wohneinheiten pro Hektar vorgesehen. Wie eine Bestandsaufnahme von 2018 jedoch zeigt, verteilen sich im Finnentroper Gemeindegebiet 7965 Wohneinheiten auf insgesamt 353 Hektar Wohnbaufläche. Das entspricht einem Durchschnitt von 22,6 Wohneinheiten pro Hektar. „Hintergrund ist, dass man bundesweit die Zersiedelung begrenzen möchte. Dazu hat man ein Rechenmodell zugrunde gelegt – ob das realistisch ist, ist zweitrangig“, so Schewe auf den Einwurf von Dirk Leibe (CDU), ob die Bezirksregierung auf die Errichtung von Großstadtdörfern abziele.

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Für Schewe sei das kaum nachzuvollziehen, denn: „Sie müssten jetzt theoretisch bei neuen Siedlungsgebieten, die an Einfamilienhaus-Gebiete anschließen, im Übergang zum Freiraum verdichten.“ Aus städtebaulicher Sicht sei das „völlig unverständlich“.

Attraktivierung der Ortsteile

Im Rahmen des Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzeptes (IKEK) wurden bereits Ziele festgelegt. Die Etablierung eines guten Wohnstandortes für alle Bevölkerungsgruppen gehört dazu, genauso wie die Reduzierung des Leerstandes und die Attraktivierung der Ortsteile als Wohnstandort, insbesondere für (junge) Familien. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zum Thema Wohnen und Bauen in Finnentrop hatte unter anderem ergeben, dass vor allem in den Ortsteilen Ostentrop, Schönholthausen und Fretter Baugrundstücke und Eigenheime gefragt sind.

Planungen in Heggen gehen voran

Einstimmig hat der Ausschuss beschlossen, die nächsten Planungsschritte zum Bau von Wohnhäusern auf dem Gelände der alten Jugendherberge in Heggen einzuleiten. Wie berichtet, soll die Jugendherberge, die zuletzt für Flüchtlingszwecke genutzt wurde, abgerissen werden. Die Fläche wird im aktuellen Nutzungsplan als Fläche für den Gemeinbedarf dargestellt und soll künftig Wohnbebauung erlauben. Dafür muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen Ein- und Zweifamilienhäuser, möglicherweise auch Formen des Betreuten Wohnens, entstehen. Die Bezirksregierung Arnsberg hat laut Verwaltung keine Bedenken.

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Jedoch weichen die Wünsche der Bevölkerung stark von dem Vorgaben des Regionalplanes ab: „Die meisten möchten ein Grundstück zwischen 600 und 800 Quadratmeter, einige 1000 Quadratmeter. Das ist unter keinen Umständen realisierbar“, betont Schewe. Die Gemeinde müsse das dementsprechend verdeutlichen und den Bauwilligen gegenüber kommunizieren.

Acht Hektar unter Priorität 1

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Bürgermeister Achim Henkel (CDU) machte deutlich, dass man beim Thema Verdichtung aber nicht nur dem Wunsch nach Einfamilienhäusern nachkomme. „Auch der Wunsch nach Wohnungsbau wurde im Rahmen der Befragung an uns herangetragen. Das kann in Heggen – mit der ehemaligen Jugendherberge – schon der Fall sein. Aber das lässt sich nicht überall umsetzen.“

Insgesamt würden knapp acht Hektar im Gemeindegebiet unter die Priorität 1 fallen. Heißt: Hier könnten Wohnbauflächen gut umgesetzt werden. „Mit den ASB-Flächen (Allgemeiner Siedlungsbereich, hier sind Finnentrop, Bamenohl und Heggen gemeint, Anm. der Red.) wäre die Gemeinde Finnentrop über dem, was ihr laut Regionalplan zugestanden wird. Aber die Umsetzbarkeit spielt natürlich auch eine Rolle. Das heißt, man wird sehen müssen, welche Flächen aus der Priorität 1 tatsächlich in den kommenden Jahren realisiert werden können“, lenkte Schewe ein.